Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite
ppo_272.001
Alles Fleisch, das sich von der Speisetragenden Erde ppo_272.002
Nähret, verfolgte der Tod weltherrschend von Zone zu ppo_272.003
Zone. ppo_272.004
O wie war die Gestalt des Landes verkehrt, wie verwandelt! ppo_272.005
ppo_272.006
Wo nur jüngst noch der Lenz in seinem blumigten Kleide ppo_272.007
Zwischen der duftenden Ros' und dem Liede der Nachtigall ppo_272.008
lachte, ppo_272.009
Schmachtet' er unter den Banden, womit die Flut ihn ppo_272.010
gebunden. ppo_272.011
Schweflichte Dämpfe von finstern und groben Erzen ppo_272.012
des Abgrunds ppo_272.013
Flogen empor, und mischten mit Gift die Luft und das ppo_272.014
Wasser. ppo_272.015
Unterdeß floh der Komet, und rühmt', ihm hätte die Erde ppo_272.016
Nichts als die äußersten Ecken der Durstgebirge genommen. ppo_272.017
Vor dem Antlitz der Menschen, die Gott in die Arche ppo_272.018
beschlossen, ppo_272.019
Brüllten nicht ungehört die verschlossenen Donner im ppo_272.020
Erdreich, ppo_272.021
Wankte nicht unempfunden in ihrer Feste die Erde. ppo_272.022
Auch sie hatten den eisernen Himmel, gepeitscht von den ppo_272.023
Winden, ppo_272.024
Kommen gesehn, und über das Land sich breiten gesehen, ppo_272.025
Bis er aus seinen Cavernen die Meere Gewässers herabgoß. ppo_272.026
ppo_272.027
Aber den feindlichen Stern, der das Uebel der Erde gebracht ppo_272.028
hat, ppo_272.029
Sahn sie nicht mehr; er nahm, gehüllt in cimmerische ppo_272.030
Schatten, ppo_272.031
Seinen Lauf zu dem Kreis des Mercurs mit geflügelter ppo_272.032
Eile. ppo_272.033
Aber noch reichte die Flut nicht hinauf zur schirmenden ppo_272.034
Arche.
ppo_272.001
Alles Fleisch, das sich von der Speisetragenden Erde ppo_272.002
Nähret, verfolgte der Tod weltherrschend von Zone zu ppo_272.003
Zone. ppo_272.004
O wie war die Gestalt des Landes verkehrt, wie verwandelt! ppo_272.005
ppo_272.006
Wo nur jüngst noch der Lenz in seinem blumigten Kleide ppo_272.007
Zwischen der duftenden Ros' und dem Liede der Nachtigall ppo_272.008
lachte, ppo_272.009
Schmachtet' er unter den Banden, womit die Flut ihn ppo_272.010
gebunden. ppo_272.011
Schweflichte Dämpfe von finstern und groben Erzen ppo_272.012
des Abgrunds ppo_272.013
Flogen empor, und mischten mit Gift die Luft und das ppo_272.014
Wasser. ppo_272.015
Unterdeß floh der Komet, und rühmt', ihm hätte die Erde ppo_272.016
Nichts als die äußersten Ecken der Durstgebirge genommen. ppo_272.017
Vor dem Antlitz der Menschen, die Gott in die Arche ppo_272.018
beschlossen, ppo_272.019
Brüllten nicht ungehört die verschlossenen Donner im ppo_272.020
Erdreich, ppo_272.021
Wankte nicht unempfunden in ihrer Feste die Erde. ppo_272.022
Auch sie hatten den eisernen Himmel, gepeitscht von den ppo_272.023
Winden, ppo_272.024
Kommen gesehn, und über das Land sich breiten gesehen, ppo_272.025
Bis er aus seinen Cavernen die Meere Gewässers herabgoß. ppo_272.026
ppo_272.027
Aber den feindlichen Stern, der das Uebel der Erde gebracht ppo_272.028
hat, ppo_272.029
Sahn sie nicht mehr; er nahm, gehüllt in cimmerische ppo_272.030
Schatten, ppo_272.031
Seinen Lauf zu dem Kreis des Mercurs mit geflügelter ppo_272.032
Eile. ppo_272.033
Aber noch reichte die Flut nicht hinauf zur schirmenden ppo_272.034
Arche.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0284" n="272"/>
          <lb n="ppo_272.001"/>
          <lg>
            <l>Alles Fleisch, das sich von der Speisetragenden Erde</l>
            <lb n="ppo_272.002"/>
            <l>Nähret, verfolgte der Tod weltherrschend von Zone zu</l>
            <lb n="ppo_272.003"/>
            <l> <hi rendition="#right">Zone.</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.004"/>
            <l>O wie war die Gestalt des Landes verkehrt, wie verwandelt!</l>
            <lb n="ppo_272.005"/>
            <l/>
            <lb n="ppo_272.006"/>
            <l>Wo nur jüngst noch der Lenz in seinem blumigten Kleide</l>
            <lb n="ppo_272.007"/>
            <l>Zwischen der duftenden Ros' und dem Liede der Nachtigall</l>
            <lb n="ppo_272.008"/>
            <l> <hi rendition="#right">lachte,</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.009"/>
            <l>Schmachtet' er unter den Banden, womit die Flut ihn</l>
            <lb n="ppo_272.010"/>
            <l> <hi rendition="#right">gebunden.</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.011"/>
            <l>Schweflichte Dämpfe von finstern und groben Erzen</l>
            <lb n="ppo_272.012"/>
            <l> <hi rendition="#right">des Abgrunds</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.013"/>
            <l>Flogen empor, und mischten mit Gift die Luft und das</l>
            <lb n="ppo_272.014"/>
            <l> <hi rendition="#right">Wasser.</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.015"/>
            <l>Unterdeß floh der Komet, und rühmt', ihm hätte die Erde</l>
            <lb n="ppo_272.016"/>
            <l>Nichts als die äußersten Ecken der Durstgebirge genommen.</l>
            <lb n="ppo_272.017"/>
            <l>  Vor dem Antlitz der Menschen, die Gott in die Arche</l>
            <lb n="ppo_272.018"/>
            <l> <hi rendition="#right">beschlossen,</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.019"/>
            <l>Brüllten nicht ungehört die verschlossenen Donner im</l>
            <lb n="ppo_272.020"/>
            <l> <hi rendition="#right">Erdreich,</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.021"/>
            <l>Wankte nicht unempfunden in ihrer Feste die Erde.</l>
            <lb n="ppo_272.022"/>
            <l>Auch sie hatten den eisernen Himmel, gepeitscht von den</l>
            <lb n="ppo_272.023"/>
            <l> <hi rendition="#right">Winden,</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.024"/>
            <l>Kommen gesehn, und über das Land sich breiten gesehen,</l>
            <lb n="ppo_272.025"/>
            <l>Bis er aus seinen Cavernen die Meere Gewässers herabgoß.</l>
            <lb n="ppo_272.026"/>
            <l/>
            <lb n="ppo_272.027"/>
            <l>Aber den feindlichen Stern, der das Uebel der Erde gebracht</l>
            <lb n="ppo_272.028"/>
            <l> <hi rendition="#right">hat,</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.029"/>
            <l>Sahn sie nicht mehr; er nahm, gehüllt in cimmerische</l>
            <lb n="ppo_272.030"/>
            <l> <hi rendition="#right">Schatten,</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.031"/>
            <l>Seinen Lauf zu dem Kreis des Mercurs mit geflügelter</l>
            <lb n="ppo_272.032"/>
            <l> <hi rendition="#right">Eile.</hi> </l>
            <lb n="ppo_272.033"/>
            <l>Aber noch reichte die Flut nicht hinauf zur schirmenden</l>
            <lb n="ppo_272.034"/>
            <l> <hi rendition="#right">Arche.</hi> </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0284] ppo_272.001 Alles Fleisch, das sich von der Speisetragenden Erde ppo_272.002 Nähret, verfolgte der Tod weltherrschend von Zone zu ppo_272.003 Zone. ppo_272.004 O wie war die Gestalt des Landes verkehrt, wie verwandelt! ppo_272.005 ppo_272.006 Wo nur jüngst noch der Lenz in seinem blumigten Kleide ppo_272.007 Zwischen der duftenden Ros' und dem Liede der Nachtigall ppo_272.008 lachte, ppo_272.009 Schmachtet' er unter den Banden, womit die Flut ihn ppo_272.010 gebunden. ppo_272.011 Schweflichte Dämpfe von finstern und groben Erzen ppo_272.012 des Abgrunds ppo_272.013 Flogen empor, und mischten mit Gift die Luft und das ppo_272.014 Wasser. ppo_272.015 Unterdeß floh der Komet, und rühmt', ihm hätte die Erde ppo_272.016 Nichts als die äußersten Ecken der Durstgebirge genommen. ppo_272.017 Vor dem Antlitz der Menschen, die Gott in die Arche ppo_272.018 beschlossen, ppo_272.019 Brüllten nicht ungehört die verschlossenen Donner im ppo_272.020 Erdreich, ppo_272.021 Wankte nicht unempfunden in ihrer Feste die Erde. ppo_272.022 Auch sie hatten den eisernen Himmel, gepeitscht von den ppo_272.023 Winden, ppo_272.024 Kommen gesehn, und über das Land sich breiten gesehen, ppo_272.025 Bis er aus seinen Cavernen die Meere Gewässers herabgoß. ppo_272.026 ppo_272.027 Aber den feindlichen Stern, der das Uebel der Erde gebracht ppo_272.028 hat, ppo_272.029 Sahn sie nicht mehr; er nahm, gehüllt in cimmerische ppo_272.030 Schatten, ppo_272.031 Seinen Lauf zu dem Kreis des Mercurs mit geflügelter ppo_272.032 Eile. ppo_272.033 Aber noch reichte die Flut nicht hinauf zur schirmenden ppo_272.034 Arche.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/284
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/284>, abgerufen am 24.11.2024.