Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_273.001 Wo sie ein Fels umwölbend in Schutz nahm; über dem ppo_273.002 ppo_273.033Haupt hin ppo_273.003 Fiel von der Höh' das Getös der Flut in schäumenden ppo_273.004 Wogen. ppo_273.005 Jnnerhalb schien ein nächtlicher Tag, die eisernen Wolken ppo_273.006 Hemmten das Licht, und vermischten die Tag' und die ppo_273.007 Nächte zusammen. ppo_273.008 Also flossen die Tage vorüber, zweideutige Tage, ppo_273.009 Die ein entkräftetes Licht nur mit welken Zügen bezeichnet. ppo_273.010 Unterdeß war die Flut beständig gewachsen, sie trat jetzt ppo_273.011 Ueber die Pforte des Paradieses, sie stieg in das Thal ein, ppo_273.012 Wo die Arch', an die Klippe gelehnt, dem Verderben ppo_273.013 entflohn war. ppo_273.014 Aber indem die Wolken mit jedem Tage zerflossen, ppo_273.015 Reinigte sich der Himmel, das Licht brach durch und ppo_273.016 besiegte ppo_273.017 Seine schwebenden Wässer, sie waren jetzt alle vergossen; ppo_273.018 Auf das Silber der Flut fiel die Sonn' im güldenen ppo_273.019 Glanze, ppo_273.020 O wie erstarrten die Menschen, als sie die gestadlose Wüste ppo_273.021 Sahn, allgegenwärtig die Flut, die Meere nach Meeren. ppo_273.022 Diese Gefilde von Wassern, die nur der Himmel begrenzte, ppo_273.023 Setzten sie lang aus sich selbst; sie standen und sahen ppo_273.024 erstaunet, ppo_273.025 Als in Gedanken bemüht, die Weiten der Meere zu messen; ppo_273.026 Aber verloren sich über dem Anblick, und hatten Mühe ppo_273.027 Jhre verirrten Sinne zu sich zurücke zu sammeln. ppo_273.028 Dann erhoben vor ihrer Stirne sich tödtliche Bilder, ppo_273.029 Eine Wahlstatt des Todes; sein Tummelplatz, seine Gerichtsstatt, ppo_273.030 ppo_273.031 Allgemeine Vertilgung, der Untergang aller Geschlechter, ppo_273.032 Aller Geschöpfe, die kürzlich den Athem des Lebens gehauchet; ppo_273.001 Wo sie ein Fels umwölbend in Schutz nahm; über dem ppo_273.002 ppo_273.033Haupt hin ppo_273.003 Fiel von der Höh' das Getös der Flut in schäumenden ppo_273.004 Wogen. ppo_273.005 Jnnerhalb schien ein nächtlicher Tag, die eisernen Wolken ppo_273.006 Hemmten das Licht, und vermischten die Tag' und die ppo_273.007 Nächte zusammen. ppo_273.008 Also flossen die Tage vorüber, zweideutige Tage, ppo_273.009 Die ein entkräftetes Licht nur mit welken Zügen bezeichnet. ppo_273.010 Unterdeß war die Flut beständig gewachsen, sie trat jetzt ppo_273.011 Ueber die Pforte des Paradieses, sie stieg in das Thal ein, ppo_273.012 Wo die Arch', an die Klippe gelehnt, dem Verderben ppo_273.013 entflohn war. ppo_273.014 Aber indem die Wolken mit jedem Tage zerflossen, ppo_273.015 Reinigte sich der Himmel, das Licht brach durch und ppo_273.016 besiegte ppo_273.017 Seine schwebenden Wässer, sie waren jetzt alle vergossen; 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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/285>, abgerufen am 16.07.2024. |