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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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auf ihrer Stirne saß. -- "Wohlan! ich unterwerfe ppo_297.002
mich den Befehlen meines Schicksals; ja, ich will ppo_297.003
selbst mit Vergnügen das unruhige Leben des Hofes mit ppo_297.004
den stillen Freuden meines Geburtsortes vertauschen; ppo_297.005
und da Sie mich einmal lieben, Herr Pastor, so würde ppo_297.006
es unzeitig seyn, spröde zu thun. Jch sehe die Ungeduld ppo_297.007
Jhrer Neigung auf Jhrem Gesicht! Kommen Sie her, ppo_297.008
mein Geliebter, und -- welch ein Triumph für einen ppo_297.009
Unerfahrnen, der nie den Ovid gelesen -- küssen Sie ppo_297.010
mich, und nehmen Sie zum Zeichen unsrer Versprechung ppo_297.011
diesen Ring an!" Und mit unaussprechlichem Vergnügen ppo_297.012
kam der schwerfällige Liebhaber gestolpert, küßte sie ppo_297.013
dreimal, und machte es zur Probe, recht artig. Sie ppo_297.014
steckte ihm einen Demant, in Form eines flammenden ppo_297.015
Herzens, an das kleinste Glied seines Fingers, und Er ppo_297.016
-- welcher Tausch! -- überreichte ihr einen ziegelfarbnen ppo_297.017
Karniol, worein ein Anker gegraben war. Nun brachte ppo_297.018
jede Minute neuen Zuwachs von Liebe und Vertrauen in ppo_297.019
ihre verbundene Gesellschaft, und frohe Gespräche von ppo_297.020
ihrer baldigen Hochzeit beschäftigten ihre unermüdeten ppo_297.021
Lippen.

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43. ppo_297.023
c) Die Romanze und Ballade.
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Wie in der lyrischen Form der Dichtkunst die ppo_297.025
Elegie zur Ode und Hymne sich verhält; so ungefähr ppo_297.026
verhält sich in der epischen Form der Dichtkunst ppo_297.027
die Romanze und Ballade zum eigentlichen Epos. ppo_297.028
Denn wie im Epos die Freiheit des im Mittelpuncte ppo_297.029
der Darstellung stehenden Helden zu dem ihn bestürmenden ppo_297.030
widrigen Schicksale sich ankündigt; so in ppo_297.031
der Romanze und Ballade die Thätigkeit und Kraftäußerung ppo_297.032
des aufgestellten Jndividuums in Beziehung ppo_297.033
auf die widrigen Schicksale, die auf dasselbe eindringen.

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auf ihrer Stirne saß. — „Wohlan! ich unterwerfe ppo_297.002
mich den Befehlen meines Schicksals; ja, ich will ppo_297.003
selbst mit Vergnügen das unruhige Leben des Hofes mit ppo_297.004
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es unzeitig seyn, spröde zu thun. Jch sehe die Ungeduld ppo_297.007
Jhrer Neigung auf Jhrem Gesicht! Kommen Sie her, ppo_297.008
mein Geliebter, und — welch ein Triumph für einen ppo_297.009
Unerfahrnen, der nie den Ovid gelesen — küssen Sie ppo_297.010
mich, und nehmen Sie zum Zeichen unsrer Versprechung ppo_297.011
diesen Ring an!“ Und mit unaussprechlichem Vergnügen ppo_297.012
kam der schwerfällige Liebhaber gestolpert, küßte sie ppo_297.013
dreimal, und machte es zur Probe, recht artig. Sie ppo_297.014
steckte ihm einen Demant, in Form eines flammenden ppo_297.015
Herzens, an das kleinste Glied seines Fingers, und Er ppo_297.016
— welcher Tausch! — überreichte ihr einen ziegelfarbnen ppo_297.017
Karniol, worein ein Anker gegraben war. Nun brachte ppo_297.018
jede Minute neuen Zuwachs von Liebe und Vertrauen in ppo_297.019
ihre verbundene Gesellschaft, und frohe Gespräche von ppo_297.020
ihrer baldigen Hochzeit beschäftigten ihre unermüdeten ppo_297.021
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43. ppo_297.023
c) Die Romanze und Ballade.
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Wie in der lyrischen Form der Dichtkunst die ppo_297.025
Elegie zur Ode und Hymne sich verhält; so ungefähr ppo_297.026
verhält sich in der epischen Form der Dichtkunst ppo_297.027
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widrigen Schicksale sich ankündigt; so in ppo_297.031
der Romanze und Ballade die Thätigkeit und Kraftäußerung ppo_297.032
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/309>, abgerufen am 22.11.2024.