Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_312.001 Und ihr Auge -- Wonne würd' ihn tödten, ppo_312.002 ppo_312.009Schloß' es sich dem fremden Tage nicht. ppo_312.003 Ach, sie drückt mit schüchternem Erröthen ppo_312.004 An des Jünglings Busen ihr Gesicht. ppo_312.005 Liebe! Liebe! stammeln beider Zungen, ppo_312.006 Und die Seelen, ganz in eins verschlungen, ppo_312.007 Hemmt ein Kuß im schwesterlichen Flug ppo_312.008 Mit geheimnißvollem Zug. 3) von Luise Brachmann (+ 1822). ppo_312.010Columbus. ppo_312.011 "Was willst du, Fernando, so trüb' nnd bleich? ppo_312.012 ppo_312.019Du bringst mir traurige Mähr!" -- ppo_312.013 "Ach, edler Feldherr, bereitet Euch: ppo_312.014 Nicht länger bezähm' ich das Heer. ppo_312.015 Wenn jetzt nicht die Küste sich zeigen will; ppo_312.016 So seyd ihr ein Opfer der Wuth; ppo_312.017 Sie fordern laut, wie Sturmgebrüll, ppo_312.018 Des Feldherrn heiliges Blut." Und eh' noch dem Ritter das Wort entflohn; ppo_312.020 ppo_312.027Da drängte die Menge sich nach. ppo_312.021 Da stürmten die Krieger, die Wüthenden, schon, ppo_312.022 Gleich Wogen, ins stille Gemach. ppo_312.023 Verzweiflung im wilden, verlöschenden Blick, ppo_312.024 Auf bleichen Gesichtern der Tod: -- ppo_312.025 "Verräther! wo ist nun dein gleisendes Glück? ppo_312.026 Jetzt rett' uns vom Gipfel der Noth!" "Du giebst uns nicht Speise; so gieb uns denn ppo_312.028
Blut!" -- ppo_312.029 "Blut!" -- riefen die Schrecklichen, -- "Blut!" ppo_312.030 Sanft stellte der Große den Felsenmuth ppo_312.031 Entgegen der stürmenden Fluth. ppo_312.001 Und ihr Auge — Wonne würd' ihn tödten, ppo_312.002 ppo_312.009Schloß' es sich dem fremden Tage nicht. ppo_312.003 Ach, sie drückt mit schüchternem Erröthen ppo_312.004 An des Jünglings Busen ihr Gesicht. ppo_312.005 Liebe! Liebe! stammeln beider Zungen, ppo_312.006 Und die Seelen, ganz in eins verschlungen, ppo_312.007 Hemmt ein Kuß im schwesterlichen Flug ppo_312.008 Mit geheimnißvollem Zug. 3) von Luise Brachmann († 1822). ppo_312.010Columbus. ppo_312.011 „Was willst du, Fernando, so trüb' nnd bleich? ppo_312.012 ppo_312.019Du bringst mir traurige Mähr!“ — ppo_312.013 „Ach, edler Feldherr, bereitet Euch: ppo_312.014 Nicht länger bezähm' ich das Heer. ppo_312.015 Wenn jetzt nicht die Küste sich zeigen will; ppo_312.016 So seyd ihr ein Opfer der Wuth; ppo_312.017 Sie fordern laut, wie Sturmgebrüll, ppo_312.018 Des Feldherrn heiliges Blut.“ Und eh' noch dem Ritter das Wort entflohn; ppo_312.020 ppo_312.027Da drängte die Menge sich nach. ppo_312.021 Da stürmten die Krieger, die Wüthenden, schon, ppo_312.022 Gleich Wogen, ins stille Gemach. ppo_312.023 Verzweiflung im wilden, verlöschenden Blick, ppo_312.024 Auf bleichen Gesichtern der Tod: — ppo_312.025 „Verräther! wo ist nun dein gleisendes Glück? ppo_312.026 Jetzt rett' uns vom Gipfel der Noth!“ „Du giebst uns nicht Speise; so gieb uns denn ppo_312.028
Blut!“ — ppo_312.029 „Blut!“ — riefen die Schrecklichen, — „Blut!“ ppo_312.030 Sanft stellte der Große den Felsenmuth ppo_312.031 Entgegen der stürmenden Fluth. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0324" n="312"/> <lb n="ppo_312.001"/> <lg> <l> Und ihr Auge — Wonne würd' ihn tödten,</l> <lb n="ppo_312.002"/> <l>Schloß' es sich dem fremden Tage nicht.</l> <lb n="ppo_312.003"/> <l>Ach, sie drückt mit schüchternem Erröthen</l> <lb n="ppo_312.004"/> <l>An des Jünglings Busen ihr Gesicht.</l> <lb n="ppo_312.005"/> <l>Liebe! Liebe! stammeln beider Zungen,</l> <lb n="ppo_312.006"/> <l>Und die Seelen, ganz in eins verschlungen,</l> <lb n="ppo_312.007"/> <l>Hemmt ein Kuß im schwesterlichen Flug</l> <lb n="ppo_312.008"/> <l>Mit geheimnißvollem Zug.</l> </lg> <lb n="ppo_312.009"/> <p> <hi rendition="#et"> 3) von Luise <hi rendition="#g">Brachmann</hi> († 1822).</hi> </p> <lb n="ppo_312.010"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Columbus.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_312.011"/> <lg> <l> „Was willst du, Fernando, so trüb' nnd bleich?</l> <lb n="ppo_312.012"/> <l>Du bringst mir traurige Mähr!“ —</l> <lb n="ppo_312.013"/> <l>„Ach, edler Feldherr, bereitet Euch:</l> <lb n="ppo_312.014"/> <l>Nicht länger bezähm' ich das Heer.</l> <lb n="ppo_312.015"/> <l>Wenn jetzt nicht die Küste sich zeigen will;</l> <lb n="ppo_312.016"/> <l>So seyd ihr ein Opfer der Wuth;</l> <lb n="ppo_312.017"/> <l>Sie fordern laut, wie Sturmgebrüll,</l> <lb n="ppo_312.018"/> <l>Des Feldherrn heiliges Blut.“ </l> </lg> <lb n="ppo_312.019"/> <lg> <l> Und eh' noch dem Ritter das Wort entflohn;</l> <lb n="ppo_312.020"/> <l>Da drängte die Menge sich nach.</l> <lb n="ppo_312.021"/> <l>Da stürmten die Krieger, die Wüthenden, schon,</l> <lb n="ppo_312.022"/> <l>Gleich Wogen, ins stille Gemach.</l> <lb n="ppo_312.023"/> <l>Verzweiflung im wilden, verlöschenden Blick,</l> <lb n="ppo_312.024"/> <l>Auf bleichen Gesichtern der Tod: —</l> <lb n="ppo_312.025"/> <l>„Verräther! wo ist nun dein gleisendes Glück?</l> <lb n="ppo_312.026"/> <l>Jetzt rett' uns vom Gipfel der Noth!“ </l> </lg> <lb n="ppo_312.027"/> <lg> <l> „Du giebst uns nicht Speise; so gieb uns denn</l> <lb n="ppo_312.028"/> <l> <hi rendition="#right">Blut!“ —</hi> </l> <lb n="ppo_312.029"/> <l>„Blut!“ — riefen die Schrecklichen, — „Blut!“</l> <lb n="ppo_312.030"/> <l>Sanft stellte der Große den Felsenmuth</l> <lb n="ppo_312.031"/> <l>Entgegen der stürmenden Fluth.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [312/0324]
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Entgegen der stürmenden Fluth.
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