Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_332.001 Warum die Bauern unwillig wär'n, ppo_332.002
Und herbergten die Lanzknecht nicht gern. ppo_332.003 Jch sagt: es liegt im Schwabenland ppo_332.004 Ein Dorf, Gersthofen ist genannt, ppo_332.005 Da hat die Ursach sich angefangen, ppo_332.006 Jm kalten Winter nächst vergangen. ppo_332.007 Da loff ein armer Lanzknecht hart ppo_332.008 Zerrissen, frostig auf der Gartt ppo_332.009 Jn großer Kält für einen Galgen, ppo_332.010 Darauf hört er die Raben balgen, ppo_332.011 Und sah einen Dieb hangen daran, ppo_332.012 Der hätt' zwei gute Hosen an. ppo_332.013 Da dacht ihm der arme Lanzknecht, ppo_332.014 Die Hosen kommen mir gleich recht; ppo_332.015 Und streift dem Dieb die Hosen ab, ppo_332.016 An Füßen wollten sie nicht rab, ppo_332.017 Wann (denn) sie waren daran gefroren. ppo_332.018 Der Lanzknecht flucht und thät im Zoren (Zorn) ppo_332.019 Und hieb dem Dieb ab beide Füß', ppo_332.020 Sammt den Hosen int (in den) Ermel stieß. ppo_332.021 Nun war es etwas spät am Tag, ppo_332.022 Gersthofen das Dorf vor ihm lag; ppo_332.023 Da trabet er gar frostig ein, ppo_332.024 Zu suchen da die Nahrung sein. ppo_332.025 Als er nun herumgartet spat, ppo_332.026 Zuletzt er dann um Herberg bat ppo_332.027 Ein Bauren, der sagt' ihm zu willig, ppo_332.028 Gab ihm ein Schüssel voll warmer Millich, ppo_332.029 Trug ihm in die Stuben ein Schütt Stroh, ppo_332.030 Deß war der frostig Lanzknecht froh. ppo_332.031 Nun hätt diesem Bauren dazu ppo_332.032 Diesen Abend kälbert eine Kuh; ppo_332.033 Nun war es eine grim kalte Nacht, ppo_332.034 Drum wars Kalb in die Stuben bracht, ppo_332.001 Warum die Bauern unwillig wär'n, ppo_332.002
Und herbergten die Lanzknecht nicht gern. ppo_332.003 Jch sagt: es liegt im Schwabenland ppo_332.004 Ein Dorf, Gersthofen ist genannt, ppo_332.005 Da hat die Ursach sich angefangen, ppo_332.006 Jm kalten Winter nächst vergangen. ppo_332.007 Da loff ein armer Lanzknecht hart ppo_332.008 Zerrissen, frostig auf der Gartt ppo_332.009 Jn großer Kält für einen Galgen, ppo_332.010 Darauf hört er die Raben balgen, ppo_332.011 Und sah einen Dieb hangen daran, ppo_332.012 Der hätt' zwei gute Hosen an. ppo_332.013 Da dacht ihm der arme Lanzknecht, ppo_332.014 Die Hosen kommen mir gleich recht; ppo_332.015 Und streift dem Dieb die Hosen ab, ppo_332.016 An Füßen wollten sie nicht rab, ppo_332.017 Wann (denn) sie waren daran gefroren. ppo_332.018 Der Lanzknecht flucht und thät im Zoren (Zorn) ppo_332.019 Und hieb dem Dieb ab beide Füß', ppo_332.020 Sammt den Hosen int (in den) Ermel stieß. ppo_332.021 Nun war es etwas spät am Tag, ppo_332.022 Gersthofen das Dorf vor ihm lag; ppo_332.023 Da trabet er gar frostig ein, ppo_332.024 Zu suchen da die Nahrung sein. ppo_332.025 Als er nun herumgartet spat, ppo_332.026 Zuletzt er dann um Herberg bat ppo_332.027 Ein Bauren, der sagt' ihm zu willig, ppo_332.028 Gab ihm ein Schüssel voll warmer Millich, ppo_332.029 Trug ihm in die Stuben ein Schütt Stroh, ppo_332.030 Deß war der frostig Lanzknecht froh. ppo_332.031 Nun hätt diesem Bauren dazu ppo_332.032 Diesen Abend kälbert eine Kuh; ppo_332.033 Nun war es eine grim kalte Nacht, ppo_332.034 Drum wars Kalb in die Stuben bracht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0344" n="332"/> <lb n="ppo_332.001"/> <lg> <l>Warum die Bauern unwillig wär'n,</l> <lb n="ppo_332.002"/> <l>Und herbergten die Lanzknecht nicht gern.</l> <lb n="ppo_332.003"/> <l>Jch sagt: es liegt im Schwabenland</l> <lb n="ppo_332.004"/> <l>Ein Dorf, Gersthofen ist genannt,</l> <lb n="ppo_332.005"/> <l>Da hat die Ursach sich angefangen,</l> <lb n="ppo_332.006"/> <l>Jm kalten Winter nächst vergangen.</l> <lb n="ppo_332.007"/> <l>Da loff ein armer Lanzknecht hart</l> <lb n="ppo_332.008"/> <l>Zerrissen, frostig auf der Gartt</l> <lb n="ppo_332.009"/> <l>Jn großer Kält für einen Galgen,</l> <lb n="ppo_332.010"/> <l>Darauf hört er die Raben balgen,</l> <lb n="ppo_332.011"/> <l>Und sah einen Dieb hangen daran,</l> <lb n="ppo_332.012"/> <l>Der hätt' zwei gute Hosen an.</l> <lb n="ppo_332.013"/> <l>Da dacht ihm der arme Lanzknecht,</l> <lb n="ppo_332.014"/> <l>Die Hosen kommen mir gleich recht;</l> <lb n="ppo_332.015"/> <l>Und streift dem Dieb die Hosen ab,</l> <lb n="ppo_332.016"/> <l>An Füßen wollten sie nicht rab,</l> <lb n="ppo_332.017"/> <l>Wann (denn) sie waren daran gefroren.</l> <lb n="ppo_332.018"/> <l>Der Lanzknecht flucht und thät im Zoren (Zorn)</l> <lb n="ppo_332.019"/> <l>Und hieb dem Dieb ab beide Füß',</l> <lb n="ppo_332.020"/> <l>Sammt den Hosen int (in den) Ermel stieß.</l> <lb n="ppo_332.021"/> <l>Nun war es etwas spät am Tag,</l> <lb n="ppo_332.022"/> <l>Gersthofen das Dorf vor ihm lag;</l> <lb n="ppo_332.023"/> <l>Da trabet er gar frostig ein,</l> <lb n="ppo_332.024"/> <l>Zu suchen da die Nahrung sein.</l> <lb n="ppo_332.025"/> <l>Als er nun herumgartet spat,</l> <lb n="ppo_332.026"/> <l>Zuletzt er dann um Herberg bat</l> <lb n="ppo_332.027"/> <l>Ein Bauren, der sagt' ihm zu willig,</l> <lb n="ppo_332.028"/> <l>Gab ihm ein Schüssel voll warmer Millich,</l> <lb n="ppo_332.029"/> <l>Trug ihm in die Stuben ein Schütt Stroh,</l> <lb n="ppo_332.030"/> <l>Deß war der frostig Lanzknecht froh.</l> <lb n="ppo_332.031"/> <l>Nun hätt diesem Bauren dazu</l> <lb n="ppo_332.032"/> <l>Diesen Abend kälbert eine Kuh;</l> <lb n="ppo_332.033"/> <l>Nun war es eine grim kalte Nacht,</l> <lb n="ppo_332.034"/> <l>Drum wars Kalb in die Stuben bracht,</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0344]
ppo_332.001
Warum die Bauern unwillig wär'n, ppo_332.002
Und herbergten die Lanzknecht nicht gern. ppo_332.003
Jch sagt: es liegt im Schwabenland ppo_332.004
Ein Dorf, Gersthofen ist genannt, ppo_332.005
Da hat die Ursach sich angefangen, ppo_332.006
Jm kalten Winter nächst vergangen. ppo_332.007
Da loff ein armer Lanzknecht hart ppo_332.008
Zerrissen, frostig auf der Gartt ppo_332.009
Jn großer Kält für einen Galgen, ppo_332.010
Darauf hört er die Raben balgen, ppo_332.011
Und sah einen Dieb hangen daran, ppo_332.012
Der hätt' zwei gute Hosen an. ppo_332.013
Da dacht ihm der arme Lanzknecht, ppo_332.014
Die Hosen kommen mir gleich recht; ppo_332.015
Und streift dem Dieb die Hosen ab, ppo_332.016
An Füßen wollten sie nicht rab, ppo_332.017
Wann (denn) sie waren daran gefroren. ppo_332.018
Der Lanzknecht flucht und thät im Zoren (Zorn) ppo_332.019
Und hieb dem Dieb ab beide Füß', ppo_332.020
Sammt den Hosen int (in den) Ermel stieß. ppo_332.021
Nun war es etwas spät am Tag, ppo_332.022
Gersthofen das Dorf vor ihm lag; ppo_332.023
Da trabet er gar frostig ein, ppo_332.024
Zu suchen da die Nahrung sein. ppo_332.025
Als er nun herumgartet spat, ppo_332.026
Zuletzt er dann um Herberg bat ppo_332.027
Ein Bauren, der sagt' ihm zu willig, ppo_332.028
Gab ihm ein Schüssel voll warmer Millich, ppo_332.029
Trug ihm in die Stuben ein Schütt Stroh, ppo_332.030
Deß war der frostig Lanzknecht froh. ppo_332.031
Nun hätt diesem Bauren dazu ppo_332.032
Diesen Abend kälbert eine Kuh; ppo_332.033
Nun war es eine grim kalte Nacht, ppo_332.034
Drum wars Kalb in die Stuben bracht,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |