Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_333.001 Daß es in Kält keinen Schaden empfing. ppo_333.002
Als jedermann nun schlafen ging, ppo_333.003 Und still wars in dem ganzen Haus, ppo_333.004 Zog der Lanzknecht die Hosen raus, ppo_333.005 Die er dem Dieb abzogen hätt, ppo_333.006 Die Füß' er ledig machen thät, ppo_333.007 Und zog des Diebes Hosen on (an), ppo_333.008 Und machet sich vor Tag davon, ppo_333.009 Ganz still, daß sein kein Mensch wahrnahm, ppo_333.010 Ließ liegen die Diebsfüß' beisam. ppo_333.011 Als früh die Bauermäd' aufston ppo_333.012 Und ward hinein die Stuben gon, ppo_333.013 Trug mit ihr ein großes Spanlicht. ppo_333.014 Als sie den Lanzknecht nicht mehr sicht, ppo_333.015 Allein das Kalb dort in der Ecken ppo_333.016 Höret gar laut schreien und blöken, ppo_333.017 Jndem sie die Diebesfüß' ersicht, ppo_333.018 Vermeinet gänzlich anders nicht, ppo_333.019 Denn das Kalb hätt' den Lanzknecht fressen. ppo_333.020 Erst wurd mit Furchten sie besessen, ppo_333.021 Säumt in der Stuben sich nicht lang, ppo_333.022 Und zu der Stubenthür aus sprang, ppo_333.023 Schreit am Tennen Zeter und Mord. ppo_333.024 Der Bauer ihr Mordgeschrei erhort, ppo_333.025 Erschrack und aus der Kammer schrier: ppo_333.026 Was ist dir? Sie antwort: weh mir ppo_333.027 O Bauer, es hat unser Kalb ppo_333.028 Den Lanzknecht fressen mehr denn halb; ppo_333.029 Allein liegen noch da seine Füß'. ppo_333.030 Der Bauer zucket sein Schweinspieß, ppo_333.031 Fuhr in rostigen Harnisch sein, ppo_333.032 Und wollt' zum Kalb in die Stuben nein. ppo_333.033 Die Bäurin schrie: o lieber Monn, ppo_333.034 Mein und deiner klein Kinder verschon; ppo_333.001 Daß es in Kält keinen Schaden empfing. ppo_333.002
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