Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.
ppo_404.001 2) von Karl Christian Reckert (+ 1800). ppo_404.008Milet. ppo_404.009 O wie entzückt mich der schöne Abend, sprach der ppo_404.010 Jetzt ging er hin und hohlte sein Mädchen, und sie ppo_404.016 O du, hob Phillis an, du, den ich mehr liebe, als
ppo_404.001 2) von Karl Christian Reckert († 1800). ppo_404.008Milet. ppo_404.009 O wie entzückt mich der schöne Abend, sprach der ppo_404.010 Jetzt ging er hin und hohlte sein Mädchen, und sie ppo_404.016 O du, hob Phillis an, du, den ich mehr liebe, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0416" n="404"/><lb n="ppo_404.001"/>da er noch zufrieden nichts von der Erde begehrte, als <lb n="ppo_404.002"/>Früchte, die sie willig gab, nichts vom Himmel flehte, <lb n="ppo_404.003"/>als Tugend und Gesundheit; eh' seine Unzufriedenheit <lb n="ppo_404.004"/>nimmer gesättigte Wünsche aussendete, die unzählige Bedürfnisse <lb n="ppo_404.005"/>erfanden, und sein Glück unter schimmerndes <lb n="ppo_404.006"/>Elend vergruben.</hi> </p> <lb n="ppo_404.007"/> <p> <hi rendition="#et"> 2) von Karl Christian <hi rendition="#g">Reckert</hi> († 1800).</hi> </p> <lb n="ppo_404.008"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Milet.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_404.009"/> <p> <hi rendition="#et"> O wie entzückt mich der schöne Abend, sprach der <lb n="ppo_404.010"/>junge Milet. Jch will mein Mädchen hohlen; denn <lb n="ppo_404.011"/>die Gegend schlummert, und sanfte Ruhe verbreitet sich <lb n="ppo_404.012"/>über die Gefilde. Dann wollen wir uns dort auf den <lb n="ppo_404.013"/>herabgerissenen Felsen setzen, und ich will ihr ein frohes <lb n="ppo_404.014"/>Lied singen.</hi> </p> <lb n="ppo_404.015"/> <p> <hi rendition="#et"> Jetzt ging er hin und hohlte sein Mädchen, und sie <lb n="ppo_404.016"/>setzten sich auf den herabgerissenen Stein, und er sang <lb n="ppo_404.017"/>ihr ein Lied, während daß seine Hand auf ihrem klopfenden <lb n="ppo_404.018"/>Busen ruhte. Ach, Phillis, hob er an, Phillis, <lb n="ppo_404.019"/>mein Herz ist froh, wenn du mich liebst; es fühlt sein <lb n="ppo_404.020"/>Glück, der Busen bebt mir voll Freude! O Phillis, seit <lb n="ppo_404.021"/>ich dich sah bei den Blumen am Wasser stehen, und <lb n="ppo_404.022"/>dein rosenfarbener kleiner Mund zum Lächeln sich öffnete; <lb n="ppo_404.023"/>Phillis, ach, da war ich voll Freude! Wann sie <lb n="ppo_404.024"/>dich liebte, Milet, so sprach ich oft seufzend; dann wäre <lb n="ppo_404.025"/>ich glücklicher, wie ein König, der weite Länder beherrschet. <lb n="ppo_404.026"/>Aber, o Phillis, das Glück belohnte meine Liebe; <lb n="ppo_404.027"/>du wurdest mir gewogen, und liebtest mich zärtlich. <lb n="ppo_404.028"/>Ach, dein Herz werde nie untreu; es bleibe friedlich, wie <lb n="ppo_404.029"/>diese Gegend, die umher lachet, indeß daß der Mond <lb n="ppo_404.030"/>sie erhellet, und dein Mund öffne sich freundlich zu <lb n="ppo_404.031"/>sanften Küssen.</hi> </p> <lb n="ppo_404.032"/> <p> <hi rendition="#et"> O du, hob Phillis an, du, den ich mehr liebe, als </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [404/0416]
ppo_404.001
da er noch zufrieden nichts von der Erde begehrte, als ppo_404.002
Früchte, die sie willig gab, nichts vom Himmel flehte, ppo_404.003
als Tugend und Gesundheit; eh' seine Unzufriedenheit ppo_404.004
nimmer gesättigte Wünsche aussendete, die unzählige Bedürfnisse ppo_404.005
erfanden, und sein Glück unter schimmerndes ppo_404.006
Elend vergruben.
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2) von Karl Christian Reckert († 1800).
ppo_404.008
Milet.
ppo_404.009
O wie entzückt mich der schöne Abend, sprach der ppo_404.010
junge Milet. Jch will mein Mädchen hohlen; denn ppo_404.011
die Gegend schlummert, und sanfte Ruhe verbreitet sich ppo_404.012
über die Gefilde. Dann wollen wir uns dort auf den ppo_404.013
herabgerissenen Felsen setzen, und ich will ihr ein frohes ppo_404.014
Lied singen.
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Jetzt ging er hin und hohlte sein Mädchen, und sie ppo_404.016
setzten sich auf den herabgerissenen Stein, und er sang ppo_404.017
ihr ein Lied, während daß seine Hand auf ihrem klopfenden ppo_404.018
Busen ruhte. Ach, Phillis, hob er an, Phillis, ppo_404.019
mein Herz ist froh, wenn du mich liebst; es fühlt sein ppo_404.020
Glück, der Busen bebt mir voll Freude! O Phillis, seit ppo_404.021
ich dich sah bei den Blumen am Wasser stehen, und ppo_404.022
dein rosenfarbener kleiner Mund zum Lächeln sich öffnete; ppo_404.023
Phillis, ach, da war ich voll Freude! Wann sie ppo_404.024
dich liebte, Milet, so sprach ich oft seufzend; dann wäre ppo_404.025
ich glücklicher, wie ein König, der weite Länder beherrschet. ppo_404.026
Aber, o Phillis, das Glück belohnte meine Liebe; ppo_404.027
du wurdest mir gewogen, und liebtest mich zärtlich. ppo_404.028
Ach, dein Herz werde nie untreu; es bleibe friedlich, wie ppo_404.029
diese Gegend, die umher lachet, indeß daß der Mond ppo_404.030
sie erhellet, und dein Mund öffne sich freundlich zu ppo_404.031
sanften Küssen.
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O du, hob Phillis an, du, den ich mehr liebe, als
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