Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

ppo_428.001
Geister, Thatsachen u. s. w.) zwar als besondere ppo_428.002
Glieder des Ganzen mit Bestimmtheit erkannt, zugleich ppo_428.003
aber auch nach ihrem Verhältnisse zu dem mit ppo_428.004
hoher Lebendigkeit und Kraft gehaltenen und durchgeführten ppo_428.005
ästhetischen Ganzen versinnlicht werden. ppo_428.006
(So v. Schiller die Götter Griechenlands, Manso ppo_428.007
die Jnseln der Seligen, v. Matthisson Elysium, ppo_428.008
Jean Paul viele Naturgemählde, Träume u. a.)

ppo_428.009

Wenn nun auch die einzelne dichterische ppo_428.010
Schilderung, je nachdem sie entweder die Versinnlichung ppo_428.011
unmittelbarer Gefühle, oder die Versinnlichung ppo_428.012
von Gefühlen enthält, die bald durch Jdeen ppo_428.013
der Vernunft, bald durch Thatsachen der Vergangenheit, ppo_428.014
bald durch Stoffe aus der Mythologie und ppo_428.015
Geisterwelt veranlaßt werden, entweder der lyrischen, ppo_428.016
oder der didactischen, oder der epischen Form der ppo_428.017
Dichtkunst angehört; so kann doch, eben wegen der ppo_428.018
großen Verschiedenheit des Ursprungs und der Anregung ppo_428.019
der individuellen Gefühle, welche der dichterischen ppo_428.020
Schilderung zum Grunde liegen, diese höchst ppo_428.021
vielseitige dichterische Form nur in der Ergänzungsklasse ppo_428.022
dichterischer Formen aufgeführt werden.

ppo_428.023
65. ppo_428.024
Beispiele derselben.
ppo_428.025

1) von Jacob Schwieger (+ nach 1665).

ppo_428.026

(Aus s. geharnschten Venus, die er Hamb. 1660 ppo_428.027
unter dem Namen: Filidor der Dorfferer, ppo_428.028
herausgab.)

ppo_428.029
Es ist ein Ort in düstrer Nacht, ppo_428.030
Wo Pech und blauer Schwefel brennet, ppo_428.031
Deß hohler Schlund nie wird erkennet, ppo_428.032
Als wenn ein Blitz ihn heiter macht;

ppo_428.001
Geister, Thatsachen u. s. w.) zwar als besondere ppo_428.002
Glieder des Ganzen mit Bestimmtheit erkannt, zugleich ppo_428.003
aber auch nach ihrem Verhältnisse zu dem mit ppo_428.004
hoher Lebendigkeit und Kraft gehaltenen und durchgeführten ppo_428.005
ästhetischen Ganzen versinnlicht werden. ppo_428.006
(So v. Schiller die Götter Griechenlands, Manso ppo_428.007
die Jnseln der Seligen, v. Matthisson Elysium, ppo_428.008
Jean Paul viele Naturgemählde, Träume u. a.)

ppo_428.009

Wenn nun auch die einzelne dichterische ppo_428.010
Schilderung, je nachdem sie entweder die Versinnlichung ppo_428.011
unmittelbarer Gefühle, oder die Versinnlichung ppo_428.012
von Gefühlen enthält, die bald durch Jdeen ppo_428.013
der Vernunft, bald durch Thatsachen der Vergangenheit, ppo_428.014
bald durch Stoffe aus der Mythologie und ppo_428.015
Geisterwelt veranlaßt werden, entweder der lyrischen, ppo_428.016
oder der didactischen, oder der epischen Form der ppo_428.017
Dichtkunst angehört; so kann doch, eben wegen der ppo_428.018
großen Verschiedenheit des Ursprungs und der Anregung ppo_428.019
der individuellen Gefühle, welche der dichterischen ppo_428.020
Schilderung zum Grunde liegen, diese höchst ppo_428.021
vielseitige dichterische Form nur in der Ergänzungsklasse ppo_428.022
dichterischer Formen aufgeführt werden.

ppo_428.023
65. ppo_428.024
Beispiele derselben.
ppo_428.025

1) von Jacob Schwieger († nach 1665).

ppo_428.026

(Aus s. geharnschten Venus, die er Hamb. 1660 ppo_428.027
unter dem Namen: Filidor der Dorfferer, ppo_428.028
herausgab.)

ppo_428.029
Es ist ein Ort in düstrer Nacht, ppo_428.030
Wo Pech und blauer Schwefel brennet, ppo_428.031
Deß hohler Schlund nie wird erkennet, ppo_428.032
Als wenn ein Blitz ihn heiter macht;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0440" n="428"/><lb n="ppo_428.001"/>Geister, Thatsachen u. s. w.) zwar als besondere <lb n="ppo_428.002"/>Glieder des Ganzen mit Bestimmtheit erkannt, zugleich <lb n="ppo_428.003"/>aber auch nach ihrem Verhältnisse zu dem mit <lb n="ppo_428.004"/>hoher Lebendigkeit und Kraft gehaltenen und durchgeführten <lb n="ppo_428.005"/>ästhetischen Ganzen versinnlicht werden. <lb n="ppo_428.006"/>(So v. <hi rendition="#g">Schiller</hi> die Götter Griechenlands, <hi rendition="#g">Manso</hi> <lb n="ppo_428.007"/>die Jnseln der Seligen, v. <hi rendition="#g">Matthisson</hi> Elysium, <lb n="ppo_428.008"/><hi rendition="#g">Jean Paul</hi> viele Naturgemählde, Träume u. a.)</p>
          <lb n="ppo_428.009"/>
          <p>  Wenn nun auch die <hi rendition="#g">einzelne</hi> dichterische <lb n="ppo_428.010"/>Schilderung, je nachdem sie entweder die Versinnlichung <lb n="ppo_428.011"/>unmittelbarer Gefühle, oder die Versinnlichung <lb n="ppo_428.012"/>von Gefühlen enthält, die bald durch Jdeen <lb n="ppo_428.013"/>der Vernunft, bald durch Thatsachen der Vergangenheit, <lb n="ppo_428.014"/>bald durch Stoffe aus der Mythologie und <lb n="ppo_428.015"/>Geisterwelt veranlaßt werden, entweder der lyrischen, <lb n="ppo_428.016"/>oder der didactischen, oder der epischen Form der <lb n="ppo_428.017"/>Dichtkunst angehört; so kann doch, eben wegen der <lb n="ppo_428.018"/>großen Verschiedenheit des Ursprungs und der Anregung <lb n="ppo_428.019"/>der individuellen Gefühle, welche der dichterischen <lb n="ppo_428.020"/>Schilderung zum Grunde liegen, diese höchst <lb n="ppo_428.021"/>vielseitige dichterische Form nur in der Ergänzungsklasse <lb n="ppo_428.022"/>dichterischer Formen aufgeführt werden.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <lb n="ppo_428.023"/>
          <head> <hi rendition="#c">65. <lb n="ppo_428.024"/><hi rendition="#g">Beispiele derselben.</hi></hi> </head>
          <lb n="ppo_428.025"/>
          <p> <hi rendition="#et">  1) von Jacob <hi rendition="#g">Schwieger</hi> (&#x2020; nach 1665).</hi> </p>
          <lb n="ppo_428.026"/>
          <p>(Aus s. geharnschten Venus, die er Hamb. 1660 <lb n="ppo_428.027"/>unter dem Namen: <hi rendition="#g">Filidor der Dorfferer,</hi> <lb n="ppo_428.028"/>herausgab.)</p>
          <lb n="ppo_428.029"/>
          <lg>
            <l>  Es ist ein Ort in düstrer Nacht,</l>
            <lb n="ppo_428.030"/>
            <l>Wo Pech und blauer Schwefel brennet,</l>
            <lb n="ppo_428.031"/>
            <l>Deß hohler Schlund nie wird erkennet,</l>
            <lb n="ppo_428.032"/>
            <l>Als wenn ein Blitz ihn heiter macht;</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0440] ppo_428.001 Geister, Thatsachen u. s. w.) zwar als besondere ppo_428.002 Glieder des Ganzen mit Bestimmtheit erkannt, zugleich ppo_428.003 aber auch nach ihrem Verhältnisse zu dem mit ppo_428.004 hoher Lebendigkeit und Kraft gehaltenen und durchgeführten ppo_428.005 ästhetischen Ganzen versinnlicht werden. ppo_428.006 (So v. Schiller die Götter Griechenlands, Manso ppo_428.007 die Jnseln der Seligen, v. Matthisson Elysium, ppo_428.008 Jean Paul viele Naturgemählde, Träume u. a.) ppo_428.009 Wenn nun auch die einzelne dichterische ppo_428.010 Schilderung, je nachdem sie entweder die Versinnlichung ppo_428.011 unmittelbarer Gefühle, oder die Versinnlichung ppo_428.012 von Gefühlen enthält, die bald durch Jdeen ppo_428.013 der Vernunft, bald durch Thatsachen der Vergangenheit, ppo_428.014 bald durch Stoffe aus der Mythologie und ppo_428.015 Geisterwelt veranlaßt werden, entweder der lyrischen, ppo_428.016 oder der didactischen, oder der epischen Form der ppo_428.017 Dichtkunst angehört; so kann doch, eben wegen der ppo_428.018 großen Verschiedenheit des Ursprungs und der Anregung ppo_428.019 der individuellen Gefühle, welche der dichterischen ppo_428.020 Schilderung zum Grunde liegen, diese höchst ppo_428.021 vielseitige dichterische Form nur in der Ergänzungsklasse ppo_428.022 dichterischer Formen aufgeführt werden. ppo_428.023 65. ppo_428.024 Beispiele derselben. ppo_428.025 1) von Jacob Schwieger († nach 1665). ppo_428.026 (Aus s. geharnschten Venus, die er Hamb. 1660 ppo_428.027 unter dem Namen: Filidor der Dorfferer, ppo_428.028 herausgab.) ppo_428.029 Es ist ein Ort in düstrer Nacht, ppo_428.030 Wo Pech und blauer Schwefel brennet, ppo_428.031 Deß hohler Schlund nie wird erkennet, ppo_428.032 Als wenn ein Blitz ihn heiter macht;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/440
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/440>, abgerufen am 22.11.2024.