Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite
ppo_430.001
Hier ist ein milder Liebesstreit; ppo_430.002
Das junge Volk spielt mit Jungfrauen ppo_430.003
Auf Elis bunten Silberauen; ppo_430.004
Scherz, Liebe, Lust und Fröhlichkeit, ppo_430.005
Vergnügung, Ruh und süßes Lachen ppo_430.006
Verkürzt ihr unaufhörlichs Wachen.
ppo_430.007
Wohl dem, der sich der Lieb' ergiebt! ppo_430.008
Der wird, bekrönt mit Myrthenkränzen, ppo_430.009
Genießen dieses kurzen Lenzen; ppo_430.010
Wohl dem, der keusch und treulich liebt! ppo_430.011
Jhn wird mit Sieg, Triumph und Singen ppo_430.012
Der bleiche Charon überbringen.
ppo_430.013

2) von Georg Schottel (+ 1676).

ppo_430.014

(Bruchstück aus "der nunmehr hinsterbenden ppo_430.015
Nymphen Germaniae elendesten Todesklage
", ppo_430.016
Braunschw. 1640. 4., wo er die Geister ppo_430.017
der teutschen Vorfahren redend einführt.)

ppo_430.018
-- Soll dieses Teutschland seyn? So würden sie ppo_430.019
wohl sagen, ppo_430.020
Das alte Vaterland, worinnen wir geschlagen ppo_430.021
Und donnergleich erlegt, wer nur kam übern Rhein? ppo_430.022
Hie ist das Land ja nicht; es kann gewiß nicht seyn. ppo_430.023
Es muß sein Scytherland, der Tartaren Gebiete, ppo_430.024
Ein Land voll Grimmigkeit, erfüllt mit Höllen Wüte. ppo_430.025
Es ist die Barbarei, da wilde Drachen seyn. ppo_430.026
Sie speien Feur, auf daß sie selbst sich äschern ein. ppo_430.027
Nein, es muß Teutschland seyn! Die Sternen uns nicht ppo_430.028
trügen. ppo_430.029
Der Rhein und Elb' ist hie; die Luft selbst kann nicht lügen. ppo_430.030
Der blau schwarz dicke Harz; schaut, hie ist noch der Ort, ppo_430.031
Da Varus biß ins Gras. Die Donau läuft noch fort. ppo_430.032
Hier wurden von der See die Leiber angetrieben,
ppo_430.001
Hier ist ein milder Liebesstreit; ppo_430.002
Das junge Volk spielt mit Jungfrauen ppo_430.003
Auf Elis bunten Silberauen; ppo_430.004
Scherz, Liebe, Lust und Fröhlichkeit, ppo_430.005
Vergnügung, Ruh und süßes Lachen ppo_430.006
Verkürzt ihr unaufhörlichs Wachen.
ppo_430.007
Wohl dem, der sich der Lieb' ergiebt! ppo_430.008
Der wird, bekrönt mit Myrthenkränzen, ppo_430.009
Genießen dieses kurzen Lenzen; ppo_430.010
Wohl dem, der keusch und treulich liebt! ppo_430.011
Jhn wird mit Sieg, Triumph und Singen ppo_430.012
Der bleiche Charon überbringen.
ppo_430.013

2) von Georg Schottel († 1676).

ppo_430.014

(Bruchstück aus „der nunmehr hinsterbenden ppo_430.015
Nymphen Germaniae elendesten Todesklage
“, ppo_430.016
Braunschw. 1640. 4., wo er die Geister ppo_430.017
der teutschen Vorfahren redend einführt.)

ppo_430.018
— Soll dieses Teutschland seyn? So würden sie ppo_430.019
wohl sagen, ppo_430.020
Das alte Vaterland, worinnen wir geschlagen ppo_430.021
Und donnergleich erlegt, wer nur kam übern Rhein? ppo_430.022
Hie ist das Land ja nicht; es kann gewiß nicht seyn. ppo_430.023
Es muß sein Scytherland, der Tartaren Gebiete, ppo_430.024
Ein Land voll Grimmigkeit, erfüllt mit Höllen Wüte. ppo_430.025
Es ist die Barbarei, da wilde Drachen seyn. ppo_430.026
Sie speien Feur, auf daß sie selbst sich äschern ein. ppo_430.027
Nein, es muß Teutschland seyn! Die Sternen uns nicht ppo_430.028
trügen. ppo_430.029
Der Rhein und Elb' ist hie; die Luft selbst kann nicht lügen. ppo_430.030
Der blau schwarz dicke Harz; schaut, hie ist noch der Ort, ppo_430.031
Da Varus biß ins Gras. Die Donau läuft noch fort. ppo_430.032
Hier wurden von der See die Leiber angetrieben,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0442" n="430"/>
          <lb n="ppo_430.001"/>
          <lg>
            <l>  Hier ist ein milder Liebesstreit;</l>
            <lb n="ppo_430.002"/>
            <l>Das junge Volk spielt mit Jungfrauen</l>
            <lb n="ppo_430.003"/>
            <l>Auf Elis bunten Silberauen;</l>
            <lb n="ppo_430.004"/>
            <l>Scherz, Liebe, Lust und Fröhlichkeit,</l>
            <lb n="ppo_430.005"/>
            <l>Vergnügung, Ruh und süßes Lachen</l>
            <lb n="ppo_430.006"/>
            <l>Verkürzt ihr unaufhörlichs Wachen. </l>
          </lg>
          <lb n="ppo_430.007"/>
          <lg>
            <l>  Wohl dem, der sich der Lieb' ergiebt!</l>
            <lb n="ppo_430.008"/>
            <l>Der wird, bekrönt mit Myrthenkränzen,</l>
            <lb n="ppo_430.009"/>
            <l>Genießen dieses kurzen Lenzen;</l>
            <lb n="ppo_430.010"/>
            <l>Wohl dem, der keusch und treulich liebt!</l>
            <lb n="ppo_430.011"/>
            <l>Jhn wird mit Sieg, Triumph und Singen</l>
            <lb n="ppo_430.012"/>
            <l>Der bleiche Charon überbringen.</l>
          </lg>
          <lb n="ppo_430.013"/>
          <p> <hi rendition="#et">  2) von Georg <hi rendition="#g">Schottel</hi> (&#x2020; 1676).</hi> </p>
          <lb n="ppo_430.014"/>
          <p>(Bruchstück aus &#x201E;<hi rendition="#g">der nunmehr hinsterbenden <lb n="ppo_430.015"/>Nymphen <hi rendition="#aq">Germaniae</hi> elendesten Todesklage</hi>&#x201C;, <lb n="ppo_430.016"/>Braunschw. 1640. 4., wo er die Geister <lb n="ppo_430.017"/>der teutschen Vorfahren redend einführt.)</p>
          <lb n="ppo_430.018"/>
          <lg>
            <l>  &#x2014; Soll dieses Teutschland seyn? So würden sie</l>
            <lb n="ppo_430.019"/>
            <l> <hi rendition="#right">wohl sagen,</hi> </l>
            <lb n="ppo_430.020"/>
            <l>Das alte Vaterland, worinnen wir geschlagen</l>
            <lb n="ppo_430.021"/>
            <l>Und donnergleich erlegt, wer nur kam übern Rhein?</l>
            <lb n="ppo_430.022"/>
            <l>Hie ist das Land ja nicht; es kann gewiß nicht seyn.</l>
            <lb n="ppo_430.023"/>
            <l>Es muß sein Scytherland, der Tartaren Gebiete,</l>
            <lb n="ppo_430.024"/>
            <l>Ein Land voll Grimmigkeit, erfüllt mit Höllen Wüte.</l>
            <lb n="ppo_430.025"/>
            <l>Es ist die Barbarei, da wilde Drachen seyn.</l>
            <lb n="ppo_430.026"/>
            <l>Sie speien Feur, auf daß sie selbst sich äschern ein.</l>
            <lb n="ppo_430.027"/>
            <l>Nein, es muß Teutschland seyn! Die Sternen uns nicht</l>
            <lb n="ppo_430.028"/>
            <l> <hi rendition="#right">trügen.</hi> </l>
            <lb n="ppo_430.029"/>
            <l>Der Rhein und Elb' ist hie; die Luft selbst kann nicht lügen.</l>
            <lb n="ppo_430.030"/>
            <l>Der blau schwarz dicke Harz; schaut, hie ist noch der Ort,</l>
            <lb n="ppo_430.031"/>
            <l>Da Varus biß ins Gras. Die Donau läuft noch fort.</l>
            <lb n="ppo_430.032"/>
            <l>Hier wurden von der See die Leiber angetrieben,</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[430/0442] ppo_430.001 Hier ist ein milder Liebesstreit; ppo_430.002 Das junge Volk spielt mit Jungfrauen ppo_430.003 Auf Elis bunten Silberauen; ppo_430.004 Scherz, Liebe, Lust und Fröhlichkeit, ppo_430.005 Vergnügung, Ruh und süßes Lachen ppo_430.006 Verkürzt ihr unaufhörlichs Wachen. ppo_430.007 Wohl dem, der sich der Lieb' ergiebt! ppo_430.008 Der wird, bekrönt mit Myrthenkränzen, ppo_430.009 Genießen dieses kurzen Lenzen; ppo_430.010 Wohl dem, der keusch und treulich liebt! ppo_430.011 Jhn wird mit Sieg, Triumph und Singen ppo_430.012 Der bleiche Charon überbringen. ppo_430.013 2) von Georg Schottel († 1676). ppo_430.014 (Bruchstück aus „der nunmehr hinsterbenden ppo_430.015 Nymphen Germaniae elendesten Todesklage“, ppo_430.016 Braunschw. 1640. 4., wo er die Geister ppo_430.017 der teutschen Vorfahren redend einführt.) ppo_430.018 — Soll dieses Teutschland seyn? So würden sie ppo_430.019 wohl sagen, ppo_430.020 Das alte Vaterland, worinnen wir geschlagen ppo_430.021 Und donnergleich erlegt, wer nur kam übern Rhein? ppo_430.022 Hie ist das Land ja nicht; es kann gewiß nicht seyn. ppo_430.023 Es muß sein Scytherland, der Tartaren Gebiete, ppo_430.024 Ein Land voll Grimmigkeit, erfüllt mit Höllen Wüte. ppo_430.025 Es ist die Barbarei, da wilde Drachen seyn. ppo_430.026 Sie speien Feur, auf daß sie selbst sich äschern ein. ppo_430.027 Nein, es muß Teutschland seyn! Die Sternen uns nicht ppo_430.028 trügen. ppo_430.029 Der Rhein und Elb' ist hie; die Luft selbst kann nicht lügen. ppo_430.030 Der blau schwarz dicke Harz; schaut, hie ist noch der Ort, ppo_430.031 Da Varus biß ins Gras. Die Donau läuft noch fort. ppo_430.032 Hier wurden von der See die Leiber angetrieben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/442
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/442>, abgerufen am 22.11.2024.