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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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in sich einschließt, unter der Einheit einer vollendeten ppo_443.002
ästhetischen Form. So wie das Gleichniß aus ppo_443.003
einer fortgesetzten und durchgebildeten Vergleichung ppo_443.004
entsteht; so die Parabel aus einem völlig durchgebildeten ppo_443.005
Gleichnisse. Sie trägt den Charakter des ppo_443.006
Epischen, weil sie eine Handlung in den Mittelpunct ppo_443.007
der Darstellung stellt; allein sie ist auch der didactischen ppo_443.008
und lyrischen Dichtkunst nahe verwandt, weil ppo_443.009
sie die Handlung nicht ihrer selbst wegen, wie der ppo_443.010
epische Dichter, sondern als Versinnlichung einer ppo_443.011
Vernunftwahrheit oder eines ewig gültigen Grundsatzes ppo_443.012
der Sittlichkeit, unter der bildlichen Hülle ppo_443.013
darstellt, und weil dieser von der selbstthätigen Einbildungskraft ppo_443.014
bewirkten freien Versinnlichung eine ppo_443.015
hohe Bewegung des Gefühlsvermögens zum Grunde ppo_443.016
liegt, ohne welche die Parabel überhaupt nicht das ppo_443.017
Gepräge der Dichtkunst tragen könnte. Dadurch ppo_443.018
unterscheidet sich denn auch die Parabel wesentlich ppo_443.019
von der Allegorie und der Fabel. Denn die Allegorie ppo_443.020
(Th. 1. S. 461) nennt den eigentlichen Gegenstand, ppo_443.021
der versinnlicht werden soll, nicht selbst, ppo_443.022
sondern läßt ihn unter einem ihm völlig entsprechenden ppo_443.023
Bilde erscheinen; auch ist es nur zufällig, wenn ppo_443.024
die Allegorie eine Vernunftwahrheit oder einen sittlichen ppo_443.025
Grundsatz versinnlicht, weil sie auf gleiche ppo_443.026
Weise auch das Gegenbild von etwas Mythischen, ppo_443.027
Geschichtlichen u. s. w. ästhetisch vollendet aufstellen ppo_443.028
kann. Noch bestimmter unterscheidet sich die Parabel ppo_443.029
von der Fabel (§. 49.), deren eigenthümlicher ppo_443.030
Charakter auf der Versinnlichung menschlicher Handlungen ppo_443.031
und Zustände in dem, der menschlichen Freiheit ppo_443.032
verwandten, Kreise des Jnstinkts beruht.

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Die Paramythie, von Herder mit diesem ppo_443.034
Namen belegt, und (in s. zerstreuten Blättern)

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in sich einschließt, unter der Einheit einer vollendeten ppo_443.002
ästhetischen Form. So wie das Gleichniß aus ppo_443.003
einer fortgesetzten und durchgebildeten Vergleichung ppo_443.004
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Gleichnisse. Sie trägt den Charakter des ppo_443.006
Epischen, weil sie eine Handlung in den Mittelpunct ppo_443.007
der Darstellung stellt; allein sie ist auch der didactischen ppo_443.008
und lyrischen Dichtkunst nahe verwandt, weil ppo_443.009
sie die Handlung nicht ihrer selbst wegen, wie der ppo_443.010
epische Dichter, sondern als Versinnlichung einer ppo_443.011
Vernunftwahrheit oder eines ewig gültigen Grundsatzes ppo_443.012
der Sittlichkeit, unter der bildlichen Hülle ppo_443.013
darstellt, und weil dieser von der selbstthätigen Einbildungskraft ppo_443.014
bewirkten freien Versinnlichung eine ppo_443.015
hohe Bewegung des Gefühlsvermögens zum Grunde ppo_443.016
liegt, ohne welche die Parabel überhaupt nicht das ppo_443.017
Gepräge der Dichtkunst tragen könnte. Dadurch ppo_443.018
unterscheidet sich denn auch die Parabel wesentlich ppo_443.019
von der Allegorie und der Fabel. Denn die Allegorie ppo_443.020
(Th. 1. S. 461) nennt den eigentlichen Gegenstand, ppo_443.021
der versinnlicht werden soll, nicht selbst, ppo_443.022
sondern läßt ihn unter einem ihm völlig entsprechenden ppo_443.023
Bilde erscheinen; auch ist es nur zufällig, wenn ppo_443.024
die Allegorie eine Vernunftwahrheit oder einen sittlichen ppo_443.025
Grundsatz versinnlicht, weil sie auf gleiche ppo_443.026
Weise auch das Gegenbild von etwas Mythischen, ppo_443.027
Geschichtlichen u. s. w. ästhetisch vollendet aufstellen ppo_443.028
kann. Noch bestimmter unterscheidet sich die Parabel ppo_443.029
von der Fabel (§. 49.), deren eigenthümlicher ppo_443.030
Charakter auf der Versinnlichung menschlicher Handlungen ppo_443.031
und Zustände in dem, der menschlichen Freiheit ppo_443.032
verwandten, Kreise des Jnstinkts beruht.

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[443/0455] ppo_443.001 in sich einschließt, unter der Einheit einer vollendeten ppo_443.002 ästhetischen Form. So wie das Gleichniß aus ppo_443.003 einer fortgesetzten und durchgebildeten Vergleichung ppo_443.004 entsteht; so die Parabel aus einem völlig durchgebildeten ppo_443.005 Gleichnisse. Sie trägt den Charakter des ppo_443.006 Epischen, weil sie eine Handlung in den Mittelpunct ppo_443.007 der Darstellung stellt; allein sie ist auch der didactischen ppo_443.008 und lyrischen Dichtkunst nahe verwandt, weil ppo_443.009 sie die Handlung nicht ihrer selbst wegen, wie der ppo_443.010 epische Dichter, sondern als Versinnlichung einer ppo_443.011 Vernunftwahrheit oder eines ewig gültigen Grundsatzes ppo_443.012 der Sittlichkeit, unter der bildlichen Hülle ppo_443.013 darstellt, und weil dieser von der selbstthätigen Einbildungskraft ppo_443.014 bewirkten freien Versinnlichung eine ppo_443.015 hohe Bewegung des Gefühlsvermögens zum Grunde ppo_443.016 liegt, ohne welche die Parabel überhaupt nicht das ppo_443.017 Gepräge der Dichtkunst tragen könnte. Dadurch ppo_443.018 unterscheidet sich denn auch die Parabel wesentlich ppo_443.019 von der Allegorie und der Fabel. Denn die Allegorie ppo_443.020 (Th. 1. S. 461) nennt den eigentlichen Gegenstand, ppo_443.021 der versinnlicht werden soll, nicht selbst, ppo_443.022 sondern läßt ihn unter einem ihm völlig entsprechenden ppo_443.023 Bilde erscheinen; auch ist es nur zufällig, wenn ppo_443.024 die Allegorie eine Vernunftwahrheit oder einen sittlichen ppo_443.025 Grundsatz versinnlicht, weil sie auf gleiche ppo_443.026 Weise auch das Gegenbild von etwas Mythischen, ppo_443.027 Geschichtlichen u. s. w. ästhetisch vollendet aufstellen ppo_443.028 kann. Noch bestimmter unterscheidet sich die Parabel ppo_443.029 von der Fabel (§. 49.), deren eigenthümlicher ppo_443.030 Charakter auf der Versinnlichung menschlicher Handlungen ppo_443.031 und Zustände in dem, der menschlichen Freiheit ppo_443.032 verwandten, Kreise des Jnstinkts beruht. ppo_443.033 Die Paramythie, von Herder mit diesem ppo_443.034 Namen belegt, und (in s. zerstreuten Blättern)

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/455>, abgerufen am 22.11.2024.