Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

ppo_448.001
sprach er, so unter der Erde schlafen, werden erwachen; ppo_448.002
die Lehrer aber werden leuchten, wie des Himmels Glanz, ppo_448.003
und die, so viel zum Guten gewirkt haben, wie die ppo_448.004
unvergänglichen Sterne." -- Er sprachs, und berührte ppo_448.005
ihn mit seiner Rechte, und Daniel entschlief unter dem ppo_448.006
Anblicke des Himmels und seiner hellleuchtenden ewigen ppo_448.007
Sterne.

ppo_448.008
68. ppo_448.009
e) Der Dialog und Monolog.
ppo_448.010

Obgleich der Dialog und Monolog nach ihrer ppo_448.011
Abwechselung und Aufeinanderfolge, und beide durchgeführt ppo_448.012
nach dem Gesetze der Form, eine Grundbedingung ppo_448.013
der äußern Ankündigung der dramatischen ppo_448.014
Dichtkunst sind; so beschränken sie sich doch keinesweges ppo_448.015
allein auf die dramatische Form. Sie können ppo_448.016
eben so in die epische, wie in die didactische und ppo_448.017
lyrische Dichtkunst abwechselnd eingelegt werden, um ppo_448.018
eine höhere Mannigfaltigkeit der Form und ein verstärkteres ppo_448.019
Jnteresse an derselben zu vermitteln; sie ppo_448.020
können auch zur ästhetischen Selbstständigkeit ppo_448.021
erhoben
und als größere, für sich bestehende ppo_448.022
Kunstformen, durchgeführt werden. Nach dieser ppo_448.023
ästhetischen Durchführung und Gestaltung unterscheiden ppo_448.024
sie sich völlig von der blos mündlichen Unterhaltung; ppo_448.025
und je nachdem durch sie entweder unmittelbare ppo_448.026
Gefühle, oder Jdeen und Wahrheiten der ppo_448.027
Vernunft, oder wichtige Vorgänge des menschlichen ppo_448.028
Lebens versinnlicht werden, nähern sie sich bald mehr ppo_448.029
der lyrischen, bald mehr der didactischen, bald mehr ppo_448.030
der epischen Dichtkunst.

ppo_448.031

Erscheint der Dialog als eine selbstständige ppo_448.032
Kunstform; so wird durch ihn entweder eine

ppo_448.001
sprach er, so unter der Erde schlafen, werden erwachen; ppo_448.002
die Lehrer aber werden leuchten, wie des Himmels Glanz, ppo_448.003
und die, so viel zum Guten gewirkt haben, wie die ppo_448.004
unvergänglichen Sterne.“ — Er sprachs, und berührte ppo_448.005
ihn mit seiner Rechte, und Daniel entschlief unter dem ppo_448.006
Anblicke des Himmels und seiner hellleuchtenden ewigen ppo_448.007
Sterne.

ppo_448.008
68. ppo_448.009
e) Der Dialog und Monolog.
ppo_448.010

Obgleich der Dialog und Monolog nach ihrer ppo_448.011
Abwechselung und Aufeinanderfolge, und beide durchgeführt ppo_448.012
nach dem Gesetze der Form, eine Grundbedingung ppo_448.013
der äußern Ankündigung der dramatischen ppo_448.014
Dichtkunst sind; so beschränken sie sich doch keinesweges ppo_448.015
allein auf die dramatische Form. Sie können ppo_448.016
eben so in die epische, wie in die didactische und ppo_448.017
lyrische Dichtkunst abwechselnd eingelegt werden, um ppo_448.018
eine höhere Mannigfaltigkeit der Form und ein verstärkteres ppo_448.019
Jnteresse an derselben zu vermitteln; sie ppo_448.020
können auch zur ästhetischen Selbstständigkeit ppo_448.021
erhoben
und als größere, für sich bestehende ppo_448.022
Kunstformen, durchgeführt werden. Nach dieser ppo_448.023
ästhetischen Durchführung und Gestaltung unterscheiden ppo_448.024
sie sich völlig von der blos mündlichen Unterhaltung; ppo_448.025
und je nachdem durch sie entweder unmittelbare ppo_448.026
Gefühle, oder Jdeen und Wahrheiten der ppo_448.027
Vernunft, oder wichtige Vorgänge des menschlichen ppo_448.028
Lebens versinnlicht werden, nähern sie sich bald mehr ppo_448.029
der lyrischen, bald mehr der didactischen, bald mehr ppo_448.030
der epischen Dichtkunst.

ppo_448.031

Erscheint der Dialog als eine selbstständige ppo_448.032
Kunstform; so wird durch ihn entweder eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0460" n="448"/><lb n="ppo_448.001"/>sprach er, so unter der Erde schlafen, werden erwachen; <lb n="ppo_448.002"/>die Lehrer aber werden leuchten, wie des Himmels Glanz, <lb n="ppo_448.003"/>und die, so viel zum Guten gewirkt haben, wie die <lb n="ppo_448.004"/>unvergänglichen Sterne.&#x201C; &#x2014; Er sprachs, und berührte <lb n="ppo_448.005"/>ihn mit seiner Rechte, und Daniel entschlief unter dem <lb n="ppo_448.006"/>Anblicke des Himmels und seiner hellleuchtenden ewigen <lb n="ppo_448.007"/>Sterne.</hi> </p>
        </div>
        <div n="2">
          <lb n="ppo_448.008"/>
          <head> <hi rendition="#c">68. <lb n="ppo_448.009"/><hi rendition="#aq">e</hi>) <hi rendition="#g">Der Dialog und Monolog.</hi></hi> </head>
          <lb n="ppo_448.010"/>
          <p>  Obgleich der Dialog und Monolog nach ihrer <lb n="ppo_448.011"/>Abwechselung und Aufeinanderfolge, und beide durchgeführt <lb n="ppo_448.012"/>nach dem Gesetze der Form, eine Grundbedingung <lb n="ppo_448.013"/>der äußern Ankündigung der dramatischen <lb n="ppo_448.014"/>Dichtkunst sind; so beschränken sie sich doch keinesweges <lb n="ppo_448.015"/>allein auf die dramatische Form. Sie können <lb n="ppo_448.016"/>eben so in die epische, wie in die didactische und <lb n="ppo_448.017"/>lyrische Dichtkunst abwechselnd eingelegt werden, um <lb n="ppo_448.018"/>eine höhere Mannigfaltigkeit der Form und ein verstärkteres <lb n="ppo_448.019"/>Jnteresse an derselben zu vermitteln; sie <lb n="ppo_448.020"/>können auch <hi rendition="#g">zur ästhetischen Selbstständigkeit <lb n="ppo_448.021"/>erhoben</hi> und als größere, für sich bestehende <lb n="ppo_448.022"/>Kunstformen, durchgeführt werden. Nach dieser <lb n="ppo_448.023"/><hi rendition="#g">ästhetischen</hi> Durchführung und Gestaltung unterscheiden <lb n="ppo_448.024"/>sie sich völlig von der blos mündlichen Unterhaltung; <lb n="ppo_448.025"/>und je nachdem durch sie entweder unmittelbare <lb n="ppo_448.026"/>Gefühle, oder Jdeen und Wahrheiten der <lb n="ppo_448.027"/>Vernunft, oder wichtige Vorgänge des menschlichen <lb n="ppo_448.028"/>Lebens versinnlicht werden, nähern sie sich bald mehr <lb n="ppo_448.029"/>der lyrischen, bald mehr der didactischen, bald mehr <lb n="ppo_448.030"/>der epischen Dichtkunst.</p>
          <lb n="ppo_448.031"/>
          <p>  Erscheint der Dialog als eine selbstständige <lb n="ppo_448.032"/>Kunstform; so wird durch ihn <hi rendition="#g">entweder</hi> eine
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0460] ppo_448.001 sprach er, so unter der Erde schlafen, werden erwachen; ppo_448.002 die Lehrer aber werden leuchten, wie des Himmels Glanz, ppo_448.003 und die, so viel zum Guten gewirkt haben, wie die ppo_448.004 unvergänglichen Sterne.“ — Er sprachs, und berührte ppo_448.005 ihn mit seiner Rechte, und Daniel entschlief unter dem ppo_448.006 Anblicke des Himmels und seiner hellleuchtenden ewigen ppo_448.007 Sterne. ppo_448.008 68. ppo_448.009 e) Der Dialog und Monolog. ppo_448.010 Obgleich der Dialog und Monolog nach ihrer ppo_448.011 Abwechselung und Aufeinanderfolge, und beide durchgeführt ppo_448.012 nach dem Gesetze der Form, eine Grundbedingung ppo_448.013 der äußern Ankündigung der dramatischen ppo_448.014 Dichtkunst sind; so beschränken sie sich doch keinesweges ppo_448.015 allein auf die dramatische Form. Sie können ppo_448.016 eben so in die epische, wie in die didactische und ppo_448.017 lyrische Dichtkunst abwechselnd eingelegt werden, um ppo_448.018 eine höhere Mannigfaltigkeit der Form und ein verstärkteres ppo_448.019 Jnteresse an derselben zu vermitteln; sie ppo_448.020 können auch zur ästhetischen Selbstständigkeit ppo_448.021 erhoben und als größere, für sich bestehende ppo_448.022 Kunstformen, durchgeführt werden. Nach dieser ppo_448.023 ästhetischen Durchführung und Gestaltung unterscheiden ppo_448.024 sie sich völlig von der blos mündlichen Unterhaltung; ppo_448.025 und je nachdem durch sie entweder unmittelbare ppo_448.026 Gefühle, oder Jdeen und Wahrheiten der ppo_448.027 Vernunft, oder wichtige Vorgänge des menschlichen ppo_448.028 Lebens versinnlicht werden, nähern sie sich bald mehr ppo_448.029 der lyrischen, bald mehr der didactischen, bald mehr ppo_448.030 der epischen Dichtkunst. ppo_448.031 Erscheint der Dialog als eine selbstständige ppo_448.032 Kunstform; so wird durch ihn entweder eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/460
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/460>, abgerufen am 22.11.2024.