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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Kinder etwas Gutes fassen, ppo_496.002
Schläfer von dem Schlaf' ablassen, ppo_496.003
Müßiggänger Fleiß erzeugen, ppo_496.004
Eitle Prahler stille schweigen, ppo_496.005
Säufer nicht stets trunken bleiben -- ppo_496.006
Jst dem Prügel zuzuschreiben.
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4) von Wernike (+ um 1720).

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Segen eines Bischoffs.

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Ein Bauer nahm den Hut nicht ab, ppo_496.010
Als man dem Volk den Segen gab. ppo_496.011
Wie nun der Bischoff dieses schaute, ppo_496.012
Und mit der Kirchenbuß' ihm draute; ppo_496.013
So sagt er: Jst der Segen gut; ppo_496.014
So geht er wohl durch meinen Hut.
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5) von Wernike.

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Römische Beichtbuße.

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Es fand sein zartes Weib ein Ehmann in Gefahr, ppo_496.018
Und wollte, weil es so zu Rom gebräuchlich war, ppo_496.019
Aus großer Liebe sich bequemen, ppo_496.020
Die Ruthenstreich' ihr abzunehmen, ppo_496.021
Die in der Beicht' ein Mönch ihr heilig auferlegte. ppo_496.022
Als nun der Pater ihm den Rücken lustig fegte; ppo_496.023
So rief sein Weib: Haut zu, Herr Pater, denn ich bin ppo_496.024
Gar eine große Sünderin.
ppo_496.025

6) von Lessing (+ 1781).

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An Einen.

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Du schmähst mich hinterrücks? Das soll mich wenig ppo_496.028
kränken. ppo_496.029
Du lobst mich ins Gesicht? Das will ich dir gedenken!
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Jst dem Prügel zuzuschreiben.
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4) von Wernike († um 1720).

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Segen eines Bischoffs.

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Als man dem Volk den Segen gab. ppo_496.011
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/508>, abgerufen am 17.05.2024.