Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_085.001 ppo_085.009 18. ppo_085.010 ppo_085.011Beispiele von Oden. 1) von Paul Flemming* ppo_085.032 Tugend ist mein Leben, ppo_085.013
Der hab' ich mich ergeben, ppo_085.014 Den ganzen mich. ppo_085.015 Tugend will ich ehren, ppo_085.016 Tugend wird mich lehren, ppo_085.017 Was sie selbst kann mehren, ppo_085.018 Sie wächst durch sich. * ppo_085.019
Die mitgetheilte Ode von Flemming, der übrigens ppo_085.020 an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen ppo_085.021 Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse ppo_085.022 des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie ppo_085.023 man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den ppo_085.024 Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das ppo_085.025 an sich treffliche Flemmingische Kirchenlied: Jn ppo_085.026 allen meinen Thaten &c. in seiner Gedichtsammlung ppo_085.027 mitten unter den Oden steht. -- Außerdem gehört ppo_085.028 das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des ppo_085.029 Erhabenen von v. Haller ebenfalls hieher ins Gebiet ppo_085.030 der Ode, und zwar gewissermaßen als der erste ppo_085.031 gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur. ppo_085.001 ppo_085.009 18. ppo_085.010 ppo_085.011Beispiele von Oden. 1) von Paul Flemming* ppo_085.032 Tugend ist mein Leben, ppo_085.013
Der hab' ich mich ergeben, ppo_085.014 Den ganzen mich. ppo_085.015 Tugend will ich ehren, ppo_085.016 Tugend wird mich lehren, ppo_085.017 Was sie selbst kann mehren, ppo_085.018 Sie wächst durch sich. * ppo_085.019
Die mitgetheilte Ode von Flemming, der übrigens ppo_085.020 an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen ppo_085.021 Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse ppo_085.022 des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie ppo_085.023 man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den ppo_085.024 Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das ppo_085.025 an sich treffliche Flemmingische Kirchenlied: Jn ppo_085.026 allen meinen Thaten &c. in seiner Gedichtsammlung ppo_085.027 mitten unter den Oden steht. — Außerdem gehört ppo_085.028 das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des ppo_085.029 Erhabenen von v. Haller ebenfalls hieher ins Gebiet ppo_085.030 der Ode, und zwar gewissermaßen als der erste ppo_085.031 gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0097" n="85"/><lb n="ppo_085.001"/>Völker, welche Philosophen im höhern Sinne des <lb n="ppo_085.002"/>Wortes hatten, wie Griechen, Teutsche und Britten, <lb n="ppo_085.003"/>reich im Anbaue des Gebietes der Ode sind, <lb n="ppo_085.004"/>während andere Völker, ohne eigentliche Metaphysiker <lb n="ppo_085.005"/>unter ihren Philosophen, mehr den Anbau der <lb n="ppo_085.006"/>leichtern und gefälligern dichterischen Formen, als <lb n="ppo_085.007"/>der Ode und der Hymne, in dem Umfange ihrer dichterischen <lb n="ppo_085.008"/>Literatur besitzen.</p> </div> <div n="2"> <lb n="ppo_085.009"/> <head> <hi rendition="#c">18. <lb n="ppo_085.010"/><hi rendition="#g">Beispiele von Oden.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_085.011"/> <p> <hi rendition="#et"> 1) von Paul <hi rendition="#g">Flemming</hi><note xml:id="PPO_085_a" place="foot" n="*"><lb n="ppo_085.019"/> Die mitgetheilte Ode von <hi rendition="#g">Flemming,</hi> der übrigens <lb n="ppo_085.020"/>an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen <lb n="ppo_085.021"/>Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse <lb n="ppo_085.022"/>des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie <lb n="ppo_085.023"/>man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den <lb n="ppo_085.024"/>Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das <lb n="ppo_085.025"/>an sich treffliche <hi rendition="#g">Flemmingische</hi> Kirchenlied: <hi rendition="#g">Jn <lb n="ppo_085.026"/>allen meinen Thaten</hi> &c. in seiner Gedichtsammlung <lb n="ppo_085.027"/>mitten unter den Oden steht. — Außerdem gehört <lb n="ppo_085.028"/>das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des <lb n="ppo_085.029"/>Erhabenen von v. <hi rendition="#g">Haller</hi> ebenfalls hieher ins Gebiet <lb n="ppo_085.030"/>der Ode, und zwar gewissermaßen als der <hi rendition="#g">erste</hi> <lb n="ppo_085.031"/>gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur.</note> <lb n="ppo_085.032"/>(† 1640).</hi> </p> <lb n="ppo_085.012"/> <lg> <l> Tugend ist mein Leben,</l> <lb n="ppo_085.013"/> <l>Der hab' ich mich ergeben,</l> <lb n="ppo_085.014"/> <l> Den ganzen mich.</l> <lb n="ppo_085.015"/> <l>Tugend will ich ehren,</l> <lb n="ppo_085.016"/> <l>Tugend wird mich lehren,</l> <lb n="ppo_085.017"/> <l>Was sie selbst kann mehren,</l> <lb n="ppo_085.018"/> <l> Sie wächst durch sich.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0097]
ppo_085.001
Völker, welche Philosophen im höhern Sinne des ppo_085.002
Wortes hatten, wie Griechen, Teutsche und Britten, ppo_085.003
reich im Anbaue des Gebietes der Ode sind, ppo_085.004
während andere Völker, ohne eigentliche Metaphysiker ppo_085.005
unter ihren Philosophen, mehr den Anbau der ppo_085.006
leichtern und gefälligern dichterischen Formen, als ppo_085.007
der Ode und der Hymne, in dem Umfange ihrer dichterischen ppo_085.008
Literatur besitzen.
ppo_085.009
18. ppo_085.010
Beispiele von Oden. ppo_085.011
1) von Paul Flemming * ppo_085.032
(† 1640).
ppo_085.012
Tugend ist mein Leben, ppo_085.013
Der hab' ich mich ergeben, ppo_085.014
Den ganzen mich. ppo_085.015
Tugend will ich ehren, ppo_085.016
Tugend wird mich lehren, ppo_085.017
Was sie selbst kann mehren, ppo_085.018
Sie wächst durch sich.
* ppo_085.019
Die mitgetheilte Ode von Flemming, der übrigens ppo_085.020
an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen ppo_085.021
Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse ppo_085.022
des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie ppo_085.023
man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den ppo_085.024
Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das ppo_085.025
an sich treffliche Flemmingische Kirchenlied: Jn ppo_085.026
allen meinen Thaten &c. in seiner Gedichtsammlung ppo_085.027
mitten unter den Oden steht. — Außerdem gehört ppo_085.028
das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des ppo_085.029
Erhabenen von v. Haller ebenfalls hieher ins Gebiet ppo_085.030
der Ode, und zwar gewissermaßen als der erste ppo_085.031
gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |