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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Summe -- verstanden! Den alten Wechsel vernichte ich dann
vor ihren Augen. So, das ist ein klares Geschäft."

Er entnahm seinem Taschenbuche ein Formular. "Übrigens,"
sagte er, sich scheinbar unterbrechend, "dreihundertundsechzig
Mark, das ist gar keine Summe. Mir fällt da gerade etwas
ein. Künstlichen Dünger können Sie ja in der Landwirtschaft
immer gebrauchen. Auch Kraftfutter könnte ich Ihnen preis¬
wert besorgen; bei der schlechten Heuernte in diesem Jahre
werden Sie das ja sowieso nötig haben. Ich kann Ihnen
gerade noch etwas Erdnußkuchen abgeben. -- Schreiben wir
sechshundert Mark, also! Für die restierenden Mark zwei¬
hundertundzwanzig -- nicht wahr -- liefre ich Ihnen künst¬
lichen Dünger und Kraftfutter. Dann ist die Affaire glatt --
nicht wahr?"

Der Bauer sah den jungen Menschen mit leeren Augen an.

"Verstehen sie nicht, Herr Büttner? Die Sache ist näm¬
lich furchtbar einfach." Er rechnete dem Alten das Ganze noch
einmal vor. "Einverstanden?"

Der Bauer bedachte sich eine Weile, dann meinte er klein¬
laut, von künstlichem Dünger habe er in seinem Leben nie
etwas wissen mögen und Kraftfutter könne er auch nicht brauchen,
da er sich mit Hülfe des Grummets durch den Winter zu
schlagen hoffe. Er bäte, ihn mit solchen fremden Sachen zu
verschonen.

"Schön!" sagte Edmund Schmeiß. "Wie Sie wollen,
Herr Büttner!" Er erhob sich und knöpfte seinen Rock zu.
"Ich glaubte, Ihnen sehr weit entgegengekommen zu sein. Aber,
wenn Sie freilich nicht wollen . . . . . ."

Von neuem schritt er zum Ausgang, wieder holte ihn die
Bäuerin ein, und erreichte mit ihren Bitten, daß er blieb.
"Moan, Pauer, bis ack verninft'g!" redete sie dem Gatten zu.
"Wenn der Herr und ar kimmt Der su entgegen. Nimm ack Ver¬
stand an und greif zu, was er Der gahn werd."

Der Büttnerbauer saß mit gesenktem Haupte da, keine
Widerrede kam mehr von seinen Lippen. Die Bäuerin eilte
geschäftig, das Tintenfaß herbeizuholen. "Werd Sie och die

Summe — verſtanden! Den alten Wechſel vernichte ich dann
vor ihren Augen. So, das iſt ein klares Geſchäft.“

Er entnahm ſeinem Taſchenbuche ein Formular. „Übrigens,“
ſagte er, ſich ſcheinbar unterbrechend, „dreihundertundſechzig
Mark, das iſt gar keine Summe. Mir fällt da gerade etwas
ein. Künſtlichen Dünger können Sie ja in der Landwirtſchaft
immer gebrauchen. Auch Kraftfutter könnte ich Ihnen preis¬
wert beſorgen; bei der ſchlechten Heuernte in dieſem Jahre
werden Sie das ja ſowieſo nötig haben. Ich kann Ihnen
gerade noch etwas Erdnußkuchen abgeben. — Schreiben wir
ſechshundert Mark, alſo! Für die reſtierenden Mark zwei¬
hundertundzwanzig — nicht wahr — liefre ich Ihnen künſt¬
lichen Dünger und Kraftfutter. Dann iſt die Affaire glatt —
nicht wahr?“

Der Bauer ſah den jungen Menſchen mit leeren Augen an.

„Verſtehen ſie nicht, Herr Büttner? Die Sache iſt näm¬
lich furchtbar einfach.“ Er rechnete dem Alten das Ganze noch
einmal vor. „Einverſtanden?“

Der Bauer bedachte ſich eine Weile, dann meinte er klein¬
laut, von künſtlichem Dünger habe er in ſeinem Leben nie
etwas wiſſen mögen und Kraftfutter könne er auch nicht brauchen,
da er ſich mit Hülfe des Grummets durch den Winter zu
ſchlagen hoffe. Er bäte, ihn mit ſolchen fremden Sachen zu
verſchonen.

„Schön!“ ſagte Edmund Schmeiß. „Wie Sie wollen,
Herr Büttner!“ Er erhob ſich und knöpfte ſeinen Rock zu.
„Ich glaubte, Ihnen ſehr weit entgegengekommen zu ſein. Aber,
wenn Sie freilich nicht wollen . . . . . .“

Von neuem ſchritt er zum Ausgang, wieder holte ihn die
Bäuerin ein, und erreichte mit ihren Bitten, daß er blieb.
„Moan, Pauer, bis ack verninft'g!“ redete ſie dem Gatten zu.
„Wenn der Herr und ar kimmt Der ſu entgegen. Nimm ack Ver¬
ſtand an und greif zu, was er Der gahn werd.“

Der Büttnerbauer ſaß mit geſenktem Haupte da, keine
Widerrede kam mehr von ſeinen Lippen. Die Bäuerin eilte
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[132/0146] Summe — verſtanden! Den alten Wechſel vernichte ich dann vor ihren Augen. So, das iſt ein klares Geſchäft.“ Er entnahm ſeinem Taſchenbuche ein Formular. „Übrigens,“ ſagte er, ſich ſcheinbar unterbrechend, „dreihundertundſechzig Mark, das iſt gar keine Summe. Mir fällt da gerade etwas ein. Künſtlichen Dünger können Sie ja in der Landwirtſchaft immer gebrauchen. Auch Kraftfutter könnte ich Ihnen preis¬ wert beſorgen; bei der ſchlechten Heuernte in dieſem Jahre werden Sie das ja ſowieſo nötig haben. Ich kann Ihnen gerade noch etwas Erdnußkuchen abgeben. — Schreiben wir ſechshundert Mark, alſo! Für die reſtierenden Mark zwei¬ hundertundzwanzig — nicht wahr — liefre ich Ihnen künſt¬ lichen Dünger und Kraftfutter. Dann iſt die Affaire glatt — nicht wahr?“ Der Bauer ſah den jungen Menſchen mit leeren Augen an. „Verſtehen ſie nicht, Herr Büttner? Die Sache iſt näm¬ lich furchtbar einfach.“ Er rechnete dem Alten das Ganze noch einmal vor. „Einverſtanden?“ Der Bauer bedachte ſich eine Weile, dann meinte er klein¬ laut, von künſtlichem Dünger habe er in ſeinem Leben nie etwas wiſſen mögen und Kraftfutter könne er auch nicht brauchen, da er ſich mit Hülfe des Grummets durch den Winter zu ſchlagen hoffe. Er bäte, ihn mit ſolchen fremden Sachen zu verſchonen. „Schön!“ ſagte Edmund Schmeiß. „Wie Sie wollen, Herr Büttner!“ Er erhob ſich und knöpfte ſeinen Rock zu. „Ich glaubte, Ihnen ſehr weit entgegengekommen zu ſein. Aber, wenn Sie freilich nicht wollen . . . . . .“ Von neuem ſchritt er zum Ausgang, wieder holte ihn die Bäuerin ein, und erreichte mit ihren Bitten, daß er blieb. „Moan, Pauer, bis ack verninft'g!“ redete ſie dem Gatten zu. „Wenn der Herr und ar kimmt Der ſu entgegen. Nimm ack Ver¬ ſtand an und greif zu, was er Der gahn werd.“ Der Büttnerbauer ſaß mit geſenktem Haupte da, keine Widerrede kam mehr von ſeinen Lippen. Die Bäuerin eilte geſchäftig, das Tintenfaß herbeizuholen. „Werd Sie och die

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/146>, abgerufen am 27.11.2024.