gangen in der letzten Zeit. Er war milder geworden und friedfertiger gegen die Seinen. Die wilde Hast hatte auf¬ gehört, mit der er während des Sommers die Arbeiten be¬ trieben hatte. Er ließ Frau und Kindern größere Freiheit, die Weiber durften im Hauswesen wieder schalten. Bis auf das Vieh herab erstreckte sich seine freundliche Stimmung. Die Pferde erhielten wieder das ihnen gebührende Maß Hafer und dankten ihrem Herrn bald dafür durch besseres Aussehen. Sich selbst gönnte der Bauer jetzt auch wieder Schlaf und Nahrung. Die guten Folgen davon bekam zunächst die Bäuerin zu spüren; er erschreckte sie nachts nicht mehr durch Selbst¬ gespräche und unheimliches Umgehen. In der Kirche war er bald wieder der Aufmerksamsten einer, und der Pastor bekam ein freundlicheres Gesicht zu sehen, als den Sommer über.
Das waren die segensreichen Folgen von Gustavs Rück¬ kehr in's Vaterhaus. Seit er seinen zweiten Sohn wieder bei sich hatte, schien der Büttnerbauer wie umgetauscht. Dabei ließ er es dem Jungen gar nicht mal merken, wie große Stücke er auf ihn hielt, und was sein Rat und seine Hilfe in der Wirtschaft ihm bedeuteten. Über den Kopf wollte er sich den jungen Menschen auch nicht wachsen lassen. Die natürliche Eifersucht des Alters, das sich von der Jugend überflügelt sieht, spielte dem Vater mit. Außerdem war Gustav nicht der Älteste. Karl blieb auch in den geheimsten Gedanken und Plänen des alten Mannes der Anerbe des Hofes. An dem in seiner Gegend und seiner Familie eingebürgerten Gebrauche, dem ältesten Sohne das Gut zu überlassen, hätte er nie und nimmer rütteln mögen. Karl sollte der zukünftige Büttner¬ bauer sein und bleiben, wenn ihn auch Gustav jetzt häufig wie einen Knecht anstellte und behandelte.
Gustav hatte auch die Ordnung der Geldverhältnisse in die Hand genommen. Davon verstand er nur soviel, wie der gesunde Menschenverstand einem lehrt. Denn Erfahrung in dieser Art Dingen zu sammeln, hatte er bei der Truppe kaum Gelegenheit gehabt.
Er that, vom richtigen Naturtrieb geleitet, das Vernünf¬
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gangen in der letzten Zeit. Er war milder geworden und friedfertiger gegen die Seinen. Die wilde Haſt hatte auf¬ gehört, mit der er während des Sommers die Arbeiten be¬ trieben hatte. Er ließ Frau und Kindern größere Freiheit, die Weiber durften im Hausweſen wieder ſchalten. Bis auf das Vieh herab erſtreckte ſich ſeine freundliche Stimmung. Die Pferde erhielten wieder das ihnen gebührende Maß Hafer und dankten ihrem Herrn bald dafür durch beſſeres Ausſehen. Sich ſelbſt gönnte der Bauer jetzt auch wieder Schlaf und Nahrung. Die guten Folgen davon bekam zunächſt die Bäuerin zu ſpüren; er erſchreckte ſie nachts nicht mehr durch Selbſt¬ geſpräche und unheimliches Umgehen. In der Kirche war er bald wieder der Aufmerkſamſten einer, und der Paſtor bekam ein freundlicheres Geſicht zu ſehen, als den Sommer über.
Das waren die ſegensreichen Folgen von Guſtavs Rück¬ kehr in's Vaterhaus. Seit er ſeinen zweiten Sohn wieder bei ſich hatte, ſchien der Büttnerbauer wie umgetauſcht. Dabei ließ er es dem Jungen gar nicht mal merken, wie große Stücke er auf ihn hielt, und was ſein Rat und ſeine Hilfe in der Wirtſchaft ihm bedeuteten. Über den Kopf wollte er ſich den jungen Menſchen auch nicht wachſen laſſen. Die natürliche Eiferſucht des Alters, das ſich von der Jugend überflügelt ſieht, ſpielte dem Vater mit. Außerdem war Guſtav nicht der Älteſte. Karl blieb auch in den geheimſten Gedanken und Plänen des alten Mannes der Anerbe des Hofes. An dem in ſeiner Gegend und ſeiner Familie eingebürgerten Gebrauche, dem älteſten Sohne das Gut zu überlaſſen, hätte er nie und nimmer rütteln mögen. Karl ſollte der zukünftige Büttner¬ bauer ſein und bleiben, wenn ihn auch Guſtav jetzt häufig wie einen Knecht anſtellte und behandelte.
Guſtav hatte auch die Ordnung der Geldverhältniſſe in die Hand genommen. Davon verſtand er nur ſoviel, wie der geſunde Menſchenverſtand einem lehrt. Denn Erfahrung in dieſer Art Dingen zu ſammeln, hatte er bei der Truppe kaum Gelegenheit gehabt.
Er that, vom richtigen Naturtrieb geleitet, das Vernünf¬
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gangen in der letzten Zeit. Er war milder geworden und
friedfertiger gegen die Seinen. Die wilde Haſt hatte auf¬
gehört, mit der er während des Sommers die Arbeiten be¬
trieben hatte. Er ließ Frau und Kindern größere Freiheit,
die Weiber durften im Hausweſen wieder ſchalten. Bis auf
das Vieh herab erſtreckte ſich ſeine freundliche Stimmung. Die
Pferde erhielten wieder das ihnen gebührende Maß Hafer
und dankten ihrem Herrn bald dafür durch beſſeres Ausſehen.
Sich ſelbſt gönnte der Bauer jetzt auch wieder Schlaf und
Nahrung. Die guten Folgen davon bekam zunächſt die Bäuerin
zu ſpüren; er erſchreckte ſie nachts nicht mehr durch Selbſt¬
geſpräche und unheimliches Umgehen. In der Kirche war er
bald wieder der Aufmerkſamſten einer, und der Paſtor bekam
ein freundlicheres Geſicht zu ſehen, als den Sommer über.
Das waren die ſegensreichen Folgen von Guſtavs Rück¬
kehr in's Vaterhaus. Seit er ſeinen zweiten Sohn wieder bei
ſich hatte, ſchien der Büttnerbauer wie umgetauſcht. Dabei
ließ er es dem Jungen gar nicht mal merken, wie große Stücke
er auf ihn hielt, und was ſein Rat und ſeine Hilfe in der
Wirtſchaft ihm bedeuteten. Über den Kopf wollte er ſich den
jungen Menſchen auch nicht wachſen laſſen. Die natürliche
Eiferſucht des Alters, das ſich von der Jugend überflügelt
ſieht, ſpielte dem Vater mit. Außerdem war Guſtav nicht der
Älteſte. Karl blieb auch in den geheimſten Gedanken und
Plänen des alten Mannes der Anerbe des Hofes. An dem
in ſeiner Gegend und ſeiner Familie eingebürgerten Gebrauche,
dem älteſten Sohne das Gut zu überlaſſen, hätte er nie und
nimmer rütteln mögen. Karl ſollte der zukünftige Büttner¬
bauer ſein und bleiben, wenn ihn auch Guſtav jetzt häufig wie
einen Knecht anſtellte und behandelte.
Guſtav hatte auch die Ordnung der Geldverhältniſſe in
die Hand genommen. Davon verſtand er nur ſoviel, wie der
geſunde Menſchenverſtand einem lehrt. Denn Erfahrung in
dieſer Art Dingen zu ſammeln, hatte er bei der Truppe kaum
Gelegenheit gehabt.
Er that, vom richtigen Naturtrieb geleitet, das Vernünf¬
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/161>, abgerufen am 28.11.2024.
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