Gustav sprach mit Lebhaftigkeit und Wärme. Er redete alles, was er auf dem Herzen hatte, herunter. Dem Onkel gegenüber wurde es ihm leicht, da stockte ihm nicht das Wort auf der Zunge, wie neulich vor den Kaschels. Er bestürmte den alten Mann, er stellte ihm die Sache im günstigsten Lichte dar, und wunderte sich beim Sprechen selbst über die eindring¬ lichen Worte, die er fand.
Der Alte kratzte sich hinter dem Ohre, sprach von den schlechten Zeiten und meinte, er habe alles Geld im Geschäfte stecken; aber er lehnte nicht völlig ab. Seine Einwendungen wurden immer schwächer. Halb und halb schien er der Sache gewonnen.
Gustav frohlockte in seinem Inneren; nun glaubte er ge¬ wonnenes Spiel zu haben. Er beschloß, die Gunst der Lage auszunutzen, und bat den Onkel, auch die Zinsen und Kosten mit zu belegen.
Der Alte sagte nicht ja und nicht nein. Die Sache schien ihm Unruhe zu bereiten. Er lief im Zimmer umher, kraute sich den Kopf, rieb die großen Bauernfäuste gegen einander, fiel beim Sprechen unwillkürlich in den Dialekt seiner Jugend zurück; der deutlichste Beweis, daß er innerlich erregt war. "Ne ne! Su schnell gieht das ne! Ihr denkt wohl uf'n Dorfe, wir hier in der Stadt, wir hätten's Geld, wie Hei. Wenn's Eich schlacht gieht, mit uns stieht's erscht recht schlacht mit'n Geschäften. Wenn de Bauern, und se kommen nich in de Stadt zum Einkaufen, das merken mir gar sehre im Handel. Geld is gar keens da. Und nu gar ich! Wenn ich auch gerne mechte, und ich wollte Traugotten helfen, kann ich denn, wie ich mechte! Unser Geschäft! -- Nu ja, die Firma Büttner und Sohn kann sich sehen lassen."
Hier machte er in seinem Rundgange Halt und fragte den Neffen, ob er sich den Laden angesehen habe. Gustav bejahte und gab seiner Bewunderung unverhohlenen Aus¬ druck. Dem Alten that das sichtlich wohl, er schmunzelte über das ganze Gesicht. "Und da sollt'st De erscht mal unser Lager sahn!" rief er. "Hernachen da wird'st De Maul und
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 12
Guſtav ſprach mit Lebhaftigkeit und Wärme. Er redete alles, was er auf dem Herzen hatte, herunter. Dem Onkel gegenüber wurde es ihm leicht, da ſtockte ihm nicht das Wort auf der Zunge, wie neulich vor den Kaſchels. Er beſtürmte den alten Mann, er ſtellte ihm die Sache im günſtigſten Lichte dar, und wunderte ſich beim Sprechen ſelbſt über die eindring¬ lichen Worte, die er fand.
Der Alte kratzte ſich hinter dem Ohre, ſprach von den ſchlechten Zeiten und meinte, er habe alles Geld im Geſchäfte ſtecken; aber er lehnte nicht völlig ab. Seine Einwendungen wurden immer ſchwächer. Halb und halb ſchien er der Sache gewonnen.
Guſtav frohlockte in ſeinem Inneren; nun glaubte er ge¬ wonnenes Spiel zu haben. Er beſchloß, die Gunſt der Lage auszunutzen, und bat den Onkel, auch die Zinſen und Koſten mit zu belegen.
Der Alte ſagte nicht ja und nicht nein. Die Sache ſchien ihm Unruhe zu bereiten. Er lief im Zimmer umher, kraute ſich den Kopf, rieb die großen Bauernfäuſte gegen einander, fiel beim Sprechen unwillkürlich in den Dialekt ſeiner Jugend zurück; der deutlichſte Beweis, daß er innerlich erregt war. „Ne ne! Su ſchnell gieht das ne! Ihr denkt wohl uf'n Dorfe, wir hier in der Stadt, wir hätten's Geld, wie Hei. Wenn's Eich ſchlacht gieht, mit uns ſtieht's erſcht recht ſchlacht mit'n Geſchäften. Wenn de Bauern, und ſe kommen nich in de Stadt zum Einkaufen, das merken mir gar ſehre im Handel. Geld is gar keens da. Und nu gar ich! Wenn ich auch gerne mechte, und ich wollte Traugotten helfen, kann ich denn, wie ich mechte! Unſer Geſchäft! — Nu ja, die Firma Büttner und Sohn kann ſich ſehen laſſen.“
Hier machte er in ſeinem Rundgange Halt und fragte den Neffen, ob er ſich den Laden angeſehen habe. Guſtav bejahte und gab ſeiner Bewunderung unverhohlenen Aus¬ druck. Dem Alten that das ſichtlich wohl, er ſchmunzelte über das ganze Geſicht. „Und da ſollt'ſt De erſcht mal unſer Lager ſahn!“ rief er. „Hernachen da wird'ſt De Maul und
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 12
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Guſtav ſprach mit Lebhaftigkeit und Wärme. Er redete
alles, was er auf dem Herzen hatte, herunter. Dem Onkel
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auf der Zunge, wie neulich vor den Kaſchels. Er beſtürmte
den alten Mann, er ſtellte ihm die Sache im günſtigſten Lichte
dar, und wunderte ſich beim Sprechen ſelbſt über die eindring¬
lichen Worte, die er fand.
Der Alte kratzte ſich hinter dem Ohre, ſprach von den
ſchlechten Zeiten und meinte, er habe alles Geld im Geſchäfte
ſtecken; aber er lehnte nicht völlig ab. Seine Einwendungen
wurden immer ſchwächer. Halb und halb ſchien er der Sache
gewonnen.
Guſtav frohlockte in ſeinem Inneren; nun glaubte er ge¬
wonnenes Spiel zu haben. Er beſchloß, die Gunſt der Lage
auszunutzen, und bat den Onkel, auch die Zinſen und Koſten
mit zu belegen.
Der Alte ſagte nicht ja und nicht nein. Die Sache ſchien
ihm Unruhe zu bereiten. Er lief im Zimmer umher, kraute
ſich den Kopf, rieb die großen Bauernfäuſte gegen einander,
fiel beim Sprechen unwillkürlich in den Dialekt ſeiner Jugend
zurück; der deutlichſte Beweis, daß er innerlich erregt war.
„Ne ne! Su ſchnell gieht das ne! Ihr denkt wohl uf'n
Dorfe, wir hier in der Stadt, wir hätten's Geld, wie Hei.
Wenn's Eich ſchlacht gieht, mit uns ſtieht's erſcht recht ſchlacht
mit'n Geſchäften. Wenn de Bauern, und ſe kommen nich in
de Stadt zum Einkaufen, das merken mir gar ſehre im Handel.
Geld is gar keens da. Und nu gar ich! Wenn ich auch gerne
mechte, und ich wollte Traugotten helfen, kann ich denn, wie
ich mechte! Unſer Geſchäft! — Nu ja, die Firma Büttner
und Sohn kann ſich ſehen laſſen.“
Hier machte er in ſeinem Rundgange Halt und fragte
den Neffen, ob er ſich den Laden angeſehen habe. Guſtav
bejahte und gab ſeiner Bewunderung unverhohlenen Aus¬
druck. Dem Alten that das ſichtlich wohl, er ſchmunzelte
über das ganze Geſicht. „Und da ſollt'ſt De erſcht mal unſer
Lager ſahn!“ rief er. „Hernachen da wird'ſt De Maul und
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 12
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/191>, abgerufen am 04.12.2024.
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