Der Sonntag war herangekommen, an welchem Gustavs und Paulinens Hochzeit begangen werden sollte.
Es war eine kleine und einfache Hochzeitsgesellschaft, die sich in der Kirche zu Halbenau um den Altar versammelt hatte. Die Eltern des Bräutigams fehlten. Es war ein schwerer Tag für die Büttnersche Familie. Tonis Stündlein war da. Die Wehen hatten bereits eingesetzt. Die Bäuerin wollte ihr Kind in schwerer Stunde nicht allein lassen. Der alte Bauer war, ohne ein Wort zu sagen, in früher Stunde aus dem Hof gegangen, dem Walde zu. Sein Feststaat, den ihm die Frauen für die Trauung zurechtgelegt hatten, war unberührt in der Kammer liegen geblieben. Aber Karl, Therese und Ernestine waren zur Stelle.
Unter den Freunden des Bräutigams fiel Häschkekarl auf. Er war wie ein feiner Herr angezogen, in schwarzen Sachen, mit weißem Vorhemdchen und Manschetten. Sogar einen schwarzen Hut, wenn auch nicht den neuesten, hielt er in der Hand. Woher der Vagabund sich diese Pracht verschafft hatte, wußte nur er allein.
Die Braut war in weißen Mull gekleidet. Das Kleid hatte sie sich mit Hilfe einer Freundin, die in der Stadt das Zuschneiden erlernt hatte, selbst angefertigt. Städtische Blasiert¬ heit würde vielleicht die Nase gerümpft haben über den Staat dieser ländlichen Braut. Von Zierlichkeit und Anmut war da keine Rede. Das helle Kleid verstärkte noch die Derbheit
VI.
Der Sonntag war herangekommen, an welchem Guſtavs und Paulinens Hochzeit begangen werden ſollte.
Es war eine kleine und einfache Hochzeitsgeſellſchaft, die ſich in der Kirche zu Halbenau um den Altar verſammelt hatte. Die Eltern des Bräutigams fehlten. Es war ein ſchwerer Tag für die Büttnerſche Familie. Tonis Stündlein war da. Die Wehen hatten bereits eingeſetzt. Die Bäuerin wollte ihr Kind in ſchwerer Stunde nicht allein laſſen. Der alte Bauer war, ohne ein Wort zu ſagen, in früher Stunde aus dem Hof gegangen, dem Walde zu. Sein Feſtſtaat, den ihm die Frauen für die Trauung zurechtgelegt hatten, war unberührt in der Kammer liegen geblieben. Aber Karl, Thereſe und Erneſtine waren zur Stelle.
Unter den Freunden des Bräutigams fiel Häſchkekarl auf. Er war wie ein feiner Herr angezogen, in ſchwarzen Sachen, mit weißem Vorhemdchen und Manſchetten. Sogar einen ſchwarzen Hut, wenn auch nicht den neueſten, hielt er in der Hand. Woher der Vagabund ſich dieſe Pracht verſchafft hatte, wußte nur er allein.
Die Braut war in weißen Mull gekleidet. Das Kleid hatte ſie ſich mit Hilfe einer Freundin, die in der Stadt das Zuſchneiden erlernt hatte, ſelbſt angefertigt. Städtiſche Blaſiert¬ heit würde vielleicht die Naſe gerümpft haben über den Staat dieſer ländlichen Braut. Von Zierlichkeit und Anmut war da keine Rede. Das helle Kleid verſtärkte noch die Derbheit
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VI.
Der Sonntag war herangekommen, an welchem Guſtavs
und Paulinens Hochzeit begangen werden ſollte.
Es war eine kleine und einfache Hochzeitsgeſellſchaft, die
ſich in der Kirche zu Halbenau um den Altar verſammelt hatte.
Die Eltern des Bräutigams fehlten. Es war ein ſchwerer
Tag für die Büttnerſche Familie. Tonis Stündlein war da.
Die Wehen hatten bereits eingeſetzt. Die Bäuerin wollte ihr
Kind in ſchwerer Stunde nicht allein laſſen. Der alte Bauer
war, ohne ein Wort zu ſagen, in früher Stunde aus dem Hof
gegangen, dem Walde zu. Sein Feſtſtaat, den ihm die Frauen
für die Trauung zurechtgelegt hatten, war unberührt in der
Kammer liegen geblieben. Aber Karl, Thereſe und Erneſtine
waren zur Stelle.
Unter den Freunden des Bräutigams fiel Häſchkekarl
auf. Er war wie ein feiner Herr angezogen, in ſchwarzen
Sachen, mit weißem Vorhemdchen und Manſchetten. Sogar
einen ſchwarzen Hut, wenn auch nicht den neueſten, hielt er in
der Hand. Woher der Vagabund ſich dieſe Pracht verſchafft
hatte, wußte nur er allein.
Die Braut war in weißen Mull gekleidet. Das Kleid
hatte ſie ſich mit Hilfe einer Freundin, die in der Stadt das
Zuſchneiden erlernt hatte, ſelbſt angefertigt. Städtiſche Blaſiert¬
heit würde vielleicht die Naſe gerümpft haben über den Staat
dieſer ländlichen Braut. Von Zierlichkeit und Anmut war
da keine Rede. Das helle Kleid verſtärkte noch die Derbheit
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. [255]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/269>, abgerufen am 24.11.2024.
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