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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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fallen und drohten jeden Augenblick Einsturz. Nur noch die
kahlen Lehmwände standen da, und durch diese blickte an
manchen Stellen schon das Tageslicht hindurch. Was an
Möbelstücken und Gerätschaften früher etwa da gewesen sein
mochte, war längst herausgeschleppt. Fast ebenso schlimm, wie
auf dem Hofe, sah es auf den Feldern aus. Das Meiste
war Schwarzbrache. Jahrelang hatte niemand hier bestellt.

"Ein schönes Feld der Thätigkeit für einen jungen Mann",
sagte Sam. "Sie werden das schon in die Höhe bringen,
Büttner, da sind Sie ganz der Mann dazu!" -- Den Pacht¬
schilling für den ersten Termin wollte Sam gütigst stunden,
und zur Anschaffung von Vieh, Saatgut und Inventar Geld
vorschießen.

Karl Büttner war leicht zu bereden, besonders von einem
wie Samuel Harrassowitz, der schon klügere seinem Willen
unterthan gemacht hatte; so wurden die beiden handelseinig.

Karl siedelte also mit Weib und Kind und den wenigen
Habseligkeiten, die er sein nannte, nach Wörmsbach über.
Therese, die sonst nicht zu weichen Stimmungen neigte, weinte,
als sie das neue Heim erblickte. Der windschiefe Giebel, die
zerbrochenen, hie und da mit Papier verklebten Scheiben, das
Strohdach, welches aussah, wie ein struppiger Pelz, in dem
die Motten sich niedergelassen! Und erst drinnen in den Stuben:
die verschimmelten Wände, die morschen Dielen, ein Herd,
zwischen dessen Kacheln das Feuer durchleuchtete!

So sahen die Räume aus, in denen sie in Zukunft
hausen sollten! --


Eines Tages kam ein kleiner Herr nach Halbenau, be¬
gleitet von einem halbwüchsigen Bürschchen. Sie trugen sich
mit Rollen, Holzkästchen, Mappen und einer langen Kette.
Wo das "ehemalig Büttnersche Bauerngut" gelegen sei, fragten
sie. Man wies ihnen den Weg. Sie begannen die Felder
zu umschreiten, der Knabe mußte kleine Pflöckchen einschlagen

fallen und drohten jeden Augenblick Einſturz. Nur noch die
kahlen Lehmwände ſtanden da, und durch dieſe blickte an
manchen Stellen ſchon das Tageslicht hindurch. Was an
Möbelſtücken und Gerätſchaften früher etwa da geweſen ſein
mochte, war längſt herausgeſchleppt. Faſt ebenſo ſchlimm, wie
auf dem Hofe, ſah es auf den Feldern aus. Das Meiſte
war Schwarzbrache. Jahrelang hatte niemand hier beſtellt.

„Ein ſchönes Feld der Thätigkeit für einen jungen Mann“,
ſagte Sam. „Sie werden das ſchon in die Höhe bringen,
Büttner, da ſind Sie ganz der Mann dazu!“ — Den Pacht¬
ſchilling für den erſten Termin wollte Sam gütigſt ſtunden,
und zur Anſchaffung von Vieh, Saatgut und Inventar Geld
vorſchießen.

Karl Büttner war leicht zu bereden, beſonders von einem
wie Samuel Harraſſowitz, der ſchon klügere ſeinem Willen
unterthan gemacht hatte; ſo wurden die beiden handelseinig.

Karl ſiedelte alſo mit Weib und Kind und den wenigen
Habſeligkeiten, die er ſein nannte, nach Wörmsbach über.
Thereſe, die ſonſt nicht zu weichen Stimmungen neigte, weinte,
als ſie das neue Heim erblickte. Der windſchiefe Giebel, die
zerbrochenen, hie und da mit Papier verklebten Scheiben, das
Strohdach, welches ausſah, wie ein ſtruppiger Pelz, in dem
die Motten ſich niedergelaſſen! Und erſt drinnen in den Stuben:
die verſchimmelten Wände, die morſchen Dielen, ein Herd,
zwiſchen deſſen Kacheln das Feuer durchleuchtete!

So ſahen die Räume aus, in denen ſie in Zukunft
hauſen ſollten! —


Eines Tages kam ein kleiner Herr nach Halbenau, be¬
gleitet von einem halbwüchſigen Bürſchchen. Sie trugen ſich
mit Rollen, Holzkäſtchen, Mappen und einer langen Kette.
Wo das „ehemalig Büttnerſche Bauerngut“ gelegen ſei, fragten
ſie. Man wies ihnen den Weg. Sie begannen die Felder
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[296/0310] fallen und drohten jeden Augenblick Einſturz. Nur noch die kahlen Lehmwände ſtanden da, und durch dieſe blickte an manchen Stellen ſchon das Tageslicht hindurch. Was an Möbelſtücken und Gerätſchaften früher etwa da geweſen ſein mochte, war längſt herausgeſchleppt. Faſt ebenſo ſchlimm, wie auf dem Hofe, ſah es auf den Feldern aus. Das Meiſte war Schwarzbrache. Jahrelang hatte niemand hier beſtellt. „Ein ſchönes Feld der Thätigkeit für einen jungen Mann“, ſagte Sam. „Sie werden das ſchon in die Höhe bringen, Büttner, da ſind Sie ganz der Mann dazu!“ — Den Pacht¬ ſchilling für den erſten Termin wollte Sam gütigſt ſtunden, und zur Anſchaffung von Vieh, Saatgut und Inventar Geld vorſchießen. Karl Büttner war leicht zu bereden, beſonders von einem wie Samuel Harraſſowitz, der ſchon klügere ſeinem Willen unterthan gemacht hatte; ſo wurden die beiden handelseinig. Karl ſiedelte alſo mit Weib und Kind und den wenigen Habſeligkeiten, die er ſein nannte, nach Wörmsbach über. Thereſe, die ſonſt nicht zu weichen Stimmungen neigte, weinte, als ſie das neue Heim erblickte. Der windſchiefe Giebel, die zerbrochenen, hie und da mit Papier verklebten Scheiben, das Strohdach, welches ausſah, wie ein ſtruppiger Pelz, in dem die Motten ſich niedergelaſſen! Und erſt drinnen in den Stuben: die verſchimmelten Wände, die morſchen Dielen, ein Herd, zwiſchen deſſen Kacheln das Feuer durchleuchtete! So ſahen die Räume aus, in denen ſie in Zukunft hauſen ſollten! — Eines Tages kam ein kleiner Herr nach Halbenau, be¬ gleitet von einem halbwüchſigen Bürſchchen. Sie trugen ſich mit Rollen, Holzkäſtchen, Mappen und einer langen Kette. Wo das „ehemalig Büttnerſche Bauerngut“ gelegen ſei, fragten ſie. Man wies ihnen den Weg. Sie begannen die Felder zu umſchreiten, der Knabe mußte kleine Pflöckchen einſchlagen

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/310>, abgerufen am 21.11.2024.