Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.Nicht weit vom Wege standen ein paar große Roggen¬ Stehen bleibend, meinte er, hier könne man sich ein wenig Sie traten in den Schatten der Feimen. Er stellte die Sie ließ sich das eine Weile lachend gefallen, dann aber "Ich thu 's glei, Ernstinel!" sagte er, sie immer noch "Was denne?" "Du weeßt schon!" -- "Du bist ein schlechter Kerl!" "'s is nich schlecht, wenn man sich lieb hat." "Laß mich!" "'s sieht uns ja keen Mensch hier -- Ernstinel!" -- Sie wehrte ihn mehr mit ihrem kühlen Blicke ab, als mit Sie lachte ihn aus. Wie ein Strahl Wasser in eine heiß Er warf sich ins Stroh, verzweifelnd, das Gesicht gegen Das Mädchen stand neben dem Liegenden. Er sollte keine Er sagte, zu den anderen werde er nicht mehr zurück¬ Nicht weit vom Wege ſtanden ein paar große Roggen¬ Stehen bleibend, meinte er, hier könne man ſich ein wenig Sie traten in den Schatten der Feimen. Er ſtellte die Sie ließ ſich das eine Weile lachend gefallen, dann aber „Ich thu 's glei, Ernſtinel!“ ſagte er, ſie immer noch „Was denne?“ „Du weeßt ſchon!“ — „Du biſt ein ſchlechter Kerl!“ „'s is nich ſchlecht, wenn man ſich lieb hat.“ „Laß mich!“ „'s ſieht uns ja keen Menſch hier — Ernſtinel!“ — Sie wehrte ihn mehr mit ihrem kühlen Blicke ab, als mit Sie lachte ihn aus. Wie ein Strahl Waſſer in eine heiß Er warf ſich ins Stroh, verzweifelnd, das Geſicht gegen Das Mädchen ſtand neben dem Liegenden. Er ſollte keine Er ſagte, zu den anderen werde er nicht mehr zurück¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0328" n="314"/> <p>Nicht weit vom Wege ſtanden ein paar große Roggen¬<lb/> ſtrohfeimen, weit und breit in der baumloſen Gegend ſichtbar.<lb/> In Häſchkes Kopfe blitzte beim Anblick der mächtigen Stroh¬<lb/> haufen ein Gedanke auf.</p><lb/> <p>Stehen bleibend, meinte er, hier könne man ſich ein wenig<lb/> im Schatten verſchnaufen. Mit dem Mittagsbrot habe es<lb/> keine ſolche Eile, die anderen würden ihnen nicht davonlaufen.</p><lb/> <p>Sie traten in den Schatten der Feimen. Er ſtellte die<lb/> Körbe bei Seite und ſagte: „Hier is gut ſein, Mädel!“<lb/> Damit umfaßte und küßte er ſie nach Herzensluſt.</p><lb/> <p>Sie ließ ſich das eine Weile lachend gefallen, dann aber<lb/> ſetzte ſie ſich zur Wehr. Er ſollte ſich mal ſeinen kratzigen<lb/> Bart abnehmen laſſen, meinte ſie.</p><lb/> <p>„Ich thu 's glei, Ernſtinel!“ ſagte er, ſie immer noch<lb/> feſthaltend und ihr verliebt in die Augen blickend. „Aber, Du<lb/> mußt mir och was zu Gefallen thun!“ —</p><lb/> <p>„Was denne?“</p><lb/> <p>„Du weeßt ſchon!“ —</p><lb/> <p>„Du biſt ein ſchlechter Kerl!“</p><lb/> <p>„'s is nich ſchlecht, wenn man ſich lieb hat.“</p><lb/> <p>„Laß mich!“</p><lb/> <p>„'s ſieht uns ja keen Menſch hier — Ernſtinel!“ —</p><lb/> <p>Sie wehrte ihn mehr mit ihrem kühlen Blicke ab, als mit<lb/> ihren Händen. Der ſtarke Burſche konnte nichts gegen das<lb/> Mädchen ausrichten. Sie hatte keine Spur von Furcht vor<lb/> ihm. Er mußte die Hände von ihr laſſen.</p><lb/> <p>Sie lachte ihn aus. Wie ein Strahl Waſſer in eine heiß<lb/> lodernde Flamme wirkte das auf ſeine Leidenſchaft.</p><lb/> <p>Er warf ſich ins Stroh, verzweifelnd, das Geſicht gegen<lb/> den Boden, als wolle er nichts mehr ſehen.</p><lb/> <p>Das Mädchen ſtand neben dem Liegenden. Er ſollte keine<lb/> Faxen machen, meinte ſie; die anderen würden ſich wundern,<lb/> wo ſie blieben.</p><lb/> <p>Er ſagte, zu den anderen werde er nicht mehr zurück¬<lb/> kehren; er wolle fortlaufen, ſie ſei zu ſchlecht gegen ihn. Er<lb/> fand Töne echter Verzweifelung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [314/0328]
Nicht weit vom Wege ſtanden ein paar große Roggen¬
ſtrohfeimen, weit und breit in der baumloſen Gegend ſichtbar.
In Häſchkes Kopfe blitzte beim Anblick der mächtigen Stroh¬
haufen ein Gedanke auf.
Stehen bleibend, meinte er, hier könne man ſich ein wenig
im Schatten verſchnaufen. Mit dem Mittagsbrot habe es
keine ſolche Eile, die anderen würden ihnen nicht davonlaufen.
Sie traten in den Schatten der Feimen. Er ſtellte die
Körbe bei Seite und ſagte: „Hier is gut ſein, Mädel!“
Damit umfaßte und küßte er ſie nach Herzensluſt.
Sie ließ ſich das eine Weile lachend gefallen, dann aber
ſetzte ſie ſich zur Wehr. Er ſollte ſich mal ſeinen kratzigen
Bart abnehmen laſſen, meinte ſie.
„Ich thu 's glei, Ernſtinel!“ ſagte er, ſie immer noch
feſthaltend und ihr verliebt in die Augen blickend. „Aber, Du
mußt mir och was zu Gefallen thun!“ —
„Was denne?“
„Du weeßt ſchon!“ —
„Du biſt ein ſchlechter Kerl!“
„'s is nich ſchlecht, wenn man ſich lieb hat.“
„Laß mich!“
„'s ſieht uns ja keen Menſch hier — Ernſtinel!“ —
Sie wehrte ihn mehr mit ihrem kühlen Blicke ab, als mit
ihren Händen. Der ſtarke Burſche konnte nichts gegen das
Mädchen ausrichten. Sie hatte keine Spur von Furcht vor
ihm. Er mußte die Hände von ihr laſſen.
Sie lachte ihn aus. Wie ein Strahl Waſſer in eine heiß
lodernde Flamme wirkte das auf ſeine Leidenſchaft.
Er warf ſich ins Stroh, verzweifelnd, das Geſicht gegen
den Boden, als wolle er nichts mehr ſehen.
Das Mädchen ſtand neben dem Liegenden. Er ſollte keine
Faxen machen, meinte ſie; die anderen würden ſich wundern,
wo ſie blieben.
Er ſagte, zu den anderen werde er nicht mehr zurück¬
kehren; er wolle fortlaufen, ſie ſei zu ſchlecht gegen ihn. Er
fand Töne echter Verzweifelung.
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