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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Vater und Sohn gingen langsam, jeder auf einer Seite
des Weges, für sich. Heute konnte man sich Zeit nehmen,
heute gab es keine Arbeit. Gesprochen wurde nichts, weil
einer vom andern erwartete, daß er zuerst etwas sagen solle.
Bei den einzelnen Schlägen blieb der alte Bauer stehen und
blickte den Sohn von der Seite an, das Urteil des jungen
Mannes herausfordend.

Gustav war nicht etwa gleichgültig gegen das, was er sah.
Er war auf dem Lande geboren und aufgewachsen. Er liebte
den väterlichen Besitz, von dem er jeden Fußbreit kannte.
Der Bauer hatte die Hilfe des jüngeren Sohnes in der Wirt¬
schaft all die Zeit über, wo Gustav bei der Truppe war, aufs
empfindlichste vermißt.

Karl, der eigentliche Anerbe des Gutes und Hofes, war
nicht halb soviel wert, als Arbeiter und Landwirt, wie der
jüngere Sohn.

Sie hatten bereits mehrere Stücke betrachtet, da blieb der
Bauer vor einem Kleeschlage stehen. Er wies auf das Stück,
das mit dichtem, dunkelgrünem Rotklee bestanden war.

"Sicken Klee hat's weit und breit kenen. -- Haa! -- In
Halbenau hoat noch kee Bauer su an Klee gebrocht. Und der
hoat in Haber gestanda. -- Haa! -- Do kann sich in April
schun der Hoase drine verstacken, in dan Klee!" --

Er stand da, breitbeinig, die Hände auf dem Rücken, und
sein altes, ehrliches, rotes Bauerngesicht strahlte vor Stolz.
Der Sohn that ihm den Gefallen, zu erklären, daß er besseren
Klee zu Ostern auch noch nicht gesehen habe.

Nachdem man sich genügsam an dieser Pracht geweidet,
gings langsam auf dem Wirtschaftswege weiter. Nun war das
Schweigen einmal gebrochen, und Gustav fing an zu erzählen.
Im Manöver und bei Felddienstübungen war er viel herum¬
gekommen im Lande. Er hatte die Augen offen gehalten und
sich gut gemerkt, was er anderwärts gesehen, und kennen ge¬
lernt von neuen Dingen. Der alte Bauer bekam von aller¬
hand zweckmäßigen Maschinen und Einrichtungen zu hören,
die ihm der Sohn zu beschreiben versuchte. "Bei Leiba, bei

Vater und Sohn gingen langſam, jeder auf einer Seite
des Weges, für ſich. Heute konnte man ſich Zeit nehmen,
heute gab es keine Arbeit. Geſprochen wurde nichts, weil
einer vom andern erwartete, daß er zuerſt etwas ſagen ſolle.
Bei den einzelnen Schlägen blieb der alte Bauer ſtehen und
blickte den Sohn von der Seite an, das Urteil des jungen
Mannes herausfordend.

Guſtav war nicht etwa gleichgültig gegen das, was er ſah.
Er war auf dem Lande geboren und aufgewachſen. Er liebte
den väterlichen Beſitz, von dem er jeden Fußbreit kannte.
Der Bauer hatte die Hilfe des jüngeren Sohnes in der Wirt¬
ſchaft all die Zeit über, wo Guſtav bei der Truppe war, aufs
empfindlichſte vermißt.

Karl, der eigentliche Anerbe des Gutes und Hofes, war
nicht halb ſoviel wert, als Arbeiter und Landwirt, wie der
jüngere Sohn.

Sie hatten bereits mehrere Stücke betrachtet, da blieb der
Bauer vor einem Kleeſchlage ſtehen. Er wies auf das Stück,
das mit dichtem, dunkelgrünem Rotklee beſtanden war.

„Sicken Klee hat's weit und breit kenen. — Haa! — In
Halbenau hoat noch kee Bauer ſu an Klee gebrocht. Und der
hoat in Haber geſtanda. — Haa! — Do kann ſich in April
ſchun der Hoaſe drine verſtacken, in dan Klee!“ —

Er ſtand da, breitbeinig, die Hände auf dem Rücken, und
ſein altes, ehrliches, rotes Bauerngeſicht ſtrahlte vor Stolz.
Der Sohn that ihm den Gefallen, zu erklären, daß er beſſeren
Klee zu Oſtern auch noch nicht geſehen habe.

Nachdem man ſich genügſam an dieſer Pracht geweidet,
gings langſam auf dem Wirtſchaftswege weiter. Nun war das
Schweigen einmal gebrochen, und Guſtav fing an zu erzählen.
Im Manöver und bei Felddienſtübungen war er viel herum¬
gekommen im Lande. Er hatte die Augen offen gehalten und
ſich gut gemerkt, was er anderwärts geſehen, und kennen ge¬
lernt von neuen Dingen. Der alte Bauer bekam von aller¬
hand zweckmäßigen Maſchinen und Einrichtungen zu hören,
die ihm der Sohn zu beſchreiben verſuchte. „Bei Leiba, bei

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[22/0036] Vater und Sohn gingen langſam, jeder auf einer Seite des Weges, für ſich. Heute konnte man ſich Zeit nehmen, heute gab es keine Arbeit. Geſprochen wurde nichts, weil einer vom andern erwartete, daß er zuerſt etwas ſagen ſolle. Bei den einzelnen Schlägen blieb der alte Bauer ſtehen und blickte den Sohn von der Seite an, das Urteil des jungen Mannes herausfordend. Guſtav war nicht etwa gleichgültig gegen das, was er ſah. Er war auf dem Lande geboren und aufgewachſen. Er liebte den väterlichen Beſitz, von dem er jeden Fußbreit kannte. Der Bauer hatte die Hilfe des jüngeren Sohnes in der Wirt¬ ſchaft all die Zeit über, wo Guſtav bei der Truppe war, aufs empfindlichſte vermißt. Karl, der eigentliche Anerbe des Gutes und Hofes, war nicht halb ſoviel wert, als Arbeiter und Landwirt, wie der jüngere Sohn. Sie hatten bereits mehrere Stücke betrachtet, da blieb der Bauer vor einem Kleeſchlage ſtehen. Er wies auf das Stück, das mit dichtem, dunkelgrünem Rotklee beſtanden war. „Sicken Klee hat's weit und breit kenen. — Haa! — In Halbenau hoat noch kee Bauer ſu an Klee gebrocht. Und der hoat in Haber geſtanda. — Haa! — Do kann ſich in April ſchun der Hoaſe drine verſtacken, in dan Klee!“ — Er ſtand da, breitbeinig, die Hände auf dem Rücken, und ſein altes, ehrliches, rotes Bauerngeſicht ſtrahlte vor Stolz. Der Sohn that ihm den Gefallen, zu erklären, daß er beſſeren Klee zu Oſtern auch noch nicht geſehen habe. Nachdem man ſich genügſam an dieſer Pracht geweidet, gings langſam auf dem Wirtſchaftswege weiter. Nun war das Schweigen einmal gebrochen, und Guſtav fing an zu erzählen. Im Manöver und bei Felddienſtübungen war er viel herum¬ gekommen im Lande. Er hatte die Augen offen gehalten und ſich gut gemerkt, was er anderwärts geſehen, und kennen ge¬ lernt von neuen Dingen. Der alte Bauer bekam von aller¬ hand zweckmäßigen Maſchinen und Einrichtungen zu hören, die ihm der Sohn zu beſchreiben verſuchte. „Bei Leiba, bei

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/36>, abgerufen am 23.11.2024.