Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.zu gewinnen. "Nich hiernei giehst De! Daß D'ch de Kinder Sie wollte ihn in die Kammer stoßen, aber er stemmte Aber sie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er "'s Geld kriegst De ne!" sagte sie mit weißem Gesicht. Der Kampf ging weiter. Therese war keine schwächliche Karl Büttner glich einem wilden Tiere in seiner Wut. Therese hielt sich tapfer. Bleich wie Leinewand, stöhnte Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke. W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 23
zu gewinnen. „Nich hiernei giehſt De! Daß D'ch de Kinder Sie wollte ihn in die Kammer ſtoßen, aber er ſtemmte Aber ſie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er „'s Geld kriegſt De ne!“ ſagte ſie mit weißem Geſicht. Der Kampf ging weiter. Thereſe war keine ſchwächliche Karl Büttner glich einem wilden Tiere in ſeiner Wut. Thereſe hielt ſich tapfer. Bleich wie Leinewand, ſtöhnte Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke. W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 23
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0367" n="353"/> zu gewinnen. „Nich hiernei giehſt De! Daß D'ch de Kinder<lb/> ſahn, beſuffen wie's De biſt!“</p><lb/> <p>Sie wollte ihn in die Kammer ſtoßen, aber er ſtemmte<lb/> ſich zwiſchen die Thürpfoſten. Es entſtand ein Ringen<lb/> zwiſchen den Ehegatten. Sie glaubte, ſeiner leicht Herr wer¬<lb/> den zu können, wie bereits manch liebes Mal, in früherer Zeit<lb/> ſich zur Wehr zu ſetzen, hatte er noch nie gewagt.</p><lb/> <p>Aber ſie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er<lb/> drang auf ſie ein. Den wuchtigen Hieben ſeiner ſchweren<lb/> Fäuſte vermochte ſie nicht Stand zu halten. Sie verſuchte<lb/> loszukommen von ihm, er hielt ſie wie in eiſerner Umklam¬<lb/> merung. Sie ſchrie und wehrte ſich, wie eine Verzweifelte.<lb/> Aber, es gab kein Entkommen. Er hielt ſie mit einer Hand<lb/> und gebrauchte die andere wie einen Hammer. „Mei Geld!“<lb/> gröhlte er, zwiſchen den einzelnen Schlägen: „Mei Geld! Gieb<lb/> mei Geld raus?“</p><lb/> <p>„'s Geld kriegſt De ne!“ ſagte ſie mit weißem Geſicht.</p><lb/> <p>Der Kampf ging weiter. Thereſe war keine ſchwächliche<lb/> Frau; ſie brachte ihn mehrfach zum Wanken. Aber gegen<lb/> ſeine ungeſchlachten Kräfte konnte ſie auf die Dauer doch nichts<lb/> ausrichten.</p><lb/> <p>Karl Büttner glich einem wilden Tiere in ſeiner Wut.<lb/> Niemand hatte ihn je ſo geſehen: das Geſicht gänzlich ver¬<lb/> zerrt, mit geiferndem Munde, und funkelnden Augen. Das<lb/> war nicht mehr der vom Vater ererbte trotzige Bauerngrimm<lb/> — zum Tiere war der alte Traugott Büttner nie geworden,<lb/> auch im Zorne nicht. — Das mußte von weiter her kommen.<lb/> Zurückgedämmte Wildheit brach hier durch, niedere Triebe<lb/> ſtiegen aus einem dunklen lang verdeckten Abgrunde urſprüng¬<lb/> licher Verwilderung auf. —</p><lb/> <p>Thereſe hielt ſich tapfer. Bleich wie Leinewand, ſtöhnte<lb/> ſie mit verſagender Stimme: „s Geld kriegſt De ne! Und<lb/> wenn De mich tutſchlägſt!“</p><lb/> <p>Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke.<lb/> Dann faßte er ſie plötzlich mit beiden Armen um den Leib,<lb/> hob ſie aus und warf ſie zu Boden, wie ein Bündel. Er<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">W</hi>. <hi rendition="#g">v</hi>. <hi rendition="#g">Polenz</hi>, Der Büttnerbauer. 23<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [353/0367]
zu gewinnen. „Nich hiernei giehſt De! Daß D'ch de Kinder
ſahn, beſuffen wie's De biſt!“
Sie wollte ihn in die Kammer ſtoßen, aber er ſtemmte
ſich zwiſchen die Thürpfoſten. Es entſtand ein Ringen
zwiſchen den Ehegatten. Sie glaubte, ſeiner leicht Herr wer¬
den zu können, wie bereits manch liebes Mal, in früherer Zeit
ſich zur Wehr zu ſetzen, hatte er noch nie gewagt.
Aber ſie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er
drang auf ſie ein. Den wuchtigen Hieben ſeiner ſchweren
Fäuſte vermochte ſie nicht Stand zu halten. Sie verſuchte
loszukommen von ihm, er hielt ſie wie in eiſerner Umklam¬
merung. Sie ſchrie und wehrte ſich, wie eine Verzweifelte.
Aber, es gab kein Entkommen. Er hielt ſie mit einer Hand
und gebrauchte die andere wie einen Hammer. „Mei Geld!“
gröhlte er, zwiſchen den einzelnen Schlägen: „Mei Geld! Gieb
mei Geld raus?“
„'s Geld kriegſt De ne!“ ſagte ſie mit weißem Geſicht.
Der Kampf ging weiter. Thereſe war keine ſchwächliche
Frau; ſie brachte ihn mehrfach zum Wanken. Aber gegen
ſeine ungeſchlachten Kräfte konnte ſie auf die Dauer doch nichts
ausrichten.
Karl Büttner glich einem wilden Tiere in ſeiner Wut.
Niemand hatte ihn je ſo geſehen: das Geſicht gänzlich ver¬
zerrt, mit geiferndem Munde, und funkelnden Augen. Das
war nicht mehr der vom Vater ererbte trotzige Bauerngrimm
— zum Tiere war der alte Traugott Büttner nie geworden,
auch im Zorne nicht. — Das mußte von weiter her kommen.
Zurückgedämmte Wildheit brach hier durch, niedere Triebe
ſtiegen aus einem dunklen lang verdeckten Abgrunde urſprüng¬
licher Verwilderung auf. —
Thereſe hielt ſich tapfer. Bleich wie Leinewand, ſtöhnte
ſie mit verſagender Stimme: „s Geld kriegſt De ne! Und
wenn De mich tutſchlägſt!“
Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke.
Dann faßte er ſie plötzlich mit beiden Armen um den Leib,
hob ſie aus und warf ſie zu Boden, wie ein Bündel. Er
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 23
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |