Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.Schwächezustand zurück. Die Sprache hatte gelitten; bestimmte Eines Tages, als Therese vom Felde heimkehrte, fand sie Der alte Kaschel machte einen durchaus vergnügten Ein¬ Er spielte sich ganz auf den Unbefangenen; meinte, er "Er is wie a Bissel dumm in Koppe!" sagte Kaschelernst "Ar is ne gefallen!" erwiderte Therese. "Ibern Kupp "Soit Karl su?" "Ne! ar soit's ne, weil daß er vun nischt ne mih was "Wer soit's denne?" "Nu, was de Leite sen, die soin's alle, 's hätt' 'n eener Kaschelernst schnalzte mit der Zunge. "De Leute raden Wenige Tage darauf erschienen zwei Herren vom Gericht Schwächezuſtand zurück. Die Sprache hatte gelitten; beſtimmte Eines Tages, als Thereſe vom Felde heimkehrte, fand ſie Der alte Kaſchel machte einen durchaus vergnügten Ein¬ Er ſpielte ſich ganz auf den Unbefangenen; meinte, er „Er is wie a Biſſel dumm in Koppe!“ ſagte Kaſchelernſt „Ar is ne gefallen!“ erwiderte Thereſe. „Ibern Kupp „Soit Karl ſu?“ „Ne! ar ſoit's ne, weil daß er vun niſcht ne mih was „Wer ſoit's denne?“ „Nu, was de Leite ſen, die ſoin's alle, 's hätt' 'n eener Kaſchelernſt ſchnalzte mit der Zunge. „De Leute raden Wenige Tage darauf erſchienen zwei Herren vom Gericht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0421" n="407"/> Schwächezuſtand zurück. Die Sprache hatte gelitten; beſtimmte<lb/> Laute vermochte die Zunge überhaupt nicht mehr zu bilden.<lb/> Das Gedächtnis war geſchwächt. Karl, der ſich niemals durch<lb/> beſondere Geiſtesgaben ausgezeichnet hatte, war völlig zum<lb/> Trottel geworden.</p><lb/> <p>Eines Tages, als Thereſe vom Felde heimkehrte, fand ſie<lb/> den Kretſchamwirt von Halbenau bei Karl ſitzen. Kaſchelernſt<lb/> ſchien bereits eine ganze Weile mit ihm geweſen zu ſein. Was<lb/> die beiden zuſammen geſprochen, erfuhr Thereſe nicht.</p><lb/> <p>Der alte Kaſchel machte einen durchaus vergnügten Ein¬<lb/> druck.</p><lb/> <p>Er ſpielte ſich ganz auf den Unbefangenen; meinte, er<lb/> ſei nur im Vorübergehen mal eingetreten, um zu ſehen, wie<lb/> ſie eigentlich lebten. Was zu eſſen hatte er mitgebracht —<lb/> auch ganz zufällig, wie er behauptete — einige Würſte und<lb/> einen Schinken. Die ließ er da, damit Karl davon eſſe und<lb/> wieder zu Kräften kommen möge.</p><lb/> <p>„Er is wie a Biſſel dumm in Koppe!“ ſagte Kaſchelernſt<lb/> zu Thereſen, als er in ſein Korbwägelchen geſtiegen war. „Er<lb/> meent, er kann ſich uf niſcht nich mehr beſinnen, meent er.“<lb/> Dabei beobachtete er, durch ſein verſchmitztes Lächeln hindurch,<lb/> Thereſens Miene genau. „Weeß er denne gar niſcht mehr, wie<lb/> er damals hingefallen is, in der Beſoffenheet und ſich das<lb/> Luch in Kupp geſchlagen hat? — he!“</p><lb/> <p>„Ar is ne gefallen!“ erwiderte Thereſe. „Ibern Kupp<lb/> ha'n ſe'n gehaun.“</p><lb/> <p>„Soit Karl ſu?“</p><lb/> <p>„Ne! ar ſoit's ne, weil daß er vun niſcht ne mih was<lb/> weeß.“</p><lb/> <p>„Wer ſoit's denne?“</p><lb/> <p>„Nu, was de Leite ſen, die ſoin's alle, 's hätt' 'n eener<lb/> ibern Kupp gehaun.“</p><lb/> <p>Kaſchelernſt ſchnalzte mit der Zunge. „De Leute raden<lb/> vill, was ne wahr is. — Desderwegen!“ . . . . Vergnügt<lb/> ſchmunzelnd fuhr er von dannen.</p><lb/> <p>Wenige Tage darauf erſchienen zwei Herren vom Gericht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0421]
Schwächezuſtand zurück. Die Sprache hatte gelitten; beſtimmte
Laute vermochte die Zunge überhaupt nicht mehr zu bilden.
Das Gedächtnis war geſchwächt. Karl, der ſich niemals durch
beſondere Geiſtesgaben ausgezeichnet hatte, war völlig zum
Trottel geworden.
Eines Tages, als Thereſe vom Felde heimkehrte, fand ſie
den Kretſchamwirt von Halbenau bei Karl ſitzen. Kaſchelernſt
ſchien bereits eine ganze Weile mit ihm geweſen zu ſein. Was
die beiden zuſammen geſprochen, erfuhr Thereſe nicht.
Der alte Kaſchel machte einen durchaus vergnügten Ein¬
druck.
Er ſpielte ſich ganz auf den Unbefangenen; meinte, er
ſei nur im Vorübergehen mal eingetreten, um zu ſehen, wie
ſie eigentlich lebten. Was zu eſſen hatte er mitgebracht —
auch ganz zufällig, wie er behauptete — einige Würſte und
einen Schinken. Die ließ er da, damit Karl davon eſſe und
wieder zu Kräften kommen möge.
„Er is wie a Biſſel dumm in Koppe!“ ſagte Kaſchelernſt
zu Thereſen, als er in ſein Korbwägelchen geſtiegen war. „Er
meent, er kann ſich uf niſcht nich mehr beſinnen, meent er.“
Dabei beobachtete er, durch ſein verſchmitztes Lächeln hindurch,
Thereſens Miene genau. „Weeß er denne gar niſcht mehr, wie
er damals hingefallen is, in der Beſoffenheet und ſich das
Luch in Kupp geſchlagen hat? — he!“
„Ar is ne gefallen!“ erwiderte Thereſe. „Ibern Kupp
ha'n ſe'n gehaun.“
„Soit Karl ſu?“
„Ne! ar ſoit's ne, weil daß er vun niſcht ne mih was
weeß.“
„Wer ſoit's denne?“
„Nu, was de Leite ſen, die ſoin's alle, 's hätt' 'n eener
ibern Kupp gehaun.“
Kaſchelernſt ſchnalzte mit der Zunge. „De Leute raden
vill, was ne wahr is. — Desderwegen!“ . . . . Vergnügt
ſchmunzelnd fuhr er von dannen.
Wenige Tage darauf erſchienen zwei Herren vom Gericht
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