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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Der Freimut, mit welchem der Autor für das Recht einer freieren Re¬
ligionsauffassung in die Schranken tritt, verdient volle Anerkennung.
Den gleichen Muth der Ueberzeugung und eine ätzende Schärfe be¬
kundet er bei der Schilderung gewisser Uebelstände und Fehlgriffe
in unseren kirchlichen Verhältnissen, über die er auf das Eingehendste
orientirt zu sein scheint. . . . Ganz meisterlich ist die Landbevölkerung
von Breitendorf geschildert; die verschiedenen Typen sind über¬
raschend lebensvoll charakterisirt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Auf jeden Fall ist dieser Roman als die auffälligste Erscheinung
des diesjährigen Büchermarktes zu bezeichnen, und die Tüchtigkeit
seiner künstlerischen Ausführung, insbesondere seiner psychologischen
Detailmalerei, wird auch von Denen anerkannt werden, die sich im
Widerspruch zu seiner religiösen Tendenz befinden.

Die Nation : (Ein Pastorenroman.) Wilhelm von Polenz ist
ein starkes Talent unter dem jüngeren Geschlecht. Er schwört glück¬
licher Weise nicht auf die Lehren eines der Führer und geht seine
kecke Wanderung ohne Leitseil auf kühnen Wegen. Seine Stoffe
beweisen, daß er ein Moderner ist. . . . Der Roman ist spannend
und stellenweise fortreißend, weil hier zum ersten Male von einem
modernen Menschen die geistlichen protestantischen Herren unter sich
dargestellt sind. Die Typen dieser Pastoren und ihrer Frauen und
Wittwen sind einfach köstlich. Und am lustigsten wirkt es dabei,
daß der Verfasser bei offenbar gründlicher Sachkenntniß gar nicht
daran dachte, eine Satire zu schreiben.

Berliner Tageblatt : (Ein religiöser Roman.) Etwas wie der
frische Hauch der Menschheitszukunft umweht uns, wenn wir das
Buch aus der Hand legen. . . . Von allen Seiten weiß der Autor
an die große Frage heranzukommen Vertreter beider Weltanschau¬
ungen sind in reicher Zahl vorhanden. Vor allem aber ist die
evangelische Geistlichkeit in einer Reihe von Gestalten angeführt,
die geradezu typisch genannt werden können. Hoch bemerkenswerth
erscheint die Kenntniß des Autors von den kirchlichen Dingen. . . .
Dem Buche muß ein ernstes Studium der einschlägigen Verhältnisse
vorausgegangen sein. -- Von besonderem Interesse ist die Behand¬
lung der Dissidentenkinderfrage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Einzelne Verhältnisse, Vorgänge und Figuren machen fast den
Eindruck des Portraits. Das Leben in den abgelegenen Gebirgs¬
dörfern, die Gemeinde-, Kirchen- und Schulangelegenheiten lernen
wir in der Darstellung eines offenbaren Kenners dieser Dinge kennen.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Darstellung der ent¬
legenen und uns weniger zugänglichen Verhältnisse des Landlebens
darf dem Autor als besonderes Verdienst angerechnet werden. Der
Roman ist im besten Sinne des Wortes realistisch. Man athmet
die Luft der frisch aufgebrochenen Ackerscholle. Durch Tiefe, Ernst
und Fleiß der Behandlung erhebt er sich weit über die alltäglichen
Produkte dieses Genres. Das Buch hat kulturelle Bedeutung und
wird im Zusammenhange mit der neuesten religiösen Bewegung
stets genannt werden müssen.

Der Freimut, mit welchem der Autor für das Recht einer freieren Re¬
ligionsauffaſſung in die Schranken tritt, verdient volle Anerkennung.
Den gleichen Muth der Ueberzeugung und eine ätzende Schärfe be¬
kundet er bei der Schilderung gewiſſer Uebelſtände und Fehlgriffe
in unſeren kirchlichen Verhältniſſen, über die er auf das Eingehendſte
orientirt zu ſein ſcheint. . . . Ganz meiſterlich iſt die Landbevölkerung
von Breitendorf geſchildert; die verſchiedenen Typen ſind über¬
raſchend lebensvoll charakteriſirt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Auf jeden Fall iſt dieſer Roman als die auffälligſte Erſcheinung
des diesjährigen Büchermarktes zu bezeichnen, und die Tüchtigkeit
ſeiner künſtleriſchen Ausführung, insbeſondere ſeiner pſychologiſchen
Detailmalerei, wird auch von Denen anerkannt werden, die ſich im
Widerſpruch zu ſeiner religiöſen Tendenz befinden.

Die Nation : (Ein Paſtorenroman.) Wilhelm von Polenz iſt
ein ſtarkes Talent unter dem jüngeren Geſchlecht. Er ſchwört glück¬
licher Weiſe nicht auf die Lehren eines der Führer und geht ſeine
kecke Wanderung ohne Leitſeil auf kühnen Wegen. Seine Stoffe
beweiſen, daß er ein Moderner iſt. . . . Der Roman iſt ſpannend
und ſtellenweiſe fortreißend, weil hier zum erſten Male von einem
modernen Menſchen die geiſtlichen proteſtantiſchen Herren unter ſich
dargeſtellt ſind. Die Typen dieſer Paſtoren und ihrer Frauen und
Wittwen ſind einfach köſtlich. Und am luſtigſten wirkt es dabei,
daß der Verfaſſer bei offenbar gründlicher Sachkenntniß gar nicht
daran dachte, eine Satire zu ſchreiben.

Berliner Tageblatt : (Ein religiöſer Roman.) Etwas wie der
friſche Hauch der Menſchheitszukunft umweht uns, wenn wir das
Buch aus der Hand legen. . . . Von allen Seiten weiß der Autor
an die große Frage heranzukommen Vertreter beider Weltanſchau¬
ungen ſind in reicher Zahl vorhanden. Vor allem aber iſt die
evangeliſche Geiſtlichkeit in einer Reihe von Geſtalten angeführt,
die geradezu typiſch genannt werden können. Hoch bemerkenswerth
erſcheint die Kenntniß des Autors von den kirchlichen Dingen. . . .
Dem Buche muß ein ernſtes Studium der einſchlägigen Verhältniſſe
vorausgegangen ſein. — Von beſonderem Intereſſe iſt die Behand¬
lung der Diſſidentenkinderfrage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Einzelne Verhältniſſe, Vorgänge und Figuren machen faſt den
Eindruck des Portraits. Das Leben in den abgelegenen Gebirgs¬
dörfern, die Gemeinde-, Kirchen- und Schulangelegenheiten lernen
wir in der Darſtellung eines offenbaren Kenners dieſer Dinge kennen.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Darſtellung der ent¬
legenen und uns weniger zugänglichen Verhältniſſe des Landlebens
darf dem Autor als beſonderes Verdienſt angerechnet werden. Der
Roman iſt im beſten Sinne des Wortes realiſtiſch. Man athmet
die Luft der friſch aufgebrochenen Ackerſcholle. Durch Tiefe, Ernſt
und Fleiß der Behandlung erhebt er ſich weit über die alltäglichen
Produkte dieſes Genres. Das Buch hat kulturelle Bedeutung und
wird im Zuſammenhange mit der neueſten religiöſen Bewegung
ſtets genannt werden müſſen.

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[0446] Der Freimut, mit welchem der Autor für das Recht einer freieren Re¬ ligionsauffaſſung in die Schranken tritt, verdient volle Anerkennung. Den gleichen Muth der Ueberzeugung und eine ätzende Schärfe be¬ kundet er bei der Schilderung gewiſſer Uebelſtände und Fehlgriffe in unſeren kirchlichen Verhältniſſen, über die er auf das Eingehendſte orientirt zu ſein ſcheint. . . . Ganz meiſterlich iſt die Landbevölkerung von Breitendorf geſchildert; die verſchiedenen Typen ſind über¬ raſchend lebensvoll charakteriſirt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf jeden Fall iſt dieſer Roman als die auffälligſte Erſcheinung des diesjährigen Büchermarktes zu bezeichnen, und die Tüchtigkeit ſeiner künſtleriſchen Ausführung, insbeſondere ſeiner pſychologiſchen Detailmalerei, wird auch von Denen anerkannt werden, die ſich im Widerſpruch zu ſeiner religiöſen Tendenz befinden. Die Nation : (Ein Paſtorenroman.) Wilhelm von Polenz iſt ein ſtarkes Talent unter dem jüngeren Geſchlecht. Er ſchwört glück¬ licher Weiſe nicht auf die Lehren eines der Führer und geht ſeine kecke Wanderung ohne Leitſeil auf kühnen Wegen. Seine Stoffe beweiſen, daß er ein Moderner iſt. . . . Der Roman iſt ſpannend und ſtellenweiſe fortreißend, weil hier zum erſten Male von einem modernen Menſchen die geiſtlichen proteſtantiſchen Herren unter ſich dargeſtellt ſind. Die Typen dieſer Paſtoren und ihrer Frauen und Wittwen ſind einfach köſtlich. Und am luſtigſten wirkt es dabei, daß der Verfaſſer bei offenbar gründlicher Sachkenntniß gar nicht daran dachte, eine Satire zu ſchreiben. Berliner Tageblatt : (Ein religiöſer Roman.) Etwas wie der friſche Hauch der Menſchheitszukunft umweht uns, wenn wir das Buch aus der Hand legen. . . . Von allen Seiten weiß der Autor an die große Frage heranzukommen Vertreter beider Weltanſchau¬ ungen ſind in reicher Zahl vorhanden. Vor allem aber iſt die evangeliſche Geiſtlichkeit in einer Reihe von Geſtalten angeführt, die geradezu typiſch genannt werden können. Hoch bemerkenswerth erſcheint die Kenntniß des Autors von den kirchlichen Dingen. . . . Dem Buche muß ein ernſtes Studium der einſchlägigen Verhältniſſe vorausgegangen ſein. — Von beſonderem Intereſſe iſt die Behand¬ lung der Diſſidentenkinderfrage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelne Verhältniſſe, Vorgänge und Figuren machen faſt den Eindruck des Portraits. Das Leben in den abgelegenen Gebirgs¬ dörfern, die Gemeinde-, Kirchen- und Schulangelegenheiten lernen wir in der Darſtellung eines offenbaren Kenners dieſer Dinge kennen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Darſtellung der ent¬ legenen und uns weniger zugänglichen Verhältniſſe des Landlebens darf dem Autor als beſonderes Verdienſt angerechnet werden. Der Roman iſt im beſten Sinne des Wortes realiſtiſch. Man athmet die Luft der friſch aufgebrochenen Ackerſcholle. Durch Tiefe, Ernſt und Fleiß der Behandlung erhebt er ſich weit über die alltäglichen Produkte dieſes Genres. Das Buch hat kulturelle Bedeutung und wird im Zuſammenhange mit der neueſten religiöſen Bewegung ſtets genannt werden müſſen.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/446>, abgerufen am 24.11.2024.