was zu verkaufen habe, antwortete er vorsichtig und zurück¬ haltend. Dann ging er von dieser Gruppe weg zu einer anderen. Er wollte sich die Sache scheinbar nur mit ansehen. Die Hände auf dem Rücken hörte er überall ein wenig zu. Die Kauflust war groß, besonders Hafer wurde stark gefragt. Es ward auch manches Geschäft abgeschlossen, nach den Hand¬ schlägen zu schließen, die zur Besiegelung jedesmal gegeben wurden.
Nachdem sich der Büttnerbauer eine Weile hier aufgehalten, verließ er den Marktplatz wieder. Es waren ihm allerhand Bedenken gekommen. Bei dieser Art zu handeln, wie sie hier in so lauter und nachlässiger Weise von den Händlern betrieben wurde, schien es ihm auf ein Betrügen des Landmannes herauszukommen.
Heute lag ihm daran, einen möglichst hohen Preis zu erzielen aus seinem Hafer; denn er hatte vor, mit dem Erlös eine Kuh anzukaufen zum Ersatz für eine, die er im Laufe des Winters hatte stechen lassen müssen.
Nun entsann er sich, daß er vorm Jahre in einem Ge¬ treidegeschäfte der inneren Stadt für Roggen einen guten Preis bezahlt erhalten hatte. Das Geschäft schickte ihm seitdem vierteljährlich seinen Katalog zu. Erst vor ein Paar Tagen noch war ihm ein solcher Prospekt in die Hände gefallen. Die Zahlung der "höchstmöglichen Preise" und die "koulantesten Bedingungen" wurden darin versprochen.
Der Bauer meinte, er könne es mit Samuel Harrassowitz wieder einmal versuchen. War dort nichts zu machen, dann konnte man den Hafer ja immer noch auf dem Markte los¬ schlagen.
Das Geschäft von Harrassowitz lag in einer ziemlich engen Gasse, zu ebener Erde. Man trat zunächst in eine tonnenartige Einfahrt, die in einen gepflasterten Hof aus¬ mündete. Eine Seitenthür führte von der Einfahrt aus in das Comptoir.
Der Büttnerbauer trat, seinen Hut schon vor der Thür abnehmend, nachdem er angeklopft hatte, ein. Es war
was zu verkaufen habe, antwortete er vorſichtig und zurück¬ haltend. Dann ging er von dieſer Gruppe weg zu einer anderen. Er wollte ſich die Sache ſcheinbar nur mit anſehen. Die Hände auf dem Rücken hörte er überall ein wenig zu. Die Kaufluſt war groß, beſonders Hafer wurde ſtark gefragt. Es ward auch manches Geſchäft abgeſchloſſen, nach den Hand¬ ſchlägen zu ſchließen, die zur Beſiegelung jedesmal gegeben wurden.
Nachdem ſich der Büttnerbauer eine Weile hier aufgehalten, verließ er den Marktplatz wieder. Es waren ihm allerhand Bedenken gekommen. Bei dieſer Art zu handeln, wie ſie hier in ſo lauter und nachläſſiger Weiſe von den Händlern betrieben wurde, ſchien es ihm auf ein Betrügen des Landmannes herauszukommen.
Heute lag ihm daran, einen möglichſt hohen Preis zu erzielen aus ſeinem Hafer; denn er hatte vor, mit dem Erlös eine Kuh anzukaufen zum Erſatz für eine, die er im Laufe des Winters hatte ſtechen laſſen müſſen.
Nun entſann er ſich, daß er vorm Jahre in einem Ge¬ treidegeſchäfte der inneren Stadt für Roggen einen guten Preis bezahlt erhalten hatte. Das Geſchäft ſchickte ihm ſeitdem vierteljährlich ſeinen Katalog zu. Erſt vor ein Paar Tagen noch war ihm ein ſolcher Proſpekt in die Hände gefallen. Die Zahlung der „höchſtmöglichen Preiſe“ und die „koulanteſten Bedingungen“ wurden darin verſprochen.
Der Bauer meinte, er könne es mit Samuel Harraſſowitz wieder einmal verſuchen. War dort nichts zu machen, dann konnte man den Hafer ja immer noch auf dem Markte los¬ ſchlagen.
Das Geſchäft von Harraſſowitz lag in einer ziemlich engen Gaſſe, zu ebener Erde. Man trat zunächſt in eine tonnenartige Einfahrt, die in einen gepflaſterten Hof aus¬ mündete. Eine Seitenthür führte von der Einfahrt aus in das Comptoir.
Der Büttnerbauer trat, ſeinen Hut ſchon vor der Thür abnehmend, nachdem er angeklopft hatte, ein. Es war
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0057"n="43"/>
was zu verkaufen habe, antwortete er vorſichtig und zurück¬<lb/>
haltend. Dann ging er von dieſer Gruppe weg zu einer<lb/>
anderen. Er wollte ſich die Sache ſcheinbar nur mit anſehen.<lb/>
Die Hände auf dem Rücken hörte er überall ein wenig zu. Die<lb/>
Kaufluſt war groß, beſonders Hafer wurde ſtark gefragt.<lb/>
Es ward auch manches Geſchäft abgeſchloſſen, nach den Hand¬<lb/>ſchlägen zu ſchließen, die zur Beſiegelung jedesmal gegeben<lb/>
wurden.</p><lb/><p>Nachdem ſich der Büttnerbauer eine Weile hier aufgehalten,<lb/>
verließ er den Marktplatz wieder. Es waren ihm allerhand<lb/>
Bedenken gekommen. Bei dieſer Art zu handeln, wie ſie hier<lb/>
in ſo lauter und nachläſſiger Weiſe von den Händlern betrieben<lb/>
wurde, ſchien es ihm auf ein Betrügen des Landmannes<lb/>
herauszukommen.</p><lb/><p>Heute lag ihm daran, einen möglichſt hohen Preis zu<lb/>
erzielen aus ſeinem Hafer; denn er hatte vor, mit dem Erlös<lb/>
eine Kuh anzukaufen zum Erſatz für eine, die er im Laufe<lb/>
des Winters hatte ſtechen laſſen müſſen.</p><lb/><p>Nun entſann er ſich, daß er vorm Jahre in einem Ge¬<lb/>
treidegeſchäfte der inneren Stadt für Roggen einen guten<lb/>
Preis bezahlt erhalten hatte. Das Geſchäft ſchickte ihm ſeitdem<lb/>
vierteljährlich ſeinen Katalog zu. Erſt vor ein Paar Tagen<lb/>
noch war ihm ein ſolcher Proſpekt in die Hände gefallen. Die<lb/>
Zahlung der „höchſtmöglichen Preiſe“ und die „koulanteſten<lb/>
Bedingungen“ wurden darin verſprochen.</p><lb/><p>Der Bauer meinte, er könne es mit Samuel Harraſſowitz<lb/>
wieder einmal verſuchen. War dort nichts zu machen, dann<lb/>
konnte man den Hafer ja immer noch auf dem Markte los¬<lb/>ſchlagen.</p><lb/><p>Das Geſchäft von Harraſſowitz lag in einer ziemlich<lb/>
engen Gaſſe, zu ebener Erde. Man trat zunächſt in eine<lb/>
tonnenartige Einfahrt, die in einen gepflaſterten Hof aus¬<lb/>
mündete. Eine Seitenthür führte von der Einfahrt aus in<lb/>
das Comptoir.</p><lb/><p>Der Büttnerbauer trat, ſeinen Hut ſchon vor der Thür<lb/>
abnehmend, nachdem er angeklopft hatte, ein. Es war<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[43/0057]
was zu verkaufen habe, antwortete er vorſichtig und zurück¬
haltend. Dann ging er von dieſer Gruppe weg zu einer
anderen. Er wollte ſich die Sache ſcheinbar nur mit anſehen.
Die Hände auf dem Rücken hörte er überall ein wenig zu. Die
Kaufluſt war groß, beſonders Hafer wurde ſtark gefragt.
Es ward auch manches Geſchäft abgeſchloſſen, nach den Hand¬
ſchlägen zu ſchließen, die zur Beſiegelung jedesmal gegeben
wurden.
Nachdem ſich der Büttnerbauer eine Weile hier aufgehalten,
verließ er den Marktplatz wieder. Es waren ihm allerhand
Bedenken gekommen. Bei dieſer Art zu handeln, wie ſie hier
in ſo lauter und nachläſſiger Weiſe von den Händlern betrieben
wurde, ſchien es ihm auf ein Betrügen des Landmannes
herauszukommen.
Heute lag ihm daran, einen möglichſt hohen Preis zu
erzielen aus ſeinem Hafer; denn er hatte vor, mit dem Erlös
eine Kuh anzukaufen zum Erſatz für eine, die er im Laufe
des Winters hatte ſtechen laſſen müſſen.
Nun entſann er ſich, daß er vorm Jahre in einem Ge¬
treidegeſchäfte der inneren Stadt für Roggen einen guten
Preis bezahlt erhalten hatte. Das Geſchäft ſchickte ihm ſeitdem
vierteljährlich ſeinen Katalog zu. Erſt vor ein Paar Tagen
noch war ihm ein ſolcher Proſpekt in die Hände gefallen. Die
Zahlung der „höchſtmöglichen Preiſe“ und die „koulanteſten
Bedingungen“ wurden darin verſprochen.
Der Bauer meinte, er könne es mit Samuel Harraſſowitz
wieder einmal verſuchen. War dort nichts zu machen, dann
konnte man den Hafer ja immer noch auf dem Markte los¬
ſchlagen.
Das Geſchäft von Harraſſowitz lag in einer ziemlich
engen Gaſſe, zu ebener Erde. Man trat zunächſt in eine
tonnenartige Einfahrt, die in einen gepflaſterten Hof aus¬
mündete. Eine Seitenthür führte von der Einfahrt aus in
das Comptoir.
Der Büttnerbauer trat, ſeinen Hut ſchon vor der Thür
abnehmend, nachdem er angeklopft hatte, ein. Es war
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/57>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.