Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien Das erste Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom weissen Pfeffer. DEr weisse Pfeffer ist die Weil sich das Pfefferkraut nicht allei- Jhm sey nun wie ihm wolle, man soll Wir zerquetschen und machen den Das
Der Spezereyen und Materialien Das erſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom weiſſen Pfeffer. DEr weiſſe Pfeffer iſt die Weil ſich das Pfefferkraut nicht allei- Jhm ſey nun wie ihm wolle, man ſoll Wir zerquetſchen und machen den Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <pb facs="#f0214"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das erſte Capitel.<lb/> Vom weiſſen Pfeffer.</hi> </head><lb/> <cb n="243"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">weiſſe Pfeffer</hi> iſt die<lb/> Frucht eines kriechenden<lb/> Gewaͤchſes, deſſen Blaͤtter<lb/> unſern Johannisbeerblaͤt-<lb/> tern durchaus aͤhnlich ſe-<lb/> hen; hernach wachſen die kleinen Traͤub-<lb/> lein, mit runden Koͤrnern beſetzt, wel-<lb/> che zu anfangs gruͤn ſind, und denn,<lb/> wenn ſie reiff worden, eine graulichte<lb/> Farbe uͤberkommen.</p><lb/> <p>Weil ſich das Pfefferkraut nicht allei-<lb/> ne aufrecht erhalten kan, derowegen<lb/> pflantzen es die Einwohner derſelbigen<lb/> Oerter unten an dieſe oder jene Baͤume,<lb/> z. E. an die Areca, Cocus und andere<lb/> dergleichen Baͤume. Dieweil aber die-<lb/> ſer Pfeffer ſo gar ſelten zu uns kommt,<lb/> deshalben halten ihrer viel dafuͤr, daß<lb/> es gar keinen weiſſen Pfeffer gebe, ſon-<lb/> dern es ſey lauter ſchwartzer Pfeffer,<lb/> dem die Haut abgezogen. Allein, gleich-<lb/> wie ich ſattſam verſichert worden, daß<lb/> es allerdings weiſſen Pfeffer gebe, ob er<lb/> gleich viel rarer ſey, als der ſchwartze,<lb/> alſo habe ich mich auch verpflichtet er-<lb/> achtet, ſolches allhier anzufuͤhren, zu-<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 176.</note>gleich auch die Figur ſtechen zu laſſen.<lb/> Zu mehrern Beweiß, wie naͤmlich Oer-<lb/> ter ſeyn, allda der <hi rendition="#fr">weiſſe Pfeffer</hi> zu<lb/> finden, kan dienen, daß der Herr <hi rendition="#fr">Fla-<lb/> court,</hi> Gouverneur auf der Jnſel <hi rendition="#fr">Lau-<lb/> rentius</hi> oder <hi rendition="#fr">Madagaſcar</hi> wohl<lb/> ſchwerlich in ſeinem Buche mit aus-<lb/> druͤcklichen Worten wuͤrde geſchrieben<lb/> „haben, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lalé Vitſie</hi></hi> iſt der wahrhafte<lb/> „<hi rendition="#fr">weiſſe Pfeffer/</hi> und waͤchſt auf einem<lb/> „Rancken, deſſen Stengel und Blaͤtter<lb/> „eben als wie Pfeffer ſchmecken. Es<lb/> „waͤchſt in dieſem Lande ſein ſo viel, daß<lb/> „auſſerhalb Kriegszeiten, und wenn ei-<lb/> „ne rechtſchaffene Frantzoͤſiſche Volck-<lb/> „pflantzung allda waͤre, mit der Zeit<lb/> „ein groſſes Schiff jaͤhrlich damit koͤnte<lb/> „belaſtet werden; denn die Hoͤltzer ſind<lb/> „uͤberall, ſonderlich zu <hi rendition="#fr">Manghabei,</hi><lb/> „damit angefuͤllet. Er iſt der Holtz-<lb/> „und Turteltauben Nahrung, und<lb/> „wird im Auguſt, September und Octo-<lb/> „ber zeitig. Ob nun gleich unterſchie-<lb/><cb n="244"/> dene Scribenten, darunter auch <hi rendition="#fr">Wil-<lb/> helm Piſo</hi> in der Jndianiſchen Hiſto-<lb/> rie, und nach ihm <hi rendition="#fr">Charras</hi> anmer-<lb/> cken, daß es keinen weiſſen Pfeffer von<lb/> Natur gaͤbe, ſo kan ich doch nicht um-<lb/> hin das Gegentheil zu glaͤuben, weil dem<lb/> Pfeffer unmoͤglich die Haut kan abgezo-<lb/> gen, und er ſo gleich gemachet werden,<lb/> wie gleichwohl der weiſſe Pfeffer iſt, den<lb/> uns die <hi rendition="#fr">Hollaͤnder</hi> uͤberſenden. So<lb/> ſiehet man uͤberdiß die Haut noch dran,<lb/> wenn man ihn zerſchlagen hat, welches<lb/> denn ein unfehlbares Merckmahl, daß<lb/> ſie niemahls davon genommen worden.<lb/> Dazu, wenn auch dieſer Pfeffer ſolte ge-<lb/> ſchaͤlet worden ſeyn, wuͤrde man den-<lb/> noch viel Koͤrner drunter finden, an de-<lb/> nen die runtzlichte Haut annoch ſaͤſſe,<lb/> denn es iſt eine ausgemachte Sache, daß<lb/> unter dem Pfeffer, der in <hi rendition="#fr">Holland</hi> ge-<lb/> ſchaͤlet und gebleichet wird, allezeit faſt<lb/> der dritte Theil noch mit der runtzlichten<lb/> Haut bedecket iſt.</p><lb/> <p>Jhm ſey nun wie ihm wolle, man ſoll<lb/> den weiſſen Pfeffer erwehlen, welcher<lb/> ſicher und gewiß aus <hi rendition="#fr">Holland</hi> uͤber-<lb/> kommen, dabey recht dicke, voͤllig, wich-<lb/> tig und mit ſo wenig ſchwartzen Pfeffer-<lb/> koͤrnern und Staube, als immer moͤg-<lb/> lich, vermiſchet ſey. So mag man auch<lb/> Acht haben, daß es kein gebleichter ſey,<lb/> welches alſofort zu mercken, wenn man<lb/> ihn ein wenig in den Haͤnden reibt, denn<lb/> wo er gebleichet iſt, wird ſeine mehlichte<lb/> und weiſſe Farbe gar bald in gelb ver-<lb/> wandelt werden. Zudem, ſo ſiehet man<lb/> auf dem ohngebleichten <hi rendition="#fr">Coriander-<lb/> pfeffer</hi> eine Art Striemen, als wie<lb/> Ribben, und wenn er geſtoſſen worden,<lb/> muß er angenehme grau, auf weiß ſich<lb/> ziehend, ſehen.</p><lb/> <p>Wir zerquetſchen und machen den<lb/><hi rendition="#fr">weiſſen Corianderpfeffer</hi> zu einem<lb/> groͤblichten Pulver, und gieſſen Ambra-<lb/> eſſentz daruͤber; welches alſo zugerich-<lb/> tete Pulver <hi rendition="#fr">ambrirter Pfeffer</hi> oder<note place="right">Ambrirter<lb/> Pfeffer/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">poi-<lb/> vre à la Ber-<lb/> gerac.</hi></hi></note><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Poivre à la Bergerac</hi></hi> genennet, und nur<lb/> von vornehmen Leuten gebrauchet<lb/> wird.</p> <cb type="end"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0214]
Der Spezereyen und Materialien
Das erſte Capitel.
Vom weiſſen Pfeffer.
DEr weiſſe Pfeffer iſt die
Frucht eines kriechenden
Gewaͤchſes, deſſen Blaͤtter
unſern Johannisbeerblaͤt-
tern durchaus aͤhnlich ſe-
hen; hernach wachſen die kleinen Traͤub-
lein, mit runden Koͤrnern beſetzt, wel-
che zu anfangs gruͤn ſind, und denn,
wenn ſie reiff worden, eine graulichte
Farbe uͤberkommen.
Weil ſich das Pfefferkraut nicht allei-
ne aufrecht erhalten kan, derowegen
pflantzen es die Einwohner derſelbigen
Oerter unten an dieſe oder jene Baͤume,
z. E. an die Areca, Cocus und andere
dergleichen Baͤume. Dieweil aber die-
ſer Pfeffer ſo gar ſelten zu uns kommt,
deshalben halten ihrer viel dafuͤr, daß
es gar keinen weiſſen Pfeffer gebe, ſon-
dern es ſey lauter ſchwartzer Pfeffer,
dem die Haut abgezogen. Allein, gleich-
wie ich ſattſam verſichert worden, daß
es allerdings weiſſen Pfeffer gebe, ob er
gleich viel rarer ſey, als der ſchwartze,
alſo habe ich mich auch verpflichtet er-
achtet, ſolches allhier anzufuͤhren, zu-
gleich auch die Figur ſtechen zu laſſen.
Zu mehrern Beweiß, wie naͤmlich Oer-
ter ſeyn, allda der weiſſe Pfeffer zu
finden, kan dienen, daß der Herr Fla-
court, Gouverneur auf der Jnſel Lau-
rentius oder Madagaſcar wohl
ſchwerlich in ſeinem Buche mit aus-
druͤcklichen Worten wuͤrde geſchrieben
„haben, Lalé Vitſie iſt der wahrhafte
„weiſſe Pfeffer/ und waͤchſt auf einem
„Rancken, deſſen Stengel und Blaͤtter
„eben als wie Pfeffer ſchmecken. Es
„waͤchſt in dieſem Lande ſein ſo viel, daß
„auſſerhalb Kriegszeiten, und wenn ei-
„ne rechtſchaffene Frantzoͤſiſche Volck-
„pflantzung allda waͤre, mit der Zeit
„ein groſſes Schiff jaͤhrlich damit koͤnte
„belaſtet werden; denn die Hoͤltzer ſind
„uͤberall, ſonderlich zu Manghabei,
„damit angefuͤllet. Er iſt der Holtz-
„und Turteltauben Nahrung, und
„wird im Auguſt, September und Octo-
„ber zeitig. Ob nun gleich unterſchie-
dene Scribenten, darunter auch Wil-
helm Piſo in der Jndianiſchen Hiſto-
rie, und nach ihm Charras anmer-
cken, daß es keinen weiſſen Pfeffer von
Natur gaͤbe, ſo kan ich doch nicht um-
hin das Gegentheil zu glaͤuben, weil dem
Pfeffer unmoͤglich die Haut kan abgezo-
gen, und er ſo gleich gemachet werden,
wie gleichwohl der weiſſe Pfeffer iſt, den
uns die Hollaͤnder uͤberſenden. So
ſiehet man uͤberdiß die Haut noch dran,
wenn man ihn zerſchlagen hat, welches
denn ein unfehlbares Merckmahl, daß
ſie niemahls davon genommen worden.
Dazu, wenn auch dieſer Pfeffer ſolte ge-
ſchaͤlet worden ſeyn, wuͤrde man den-
noch viel Koͤrner drunter finden, an de-
nen die runtzlichte Haut annoch ſaͤſſe,
denn es iſt eine ausgemachte Sache, daß
unter dem Pfeffer, der in Holland ge-
ſchaͤlet und gebleichet wird, allezeit faſt
der dritte Theil noch mit der runtzlichten
Haut bedecket iſt.
Siehe Fig. 176.
Jhm ſey nun wie ihm wolle, man ſoll
den weiſſen Pfeffer erwehlen, welcher
ſicher und gewiß aus Holland uͤber-
kommen, dabey recht dicke, voͤllig, wich-
tig und mit ſo wenig ſchwartzen Pfeffer-
koͤrnern und Staube, als immer moͤg-
lich, vermiſchet ſey. So mag man auch
Acht haben, daß es kein gebleichter ſey,
welches alſofort zu mercken, wenn man
ihn ein wenig in den Haͤnden reibt, denn
wo er gebleichet iſt, wird ſeine mehlichte
und weiſſe Farbe gar bald in gelb ver-
wandelt werden. Zudem, ſo ſiehet man
auf dem ohngebleichten Coriander-
pfeffer eine Art Striemen, als wie
Ribben, und wenn er geſtoſſen worden,
muß er angenehme grau, auf weiß ſich
ziehend, ſehen.
Wir zerquetſchen und machen den
weiſſen Corianderpfeffer zu einem
groͤblichten Pulver, und gieſſen Ambra-
eſſentz daruͤber; welches alſo zugerich-
tete Pulver ambrirter Pfeffer oder
Poivre à la Bergerac genennet, und nur
von vornehmen Leuten gebrauchet
wird.
Ambrirter
Pfeffer/ poi-
vre à la Ber-
gerac.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |