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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] bereiten, untersaget werden, dasselbe
fernerhin zu machen und zu verkauffen.
Man solte auch kein anderes gebrau-
chen, als das aus Languedoc gebracht
wird, weil es das beste unter allen, da-
fern es nur die erforderte Beschaffen-
heit hat, das ist, wenn es frisch, wohlrie-
chend, körnicht, gnugsam dicke und gelb-
grün ist: dagegen soll man dasjenige
verwerffen, welches grün, gantz dichte
und doch dabey flüßig ist, auch gantz an-
ders als Lorbeeröl riecht, wie das aus
Provence, oder das zu Lion, Rouan
und Paris von solchen Leuten gemacht
wird, die weder auf Ehre noch Gewissen
sehen, und deren Betrügerey, die sie
bey dieser Waare verüben, dermassen
groß ist, daß ich sie kaum mit grosser
Mühe allhier dürfte erzehlen können.
Derowegen will ich die Obrigkeit noch-
mahls gebeten haben, daß sie doch den
Geschwornen bey unserer Jnnung
auflegen wolte, auf dergleichen Miß-
brauch, der bey diesem Oele vorgehet,
Acht zu haben, wie nicht weniger auf
viele andere Schelmereyen, die bey allen
unsern so unterschiedenen Waaren mit
unterlauffen: inmassen solches in gegen-
wärtigem Wercke zur Gnüge kan erse-
hen werden. Diesem aber könte gar
leichte abgeholffen werden, wenn nur
die Herren Geschworne sich die schlechte
Mühe nehmen wolten, und verwehren,
daß nicht soviel Leute, ohne Erlaubnüß,
allerhand Waaren zurichten dürften,
sondern was recht und billich ist, beob-
achten müsten: sie selbst aber solten die-
ses auch fein in Acht nehmen, und der-
gestalt denenjenigen ein gut Exempel ge-
ben, die unter ihrer Aufsicht stehen, mit-
hin bey aller Gelegenheit erweisen, daß
sie das gemeine Beste ihrem eignen Nu-
tzen vorzögen. Allem Mißbrauch aber
vorzubeugen, dürfften sie nur die Waa-
ren unter der Hand kauffen lassen, und
besehen, ob sie gebührend beschaffen wä-
ren. Jch verstehe aber solche Waaren,
welche nachgemachet oder gar verfäl-
schet sind, z. E. wenn sie an statt des
Scammonienhartzes Glaspech ver-
kauffen, für das Gummi vom Guajac
Galipot, für Benzoin Schmierpech, Ar-
canson für das Gummi Elemi, grün ge-
färbtes Schmeer für Lorbeeröl, Curcu-
ma für Saffran, gekochten Honig und
gestossene Wurtzeln für Theriac: mit ei-
nem Worte, alle dergleichen Waaren,
[Spaltenumbruch] welche mit Fleiß gemachet sind um die
Leute damit zu betrügen, und daß sie
wohlfeiler verkauffen können, als ihre
Cameraden. Was aber die Simplicia
und einfachen Waaren betrifft, da ist
unmöglich, daß sich nicht iederzeit etliche
mangelhafte darunter befinden solten,
es sey nun, weil sie leichtlich anlauffen,
als wie die Rhabarber, das süsse Holtz,
und andere mehr; oder aber, weil sie
gerne wurmstichicht werden. Es wäre
demnach gut, daß zu denen hierzu ver-
ordneten feine verständige Kauffleute
genommen würden, welche die gerech-
ten Materialien von den verfälschten,
und die Spezereyen von solchen Din-
gen, die keine Spezereyen sind, zu unter-
scheiden wüsten. Dargegen müste man
keine solche Leute mehr zu Geschwornen
erwehlen, welche sich nur auf Butter,
Käse und andere gemeine Waaren ver-
stehen: vielweniger aber solte dieser
oder jener vorgezogen werden, das ist so
viel gesagt, man solte fein nach dem Re-
gister oder Ordnung, wie sie eingeschrie-
ben worden, gehen, denn es giebt ja
noch wohl ein und andre Spezerey-
händler, die zum wenigsten eben so wür-
dig sind dieses Amt auf sich zu nehmen,
als diese eingebildete Spezereykramer.
Zum andern solten künftighin nicht al-
lerley unverständige ungeschickte Leute
in die Spezereyhändler-Jnnung, weil
in deren Macht alle zum Leben nöthige
Dinge stehen, an- und aufgenommen
werden. Dergleichen unverständige
Kauffleute und ignoranten aber könte
man füglich den Ursprung und die Qvel-
le alles Mischmasches und aller unge-
reimten Dinge nennen, dieweil sie mei-
stentheils eine Waare an statt der an-
dern verkauffen, und Gift vom Gegen-
gift nicht wissen zu unterscheiden. Wel-
chem Unfug aber durchaus muß abge-
holffen werden, indem dem gemeinen
Besten zu viel dran gelegen. Denn
kurtz zu sagen, es ist die Quelle alles Gif-
tes; welches durch den Betrug, der täg-
lich begangen wird, ohnschwer zu erwei-
sen stünde.

Das Lorbeeröl wird zu Zertheilung
der kalten Flüsse gebrauchet, auch etli-
cher massen sonst in der Artzneykunst
angewendet, und zu unterschiedenen Ga-
lenischen compositionen genommen: das
meiste aber gebrauchen die Hufschmiede.

[Ende Spaltensatz]
Das

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] bereiten, unterſaget werden, daſſelbe
fernerhin zu machen und zu verkauffen.
Man ſolte auch kein anderes gebrau-
chen, als das aus Languedoc gebracht
wird, weil es das beſte unter allen, da-
fern es nur die erforderte Beſchaffen-
heit hat, das iſt, wenn es friſch, wohlrie-
chend, koͤrnicht, gnugſam dicke und gelb-
gruͤn iſt: dagegen ſoll man dasjenige
verwerffen, welches gruͤn, gantz dichte
und doch dabey fluͤßig iſt, auch gantz an-
ders als Lorbeeroͤl riecht, wie das aus
Provence, oder das zu Lion, Rouan
und Paris von ſolchen Leuten gemacht
wird, die weder auf Ehre noch Gewiſſen
ſehen, und deren Betruͤgerey, die ſie
bey dieſer Waare veruͤben, dermaſſen
groß iſt, daß ich ſie kaum mit groſſer
Muͤhe allhier duͤrfte erzehlen koͤnnen.
Derowegen will ich die Obrigkeit noch-
mahls gebeten haben, daß ſie doch den
Geſchwornen bey unſerer Jnnung
auflegen wolte, auf dergleichen Miß-
brauch, der bey dieſem Oele vorgehet,
Acht zu haben, wie nicht weniger auf
viele andere Schelmereyen, die bey allen
unſern ſo unterſchiedenen Waaren mit
unterlauffen: inmaſſen ſolches in gegen-
waͤrtigem Wercke zur Gnuͤge kan erſe-
hen werden. Dieſem aber koͤnte gar
leichte abgeholffen werden, wenn nur
die Herren Geſchworne ſich die ſchlechte
Muͤhe nehmen wolten, und verwehren,
daß nicht ſoviel Leute, ohne Erlaubnuͤß,
allerhand Waaren zurichten duͤrften,
ſondern was recht und billich iſt, beob-
achten muͤſten: ſie ſelbſt aber ſolten die-
ſes auch fein in Acht nehmen, und der-
geſtalt denenjenigen ein gut Exempel ge-
ben, die unter ihrer Aufſicht ſtehen, mit-
hin bey aller Gelegenheit erweiſen, daß
ſie das gemeine Beſte ihrem eignen Nu-
tzen vorzoͤgen. Allem Mißbrauch aber
vorzubeugen, duͤrfften ſie nur die Waa-
ren unter der Hand kauffen laſſen, und
beſehen, ob ſie gebuͤhrend beſchaffen waͤ-
ren. Jch verſtehe aber ſolche Waaren,
welche nachgemachet oder gar verfaͤl-
ſchet ſind, z. E. wenn ſie an ſtatt des
Scammonienhartzes Glaspech ver-
kauffen, fuͤr das Gummi vom Guajac
Galipot, fuͤr Benzoin Schmierpech, Ar-
canſon fuͤr das Gummi Elemi, gruͤn ge-
faͤrbtes Schmeer fuͤr Lorbeeroͤl, Curcu-
ma fuͤr Saffran, gekochten Honig und
geſtoſſene Wurtzeln fuͤr Theriac: mit ei-
nem Worte, alle dergleichen Waaren,
[Spaltenumbruch] welche mit Fleiß gemachet ſind um die
Leute damit zu betruͤgen, und daß ſie
wohlfeiler verkauffen koͤnnen, als ihre
Cameraden. Was aber die Simplicia
und einfachen Waaren betrifft, da iſt
unmoͤglich, daß ſich nicht iederzeit etliche
mangelhafte darunter befinden ſolten,
es ſey nun, weil ſie leichtlich anlauffen,
als wie die Rhabarber, das ſuͤſſe Holtz,
und andere mehr; oder aber, weil ſie
gerne wurmſtichicht werden. Es waͤre
demnach gut, daß zu denen hierzu ver-
ordneten feine verſtaͤndige Kauffleute
genommen wuͤrden, welche die gerech-
ten Materialien von den verfaͤlſchten,
und die Spezereyen von ſolchen Din-
gen, die keine Spezereyen ſind, zu unter-
ſcheiden wuͤſten. Dargegen muͤſte man
keine ſolche Leute mehr zu Geſchwornen
erwehlen, welche ſich nur auf Butter,
Kaͤſe und andere gemeine Waaren ver-
ſtehen: vielweniger aber ſolte dieſer
oder jener vorgezogen werden, das iſt ſo
viel geſagt, man ſolte fein nach dem Re-
giſter oder Ordnung, wie ſie eingeſchrie-
ben worden, gehen, denn es giebt ja
noch wohl ein und andre Spezerey-
haͤndler, die zum wenigſten eben ſo wuͤr-
dig ſind dieſes Amt auf ſich zu nehmen,
als dieſe eingebildete Spezereykramer.
Zum andern ſolten kuͤnftighin nicht al-
lerley unverſtaͤndige ungeſchickte Leute
in die Spezereyhaͤndler-Jnnung, weil
in deren Macht alle zum Leben noͤthige
Dinge ſtehen, an- und aufgenommen
werden. Dergleichen unverſtaͤndige
Kauffleute und ignoranten aber koͤnte
man fuͤglich den Urſprung und die Qvel-
le alles Miſchmaſches und aller unge-
reimten Dinge nennen, dieweil ſie mei-
ſtentheils eine Waare an ſtatt der an-
dern verkauffen, und Gift vom Gegen-
gift nicht wiſſen zu unterſcheiden. Wel-
chem Unfug aber durchaus muß abge-
holffen werden, indem dem gemeinen
Beſten zu viel dran gelegen. Denn
kurtz zu ſagen, es iſt die Quelle alles Gif-
tes; welches durch den Betrug, der taͤg-
lich begangen wird, ohnſchwer zu erwei-
ſen ſtuͤnde.

Das Lorbeeroͤl wiꝛd zu Zertheilung
der kalten Fluͤſſe gebrauchet, auch etli-
cher maſſen ſonſt in der Artzneykunſt
angewendet, uñ zu unterſchiedenen Ga-
leniſchen compoſitionen genommen: das
meiſte aber gebrauchen die Hufſchmiede.

[Ende Spaltensatz]
Das
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[0268] Der Spezereyen und Materialien bereiten, unterſaget werden, daſſelbe fernerhin zu machen und zu verkauffen. Man ſolte auch kein anderes gebrau- chen, als das aus Languedoc gebracht wird, weil es das beſte unter allen, da- fern es nur die erforderte Beſchaffen- heit hat, das iſt, wenn es friſch, wohlrie- chend, koͤrnicht, gnugſam dicke und gelb- gruͤn iſt: dagegen ſoll man dasjenige verwerffen, welches gruͤn, gantz dichte und doch dabey fluͤßig iſt, auch gantz an- ders als Lorbeeroͤl riecht, wie das aus Provence, oder das zu Lion, Rouan und Paris von ſolchen Leuten gemacht wird, die weder auf Ehre noch Gewiſſen ſehen, und deren Betruͤgerey, die ſie bey dieſer Waare veruͤben, dermaſſen groß iſt, daß ich ſie kaum mit groſſer Muͤhe allhier duͤrfte erzehlen koͤnnen. Derowegen will ich die Obrigkeit noch- mahls gebeten haben, daß ſie doch den Geſchwornen bey unſerer Jnnung auflegen wolte, auf dergleichen Miß- brauch, der bey dieſem Oele vorgehet, Acht zu haben, wie nicht weniger auf viele andere Schelmereyen, die bey allen unſern ſo unterſchiedenen Waaren mit unterlauffen: inmaſſen ſolches in gegen- waͤrtigem Wercke zur Gnuͤge kan erſe- hen werden. Dieſem aber koͤnte gar leichte abgeholffen werden, wenn nur die Herren Geſchworne ſich die ſchlechte Muͤhe nehmen wolten, und verwehren, daß nicht ſoviel Leute, ohne Erlaubnuͤß, allerhand Waaren zurichten duͤrften, ſondern was recht und billich iſt, beob- achten muͤſten: ſie ſelbſt aber ſolten die- ſes auch fein in Acht nehmen, und der- geſtalt denenjenigen ein gut Exempel ge- ben, die unter ihrer Aufſicht ſtehen, mit- hin bey aller Gelegenheit erweiſen, daß ſie das gemeine Beſte ihrem eignen Nu- tzen vorzoͤgen. Allem Mißbrauch aber vorzubeugen, duͤrfften ſie nur die Waa- ren unter der Hand kauffen laſſen, und beſehen, ob ſie gebuͤhrend beſchaffen waͤ- ren. Jch verſtehe aber ſolche Waaren, welche nachgemachet oder gar verfaͤl- ſchet ſind, z. E. wenn ſie an ſtatt des Scammonienhartzes Glaspech ver- kauffen, fuͤr das Gummi vom Guajac Galipot, fuͤr Benzoin Schmierpech, Ar- canſon fuͤr das Gummi Elemi, gruͤn ge- faͤrbtes Schmeer fuͤr Lorbeeroͤl, Curcu- ma fuͤr Saffran, gekochten Honig und geſtoſſene Wurtzeln fuͤr Theriac: mit ei- nem Worte, alle dergleichen Waaren, welche mit Fleiß gemachet ſind um die Leute damit zu betruͤgen, und daß ſie wohlfeiler verkauffen koͤnnen, als ihre Cameraden. Was aber die Simplicia und einfachen Waaren betrifft, da iſt unmoͤglich, daß ſich nicht iederzeit etliche mangelhafte darunter befinden ſolten, es ſey nun, weil ſie leichtlich anlauffen, als wie die Rhabarber, das ſuͤſſe Holtz, und andere mehr; oder aber, weil ſie gerne wurmſtichicht werden. Es waͤre demnach gut, daß zu denen hierzu ver- ordneten feine verſtaͤndige Kauffleute genommen wuͤrden, welche die gerech- ten Materialien von den verfaͤlſchten, und die Spezereyen von ſolchen Din- gen, die keine Spezereyen ſind, zu unter- ſcheiden wuͤſten. Dargegen muͤſte man keine ſolche Leute mehr zu Geſchwornen erwehlen, welche ſich nur auf Butter, Kaͤſe und andere gemeine Waaren ver- ſtehen: vielweniger aber ſolte dieſer oder jener vorgezogen werden, das iſt ſo viel geſagt, man ſolte fein nach dem Re- giſter oder Ordnung, wie ſie eingeſchrie- ben worden, gehen, denn es giebt ja noch wohl ein und andre Spezerey- haͤndler, die zum wenigſten eben ſo wuͤr- dig ſind dieſes Amt auf ſich zu nehmen, als dieſe eingebildete Spezereykramer. Zum andern ſolten kuͤnftighin nicht al- lerley unverſtaͤndige ungeſchickte Leute in die Spezereyhaͤndler-Jnnung, weil in deren Macht alle zum Leben noͤthige Dinge ſtehen, an- und aufgenommen werden. Dergleichen unverſtaͤndige Kauffleute und ignoranten aber koͤnte man fuͤglich den Urſprung und die Qvel- le alles Miſchmaſches und aller unge- reimten Dinge nennen, dieweil ſie mei- ſtentheils eine Waare an ſtatt der an- dern verkauffen, und Gift vom Gegen- gift nicht wiſſen zu unterſcheiden. Wel- chem Unfug aber durchaus muß abge- holffen werden, indem dem gemeinen Beſten zu viel dran gelegen. Denn kurtz zu ſagen, es iſt die Quelle alles Gif- tes; welches durch den Betrug, der taͤg- lich begangen wird, ohnſchwer zu erwei- ſen ſtuͤnde. Das Lorbeeroͤl wiꝛd zu Zertheilung der kalten Fluͤſſe gebrauchet, auch etli- cher maſſen ſonſt in der Artzneykunſt angewendet, uñ zu unterſchiedenen Ga- leniſchen compoſitionen genommen: das meiſte aber gebrauchen die Hufſchmiede. Das

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/268>, abgerufen am 24.11.2024.