Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Jsere und Oise finden, allda sie auch bis-weilen gefangen werden. Allein in der Elbe, und in andern grossen Flüssen in Teutschland und Polen/ vor allen aber in der grossen Rivier in Canada werden ihrer viel gefangen. Die Theurung des Bibergeils, und Jch setze beyseit, was gar viel berühm- Das Bibergeil wird auf unterschie- Jn der Academie derer Wissenschaf- sen
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Jſere und Oiſe finden, allda ſie auch bis-weilen gefangen werden. Allein in der Elbe, und in andern groſſen Fluͤſſen in Teutſchland und Polen/ vor allen aber in der groſſen Rivier in Canada werden ihrer viel gefangen. Die Theurung des Bibergeils, und Jch ſetze beyſeit, was gar viel beruͤhm- Das Bibergeil wird auf unterſchie- Jn der Academie derer Wiſſenſchaf- ſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0379"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="493"/> Jſere und Oiſe finden, allda ſie auch bis-<lb/> weilen gefangen werden. Allein in der<lb/> Elbe, und in andern groſſen Fluͤſſen in<lb/><hi rendition="#fr">Teutſchland</hi> und <hi rendition="#fr">Polen/</hi> vor allen<lb/> aber in der groſſen Rivier in <hi rendition="#fr">Canada</hi><lb/> werden ihrer viel gefangen.</p><lb/> <p>Die Theurung des <hi rendition="#fr">Bibergeils,</hi> und<lb/> der Geitz gewiſſer loſer Leute bringt<lb/> dieſelben dazu, daß ſie alles verſuchet,<lb/> ob ſie es nachzumachen vermoͤchten.<lb/> Sie machen aber ein Gemenge von<lb/> rechten Bibergeilpulver und einigen<lb/> Gummen, die zu nennen unnoͤthig,<lb/> damit fuͤllen ſie die Beutel, darinne die<lb/> Geilen von Laͤmmern oder jungen Zie-<lb/> gen gelegen, an, binden und hengen ſie<lb/> einige Zeit in den Rauch, und verkauf-<lb/> fen dieſelben, wenn ſie harte genug<lb/> worden, denenjenigen, die es nicht wohl<lb/> zu unterſcheiden wiſſen, fuͤr aufrichti-<lb/> ges Bibergeil. Allein dieſer Betrug<lb/> mag gar leichtlich erkannt werden;<lb/> man ſchneide nur die Saͤcklein auf, und<lb/> ſehe nach obbemelden Zeichen, unter<lb/> denen das vornehmſte, daß man hier<lb/> weder Faſen, noch Haͤutlein durchein-<lb/> ander gezogen finden wird; wie auch,<lb/> daß man das gerechte Bibergeil ſtoſſen<lb/> und durch ein Florſieb ſtaͤuben kan, da<lb/> dann die kleinen Haͤutlein auf dem<lb/> Flore zuruͤcke bleiben; die Gummen<lb/> aber koͤnnen nicht hindurch fallen, ſon-<lb/> dern bleiben drauf, ſonder Haͤutlein,<lb/> in einem Klumpen beliegen.</p><lb/> <p>Jch ſetze beyſeit, was gar viel beruͤhm-<lb/> te Scribenten vom <hi rendition="#fr">Biber</hi> geſchrieben,<lb/> daß er naͤmlich, wenn er ſich von denen<lb/> Jaͤgern verfolget ſiehet, mit den Zaͤh-<lb/> nen die Geilen abbeiſſe, oder ausreiſſe,<lb/> und ſie ihnen zu ſeiner Rantzion hin-<lb/> werffe; denn es iſt ihm eben ſo unmoͤg-<lb/> lich ſeinen Leib bis zu denenſelbigen hin<lb/> zu beugen, daß er ſie mit den Zaͤhnen<lb/> erreichen koͤnte, als unmoͤglich dieſes ei-<lb/> nem Eber fallen wuͤrde: uͤberdiß, kan<lb/> er ſich auch gar leichte ins Waſſer ſtuͤr-<lb/> tzen, weil er ſich nicht zu weit vom Ufer<lb/> entfernet.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Bibergeil</hi> wird auf unterſchie-<lb/> dene Art zugerichtet oder praͤpariret,<lb/> und wider die Haupt- und Mutter-<lb/> Kranckheiten trefflich geruͤhmet, es<lb/> mag nun innerlich oder aͤuſſerlich ge-<lb/> brauchet werden. Den ſchmierichten<lb/> Saft braucht man zu Salben und zur<lb/> Bereitung des Bibergeiloͤls.</p><lb/> <cb n="494"/> <p>Jn der Academie derer Wiſſenſchaf-<lb/> ten iſt ein Biber zerſchnitten oder <hi rendition="#aq">ana-<lb/> tomir</hi>et worden, welcher drey und einen<lb/> halben Fuß lang geweſen, von der<lb/> Schnautze an bis zum Ende des<lb/> Schwantzes gerechnet. Wo er am brei-<lb/> teſten, war er zwoͤlff Zoll breit, und wu-<lb/> ge uͤber dreyßig Pfund. Seine Farbe<lb/> war braun und glaͤntzend, ohngefehr<lb/> wie die Farbe an der Minoriten Klei-<lb/> dung: das laͤngſte Haar war andert-<lb/> halb Zoll lang, und ſo zart wie das<lb/> Haupthaar eines Menſchen, das kuͤr-<lb/> tzeſte einen Zoll, und ſo gelinde als wie<lb/> Pflaumfedern. Die Ohren waren<lb/> rund und ſehr kurtz, inwendig ohne<lb/> Haar, auswendig aber rauch. Er hat-<lb/> te vier hauende Zaͤhne, als wie die Eich-<lb/> hoͤrnlein, Ratten und andere Thiere,<lb/> welche zu beiſſen und zu nagen gewoh-<lb/> net ſind: die unterſten waaren laͤnger<lb/> denn acht Zoll, und die oͤberſten, welche<lb/> uͤber die andern hervorrageten, ſtunden<lb/> jenen nicht gerade entgegen, ſondern<lb/> waren alſo geſetzet, daß er als wie mit<lb/> einer Scheere ſchneiden koͤnnen, wenn<lb/> er ſie gegen einander gerieben: vornen<lb/> an der Spitze waren ſie uͤber die Maas<lb/> ſcharff, und ſchneidend und gleichſam<lb/> als eine Scheere zugeſchliffen: inwen-<lb/> dig ſahen ſie weiß, auswendig lichtroth<lb/> und faſt ſo gelb, als wie Safflor. Er<lb/> hatte ferner 16. Backenzaͤhne, achte auf<lb/> ieder Seite. Die hinterſten Zaͤhen wa-<lb/> ren wie die Gaͤnspfoten, mit einer Haut<lb/> zuſammengehencket; die vorderſten<lb/> aber ohne Haut, wie die Murmelthier-<lb/> leinpfoten, deren ſie ſich, als wie die<lb/> Eichhoͤrnlein, an ſtatt der Haͤnde bedie-<lb/> nen. Die Naͤgel waren krum, und<lb/> hol, wie eine Schreibefeder. Der<lb/> Schwantz dieſes Thiers hat mehr von<lb/> der Natur eines Fiſches, denn eines<lb/> Landthieres, desgleichen auch die hin-<lb/> tern Fuͤſſe, welche auch eben alſo ſchme-<lb/> cken. Er war mit Schupen bedeckt,<lb/> welche ſo dicke als ein Pergament, und<lb/> anderthalbe Linie lang und ſechsecket,<lb/> doch irregular, welche das Haͤutlein,<lb/> das ſie zuſammenhielte, machten oder<lb/> formirten: lang war er eilff Zoll, und<lb/> laͤnglichtrund, als wie ein Ey, an der<lb/> Wurtzel vier Zoll, und in der Mitten<lb/> fuͤnff Zoll breit, und das Thier bedien-<lb/> te ſich deſſelben, nebſt den Hinterfuͤſ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0379]
Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
Jſere und Oiſe finden, allda ſie auch bis-
weilen gefangen werden. Allein in der
Elbe, und in andern groſſen Fluͤſſen in
Teutſchland und Polen/ vor allen
aber in der groſſen Rivier in Canada
werden ihrer viel gefangen.
Die Theurung des Bibergeils, und
der Geitz gewiſſer loſer Leute bringt
dieſelben dazu, daß ſie alles verſuchet,
ob ſie es nachzumachen vermoͤchten.
Sie machen aber ein Gemenge von
rechten Bibergeilpulver und einigen
Gummen, die zu nennen unnoͤthig,
damit fuͤllen ſie die Beutel, darinne die
Geilen von Laͤmmern oder jungen Zie-
gen gelegen, an, binden und hengen ſie
einige Zeit in den Rauch, und verkauf-
fen dieſelben, wenn ſie harte genug
worden, denenjenigen, die es nicht wohl
zu unterſcheiden wiſſen, fuͤr aufrichti-
ges Bibergeil. Allein dieſer Betrug
mag gar leichtlich erkannt werden;
man ſchneide nur die Saͤcklein auf, und
ſehe nach obbemelden Zeichen, unter
denen das vornehmſte, daß man hier
weder Faſen, noch Haͤutlein durchein-
ander gezogen finden wird; wie auch,
daß man das gerechte Bibergeil ſtoſſen
und durch ein Florſieb ſtaͤuben kan, da
dann die kleinen Haͤutlein auf dem
Flore zuruͤcke bleiben; die Gummen
aber koͤnnen nicht hindurch fallen, ſon-
dern bleiben drauf, ſonder Haͤutlein,
in einem Klumpen beliegen.
Jch ſetze beyſeit, was gar viel beruͤhm-
te Scribenten vom Biber geſchrieben,
daß er naͤmlich, wenn er ſich von denen
Jaͤgern verfolget ſiehet, mit den Zaͤh-
nen die Geilen abbeiſſe, oder ausreiſſe,
und ſie ihnen zu ſeiner Rantzion hin-
werffe; denn es iſt ihm eben ſo unmoͤg-
lich ſeinen Leib bis zu denenſelbigen hin
zu beugen, daß er ſie mit den Zaͤhnen
erreichen koͤnte, als unmoͤglich dieſes ei-
nem Eber fallen wuͤrde: uͤberdiß, kan
er ſich auch gar leichte ins Waſſer ſtuͤr-
tzen, weil er ſich nicht zu weit vom Ufer
entfernet.
Das Bibergeil wird auf unterſchie-
dene Art zugerichtet oder praͤpariret,
und wider die Haupt- und Mutter-
Kranckheiten trefflich geruͤhmet, es
mag nun innerlich oder aͤuſſerlich ge-
brauchet werden. Den ſchmierichten
Saft braucht man zu Salben und zur
Bereitung des Bibergeiloͤls.
Jn der Academie derer Wiſſenſchaf-
ten iſt ein Biber zerſchnitten oder ana-
tomiret worden, welcher drey und einen
halben Fuß lang geweſen, von der
Schnautze an bis zum Ende des
Schwantzes gerechnet. Wo er am brei-
teſten, war er zwoͤlff Zoll breit, und wu-
ge uͤber dreyßig Pfund. Seine Farbe
war braun und glaͤntzend, ohngefehr
wie die Farbe an der Minoriten Klei-
dung: das laͤngſte Haar war andert-
halb Zoll lang, und ſo zart wie das
Haupthaar eines Menſchen, das kuͤr-
tzeſte einen Zoll, und ſo gelinde als wie
Pflaumfedern. Die Ohren waren
rund und ſehr kurtz, inwendig ohne
Haar, auswendig aber rauch. Er hat-
te vier hauende Zaͤhne, als wie die Eich-
hoͤrnlein, Ratten und andere Thiere,
welche zu beiſſen und zu nagen gewoh-
net ſind: die unterſten waaren laͤnger
denn acht Zoll, und die oͤberſten, welche
uͤber die andern hervorrageten, ſtunden
jenen nicht gerade entgegen, ſondern
waren alſo geſetzet, daß er als wie mit
einer Scheere ſchneiden koͤnnen, wenn
er ſie gegen einander gerieben: vornen
an der Spitze waren ſie uͤber die Maas
ſcharff, und ſchneidend und gleichſam
als eine Scheere zugeſchliffen: inwen-
dig ſahen ſie weiß, auswendig lichtroth
und faſt ſo gelb, als wie Safflor. Er
hatte ferner 16. Backenzaͤhne, achte auf
ieder Seite. Die hinterſten Zaͤhen wa-
ren wie die Gaͤnspfoten, mit einer Haut
zuſammengehencket; die vorderſten
aber ohne Haut, wie die Murmelthier-
leinpfoten, deren ſie ſich, als wie die
Eichhoͤrnlein, an ſtatt der Haͤnde bedie-
nen. Die Naͤgel waren krum, und
hol, wie eine Schreibefeder. Der
Schwantz dieſes Thiers hat mehr von
der Natur eines Fiſches, denn eines
Landthieres, desgleichen auch die hin-
tern Fuͤſſe, welche auch eben alſo ſchme-
cken. Er war mit Schupen bedeckt,
welche ſo dicke als ein Pergament, und
anderthalbe Linie lang und ſechsecket,
doch irregular, welche das Haͤutlein,
das ſie zuſammenhielte, machten oder
formirten: lang war er eilff Zoll, und
laͤnglichtrund, als wie ein Ey, an der
Wurtzel vier Zoll, und in der Mitten
fuͤnff Zoll breit, und das Thier bedien-
te ſich deſſelben, nebſt den Hinterfuͤſ-
ſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |