Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] Schmaltz
und Oel von
Vipern.
pern, das Schmaltz, und ein röthlich-
tes Oel, vermittelst einer Retorte ge-
macht, deren Kraft und Tugend, eine
nach der andern, in dem Buche, das
Charras davon geschrieben hat, erse-
hen können werden.

Wann man verwehren will, daß die
getreugten Vipern, samt ihren Hertz
und Lebern nicht sollen von den Wür-
men gefressen werden, darff man sie
nur mit Quecksilber oder Wermuth in
wohlverwahrte Gefässe legen.

Uber alle diese obermeldte und von
den Vipern bereitete Sachen lassen
wir auch noch aus Jtalien/ absonder-
Vipernküch-
lein von Pa-
dua.
Siehe Fig. 363.
und 364.
lich von Padua, desgleichen von
Montpellier ein compositum und aus
vielen zusammen gesetztes Stücke brin-
gen, welches von Vipernpulver, oder
von Vipern gemachet worden, so man
mit Dille in Wasser gesotten, und her-
[Spaltenumbruch] nach mit Diptamwurtz oder Brod-
krume, zu Pulver gestossen. Daraus
werden mit Mußkatöle oder Jndia-
nischen oder Peruanischen Balsam
gantz dünne zarte Täflein gemacht, in
der Grösse eines XXX. Sols oder halben
Thalers, denen man den Namen tro-
chisci
oder pastilli de Viperis, Viperu-Die Vipern-
küchlein von
Padua sind
gelb, die von
Montpel-
lier
aber
schwartz, weil
jene mit Muß-
katenöle, diese
dagegen mit
Peruviani-
schem Valsam
bereitet wer-
den.

küchlein/ gegeben. Diese verkauffen
wir an die Apothecker, oder andere Leu-
te, welche Theriac machen wollen, die-
weil sie eines der vornehmsten Stücke
dazu sind. Wenn diese Küchlein der
Gebühr nach beschaffen seyn sollen,
müssen sie frisch und getreulich zuberei-
tet seyn: iedoch sollen diejenigen, wel-
che mit der Diptamwurtz bereitet sind,
denen, die mit Brodkrume gemacht
worden, von rechtswegen vorgezogen
werden, ob solches schon wider die Mei-
nung der Alten läufft.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und zwantzigste Capitel.
Vom Theriac.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Theriac wird von den aus-
erlesensten Spezereyen zusammen
gesetzet, welche präpariret, pulverisiret,
und mit Honig zu einem Opiat, oder
feuchten und weichen Lattwerge gema-
chet werden, allermassen aus nachfol-
genden wird zu ersehen seyn.

Der Theriac hat seinen Namen
von den Vipern bekommen, welche die
Griechen Theria, theria, zu nennen pfle-
gen, und ist vom Andromachus dem
ältern, der aus Candien gebürtig, und
des Nero Leibartzt war, zusammen ge-
setzet worden.

Die Venetianer haben seit etlich
hundert Jahren her den Ruhm erhal-
ten, daß sie alleine die rechte Art und
Weise den Theriac zu machen hätten:
iedennoch aber richten vorietzo die Apo-
thecker zu Montpellier desselben eine
so grosse Menge zu, daß man in Paris
gantze Fässer voll Theriac zu sehen be-
kommt, welcher dermassen wohlfeil hin-
gegeben wird, daß ein Pfund weisses
Honiges mehr kostet, als dieser so ge-
nannte Theriac. Wäre mir nun er-
laubet, alle die Betrügereyen, die bey
der Bereitung dieses antidoti und Gift-
artzney vorgehen, offenbar zu machen,
bin ich versichert, daß die Obrigkeit nicht
unterlassen dürffte solchem Mißbrauch
[Spaltenumbruch] zu steuern, so wohl was den Theriac
betrifft, der zu Beaucaire, Guibray
und auf andern Jahrmärckten ver-
kauffet wird, als auch, den man zu Pa-
ris
das Pfund um 18. Sols verkauffet.
Und dennoch haben die Verkauffer gros-
sen Profit dabey, indem es nichts an-
ders ist, als zerlassener gelber Honig, in
welchen sie einen Hauffen häßliche, ver-
faulte, verdorbene, und von Würmen
zerfressene Wurtzeln gerühret. Auf
daß er sich aber desto besser verkauffen
lasse, derowegen bekleiben sie die irdene
Geschirre mit einem Papier, darauf
ein Paar Vipern stehen, die einen mit
Lilien gekrönten Kreis machen, welcher
diesen Titel beschliesset und umgiebt,
feiner Venedischer Theriac, ob er
gleich zu Orleans oder zu Paris ver-
fertigt worden ist.

Den Theriac von Montpellier be-
langend, von dem kan ich versichern,
als der ihn selbst etliche mahl allda be-
reitet, daß er mit allem nur möglichen
Fleisse gemachet sey. Allein, weil die-
se Waare muß auf die Märckte gefüh-
ret werden, woselbst das Pfund um acht
oder zehen Sols gegeben wird, und der-
jenige, der ihn bereitet, ersiehet, daß
ihm das Pfund auf 38. bis 40. Sols
zu stehen kommt, die geringern Unko-

sten
N n

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] Schmaltz
und Oel von
Vipern.
pern, das Schmaltz, und ein roͤthlich-
tes Oel, vermittelſt einer Retorte ge-
macht, deren Kraft und Tugend, eine
nach der andern, in dem Buche, das
Charras davon geſchrieben hat, erſe-
hen koͤnnen werden.

Wann man verwehren will, daß die
getreugten Vipern, ſamt ihren Hertz
und Lebern nicht ſollen von den Wuͤr-
men gefreſſen werden, darff man ſie
nur mit Queckſilber oder Wermuth in
wohlverwahrte Gefaͤſſe legen.

Uber alle dieſe obermeldte und von
den Vipern bereitete Sachen laſſen
wir auch noch aus Jtalien/ abſonder-
Vipernkuͤch-
lein von Pa-
dua.
Siehe Fig. 363.
und 364.
lich von Padua, desgleichen von
Montpellier ein compoſitum und aus
vielen zuſammen geſetztes Stuͤcke brin-
gen, welches von Vipernpulver, oder
von Vipern gemachet worden, ſo man
mit Dille in Waſſer geſotten, und her-
[Spaltenumbruch] nach mit Diptamwurtz oder Brod-
krume, zu Pulver geſtoſſen. Daraus
werden mit Mußkatoͤle oder Jndia-
niſchen oder Peruaniſchen Balſam
gantz duͤnne zarte Taͤflein gemacht, in
der Groͤſſe eines XXX. Sols oder halben
Thalers, denen man den Namen tro-
chiſci
oder paſtilli de Viperis, Viperu-Die Vipern-
kuͤchlein von
Padua ſind
gelb, die von
Montpel-
lier
aber
ſchwartz, weil
jene mit Muß-
katenoͤle, dieſe
dagegen mit
Peruviani-
ſchem Valſam
bereitet wer-
den.

kuͤchlein/ gegeben. Dieſe verkauffen
wir an die Apothecker, oder andere Leu-
te, welche Theriac machen wollen, die-
weil ſie eines der vornehmſten Stuͤcke
dazu ſind. Wenn dieſe Kuͤchlein der
Gebuͤhr nach beſchaffen ſeyn ſollen,
muͤſſen ſie friſch und getreulich zuberei-
tet ſeyn: iedoch ſollen diejenigen, wel-
che mit der Diptamwurtz bereitet ſind,
denen, die mit Brodkrume gemacht
worden, von rechtswegen vorgezogen
werden, ob ſolches ſchon wider die Mei-
nung der Alten laͤufft.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und zwantzigſte Capitel.
Vom Theriac.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Theriac wird von den aus-
erleſenſten Spezereyen zuſammen
geſetzet, welche praͤpariret, pulveriſiret,
und mit Honig zu einem Opiat, oder
feuchten und weichen Lattwerge gema-
chet werden, allermaſſen aus nachfol-
genden wird zu erſehen ſeyn.

Der Theriac hat ſeinen Namen
von den Vipern bekommen, welche die
Griechen Θήρια, theria, zu nennen pfle-
gen, und iſt vom Andromachus dem
aͤltern, der aus Candien gebuͤrtig, und
des Nero Leibartzt war, zuſammen ge-
ſetzet worden.

Die Venetianer haben ſeit etlich
hundert Jahren her den Ruhm erhal-
ten, daß ſie alleine die rechte Art und
Weiſe den Theriac zu machen haͤtten:
iedennoch aber richten vorietzo die Apo-
thecker zu Montpellier deſſelben eine
ſo groſſe Menge zu, daß man in Paris
gantze Faͤſſer voll Theriac zu ſehen be-
kommt, welcher dermaſſen wohlfeil hin-
gegeben wird, daß ein Pfund weiſſes
Honiges mehr koſtet, als dieſer ſo ge-
nannte Theriac. Waͤre mir nun er-
laubet, alle die Betruͤgereyen, die bey
der Bereitung dieſes antidoti und Gift-
artzney vorgehen, offenbar zu machen,
bin ich verſichert, daß die Obrigkeit nicht
unterlaſſen duͤrffte ſolchem Mißbrauch
[Spaltenumbruch] zu ſteuern, ſo wohl was den Theriac
betrifft, der zu Beaucaire, Guibray
und auf andern Jahrmaͤrckten ver-
kauffet wird, als auch, den man zu Pa-
ris
das Pfund um 18. Sols verkauffet.
Und dennoch haben die Veꝛkauffer groſ-
ſen Profit dabey, indem es nichts an-
ders iſt, als zerlaſſener gelber Honig, in
welchen ſie einen Hauffen haͤßliche, ver-
faulte, verdorbene, und von Wuͤrmen
zerfreſſene Wurtzeln geruͤhret. Auf
daß er ſich aber deſto beſſer verkauffen
laſſe, derowegen bekleiben ſie die irdene
Geſchirre mit einem Papier, darauf
ein Paar Vipern ſtehen, die einen mit
Lilien gekroͤnten Kreis machen, welcher
dieſen Titel beſchlieſſet und umgiebt,
feiner Venediſcher Theriac, ob er
gleich zu Orleans oder zu Paris ver-
fertigt worden iſt.

Den Theriac von Montpellier be-
langend, von dem kan ich verſichern,
als der ihn ſelbſt etliche mahl allda be-
reitet, daß er mit allem nur moͤglichen
Fleiſſe gemachet ſey. Allein, weil die-
ſe Waare muß auf die Maͤrckte gefuͤh-
ret werden, woſelbſt das Pfund um acht
oder zehen Sols gegeben wird, und der-
jenige, der ihn bereitet, erſiehet, daß
ihm das Pfund auf 38. bis 40. Sols
zu ſtehen kommt, die geringern Unko-

ſten
N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0419"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="561"/><note place="left">Schmaltz<lb/>
und Oel von<lb/>
Vipern.</note>pern, das Schmaltz, und ein ro&#x0364;thlich-<lb/>
tes Oel, vermittel&#x017F;t einer Retorte ge-<lb/>
macht, deren Kraft und Tugend, eine<lb/>
nach der andern, in dem Buche, das<lb/><hi rendition="#fr">Charras</hi> davon ge&#x017F;chrieben hat, er&#x017F;e-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen werden.</p><lb/>
              <p>Wann man verwehren will, daß die<lb/>
getreugten Vipern, &#x017F;amt ihren Hertz<lb/>
und Lebern nicht &#x017F;ollen von den Wu&#x0364;r-<lb/>
men gefre&#x017F;&#x017F;en werden, darff man &#x017F;ie<lb/>
nur mit Queck&#x017F;ilber oder Wermuth in<lb/>
wohlverwahrte Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e legen.</p><lb/>
              <p>Uber alle die&#x017F;e obermeldte und von<lb/>
den Vipern bereitete Sachen la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir auch noch aus <hi rendition="#fr">Jtalien/</hi> ab&#x017F;onder-<lb/><note place="left">Vipernku&#x0364;ch-<lb/>
lein von Pa-<lb/>
dua.<lb/>
Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 363.<lb/>
und 364.</note>lich von <hi rendition="#fr">Padua,</hi> desgleichen von<lb/><hi rendition="#fr">Montpellier</hi> ein <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itum</hi> und aus<lb/>
vielen zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etztes Stu&#x0364;cke brin-<lb/>
gen, welches von Vipernpulver, oder<lb/>
von Vipern gemachet worden, &#x017F;o man<lb/>
mit Dille in Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;otten, und her-<lb/><cb n="562"/>
nach mit Diptamwurtz oder Brod-<lb/>
krume, zu Pulver ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Daraus<lb/>
werden mit Mußkato&#x0364;le oder Jndia-<lb/>
ni&#x017F;chen oder Peruani&#x017F;chen Bal&#x017F;am<lb/>
gantz du&#x0364;nne zarte Ta&#x0364;flein gemacht, in<lb/>
der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eines <hi rendition="#aq">XXX.</hi> Sols oder halben<lb/>
Thalers, denen man den Namen <hi rendition="#aq">tro-<lb/>
chi&#x017F;ci</hi> oder <hi rendition="#aq">pa&#x017F;tilli de Viperis,</hi> <hi rendition="#fr">Viperu-</hi><note place="right">Die Vipern-<lb/>
ku&#x0364;chlein von<lb/><hi rendition="#fr">Padua</hi> &#x017F;ind<lb/>
gelb, die von<lb/><hi rendition="#fr">Montpel-<lb/>
lier</hi> aber<lb/>
&#x017F;chwartz, weil<lb/>
jene mit Muß-<lb/>
kateno&#x0364;le, die&#x017F;e<lb/>
dagegen mit<lb/>
Peruviani-<lb/>
&#x017F;chem Val&#x017F;am<lb/>
bereitet wer-<lb/>
den.</note><lb/><hi rendition="#fr">ku&#x0364;chlein/</hi> gegeben. Die&#x017F;e verkauffen<lb/>
wir an die Apothecker, oder andere Leu-<lb/>
te, welche Theriac machen wollen, die-<lb/>
weil &#x017F;ie eines der vornehm&#x017F;ten Stu&#x0364;cke<lb/>
dazu &#x017F;ind. Wenn die&#x017F;e Ku&#x0364;chlein der<lb/>
Gebu&#x0364;hr nach be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn &#x017F;ollen,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie fri&#x017F;ch und getreulich zuberei-<lb/>
tet &#x017F;eyn: iedoch &#x017F;ollen diejenigen, wel-<lb/>
che mit der Diptamwurtz bereitet &#x017F;ind,<lb/>
denen, die mit Brodkrume gemacht<lb/>
worden, von rechtswegen vorgezogen<lb/>
werden, ob &#x017F;olches &#x017F;chon wider die Mei-<lb/>
nung der Alten la&#x0364;ufft.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das acht und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom Theriac.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Theriac</hi> wird von den aus-<lb/>
erle&#x017F;en&#x017F;ten Spezereyen zu&#x017F;ammen<lb/>
ge&#x017F;etzet, welche pra&#x0364;pariret, pulveri&#x017F;iret,<lb/>
und mit Honig zu einem <hi rendition="#aq">Opiat,</hi> oder<lb/>
feuchten und weichen Lattwerge gema-<lb/>
chet werden, allerma&#x017F;&#x017F;en aus nachfol-<lb/>
genden wird zu er&#x017F;ehen &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#fr">Theriac</hi> hat &#x017F;einen Namen<lb/>
von den Vipern bekommen, welche die<lb/>
Griechen &#x0398;&#x03AE;&#x03C1;&#x03B9;&#x03B1;, <hi rendition="#aq">theria,</hi> zu nennen pfle-<lb/>
gen, und i&#x017F;t vom <hi rendition="#fr">Andromachus</hi> dem<lb/>
a&#x0364;ltern, der aus Candien gebu&#x0364;rtig, und<lb/>
des Nero Leibartzt war, zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
&#x017F;etzet worden.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Venetianer</hi> haben &#x017F;eit etlich<lb/>
hundert Jahren her den Ruhm erhal-<lb/>
ten, daß &#x017F;ie alleine die rechte Art und<lb/>
Wei&#x017F;e den Theriac zu machen ha&#x0364;tten:<lb/>
iedennoch aber richten vorietzo die Apo-<lb/>
thecker zu <hi rendition="#fr">Montpellier</hi> de&#x017F;&#x017F;elben eine<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Menge zu, daß man in <hi rendition="#fr">Paris</hi><lb/>
gantze Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er voll Theriac zu &#x017F;ehen be-<lb/>
kommt, welcher derma&#x017F;&#x017F;en wohlfeil hin-<lb/>
gegeben wird, daß ein Pfund wei&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Honiges mehr ko&#x017F;tet, als die&#x017F;er &#x017F;o ge-<lb/>
nannte Theriac. Wa&#x0364;re mir nun er-<lb/>
laubet, alle die Betru&#x0364;gereyen, die bey<lb/>
der Bereitung die&#x017F;es <hi rendition="#aq">antidoti</hi> und Gift-<lb/>
artzney vorgehen, offenbar zu machen,<lb/>
bin ich ver&#x017F;ichert, daß die Obrigkeit nicht<lb/>
unterla&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;rffte &#x017F;olchem Mißbrauch<lb/><cb/>
zu &#x017F;teuern, &#x017F;o wohl was den <hi rendition="#fr">Theriac</hi><lb/>
betrifft, der zu <hi rendition="#fr">Beaucaire, Guibray</hi><lb/>
und auf andern Jahrma&#x0364;rckten ver-<lb/>
kauffet wird, als auch, den man zu <hi rendition="#fr">Pa-<lb/>
ris</hi> das Pfund um 18. Sols verkauffet.<lb/>
Und dennoch haben die Ve&#xA75B;kauffer gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Profit dabey, indem es nichts an-<lb/>
ders i&#x017F;t, als zerla&#x017F;&#x017F;ener gelber Honig, in<lb/>
welchen &#x017F;ie einen Hauffen ha&#x0364;ßliche, ver-<lb/>
faulte, verdorbene, und von Wu&#x0364;rmen<lb/>
zerfre&#x017F;&#x017F;ene Wurtzeln geru&#x0364;hret. Auf<lb/>
daß er &#x017F;ich aber de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er verkauffen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e, derowegen bekleiben &#x017F;ie die irdene<lb/>
Ge&#x017F;chirre mit einem Papier, darauf<lb/>
ein Paar Vipern &#x017F;tehen, die einen mit<lb/>
Lilien gekro&#x0364;nten Kreis machen, welcher<lb/>
die&#x017F;en Titel be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et und umgiebt,<lb/><hi rendition="#fr">feiner Venedi&#x017F;cher Theriac,</hi> ob er<lb/>
gleich zu <hi rendition="#fr">Orleans</hi> oder zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> ver-<lb/>
fertigt worden i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Den <hi rendition="#fr">Theriac von Montpellier</hi> be-<lb/>
langend, von dem kan ich ver&#x017F;ichern,<lb/>
als der ihn &#x017F;elb&#x017F;t etliche mahl allda be-<lb/>
reitet, daß er mit allem nur mo&#x0364;glichen<lb/>
Flei&#x017F;&#x017F;e gemachet &#x017F;ey. Allein, weil die-<lb/>
&#x017F;e Waare muß auf die Ma&#x0364;rckte gefu&#x0364;h-<lb/>
ret werden, wo&#x017F;elb&#x017F;t das Pfund um acht<lb/>
oder zehen Sols gegeben wird, und der-<lb/>
jenige, der ihn bereitet, er&#x017F;iehet, daß<lb/>
ihm das Pfund auf 38. bis 40. Sols<lb/>
zu &#x017F;tehen kommt, die geringern Unko-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0419] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. pern, das Schmaltz, und ein roͤthlich- tes Oel, vermittelſt einer Retorte ge- macht, deren Kraft und Tugend, eine nach der andern, in dem Buche, das Charras davon geſchrieben hat, erſe- hen koͤnnen werden. Schmaltz und Oel von Vipern. Wann man verwehren will, daß die getreugten Vipern, ſamt ihren Hertz und Lebern nicht ſollen von den Wuͤr- men gefreſſen werden, darff man ſie nur mit Queckſilber oder Wermuth in wohlverwahrte Gefaͤſſe legen. Uber alle dieſe obermeldte und von den Vipern bereitete Sachen laſſen wir auch noch aus Jtalien/ abſonder- lich von Padua, desgleichen von Montpellier ein compoſitum und aus vielen zuſammen geſetztes Stuͤcke brin- gen, welches von Vipernpulver, oder von Vipern gemachet worden, ſo man mit Dille in Waſſer geſotten, und her- nach mit Diptamwurtz oder Brod- krume, zu Pulver geſtoſſen. Daraus werden mit Mußkatoͤle oder Jndia- niſchen oder Peruaniſchen Balſam gantz duͤnne zarte Taͤflein gemacht, in der Groͤſſe eines XXX. Sols oder halben Thalers, denen man den Namen tro- chiſci oder paſtilli de Viperis, Viperu- kuͤchlein/ gegeben. Dieſe verkauffen wir an die Apothecker, oder andere Leu- te, welche Theriac machen wollen, die- weil ſie eines der vornehmſten Stuͤcke dazu ſind. Wenn dieſe Kuͤchlein der Gebuͤhr nach beſchaffen ſeyn ſollen, muͤſſen ſie friſch und getreulich zuberei- tet ſeyn: iedoch ſollen diejenigen, wel- che mit der Diptamwurtz bereitet ſind, denen, die mit Brodkrume gemacht worden, von rechtswegen vorgezogen werden, ob ſolches ſchon wider die Mei- nung der Alten laͤufft. Vipernkuͤch- lein von Pa- dua. Siehe Fig. 363. und 364. Die Vipern- kuͤchlein von Padua ſind gelb, die von Montpel- lier aber ſchwartz, weil jene mit Muß- katenoͤle, dieſe dagegen mit Peruviani- ſchem Valſam bereitet wer- den. Das acht und zwantzigſte Capitel. Vom Theriac. DEr Theriac wird von den aus- erleſenſten Spezereyen zuſammen geſetzet, welche praͤpariret, pulveriſiret, und mit Honig zu einem Opiat, oder feuchten und weichen Lattwerge gema- chet werden, allermaſſen aus nachfol- genden wird zu erſehen ſeyn. Der Theriac hat ſeinen Namen von den Vipern bekommen, welche die Griechen Θήρια, theria, zu nennen pfle- gen, und iſt vom Andromachus dem aͤltern, der aus Candien gebuͤrtig, und des Nero Leibartzt war, zuſammen ge- ſetzet worden. Die Venetianer haben ſeit etlich hundert Jahren her den Ruhm erhal- ten, daß ſie alleine die rechte Art und Weiſe den Theriac zu machen haͤtten: iedennoch aber richten vorietzo die Apo- thecker zu Montpellier deſſelben eine ſo groſſe Menge zu, daß man in Paris gantze Faͤſſer voll Theriac zu ſehen be- kommt, welcher dermaſſen wohlfeil hin- gegeben wird, daß ein Pfund weiſſes Honiges mehr koſtet, als dieſer ſo ge- nannte Theriac. Waͤre mir nun er- laubet, alle die Betruͤgereyen, die bey der Bereitung dieſes antidoti und Gift- artzney vorgehen, offenbar zu machen, bin ich verſichert, daß die Obrigkeit nicht unterlaſſen duͤrffte ſolchem Mißbrauch zu ſteuern, ſo wohl was den Theriac betrifft, der zu Beaucaire, Guibray und auf andern Jahrmaͤrckten ver- kauffet wird, als auch, den man zu Pa- ris das Pfund um 18. Sols verkauffet. Und dennoch haben die Veꝛkauffer groſ- ſen Profit dabey, indem es nichts an- ders iſt, als zerlaſſener gelber Honig, in welchen ſie einen Hauffen haͤßliche, ver- faulte, verdorbene, und von Wuͤrmen zerfreſſene Wurtzeln geruͤhret. Auf daß er ſich aber deſto beſſer verkauffen laſſe, derowegen bekleiben ſie die irdene Geſchirre mit einem Papier, darauf ein Paar Vipern ſtehen, die einen mit Lilien gekroͤnten Kreis machen, welcher dieſen Titel beſchlieſſet und umgiebt, feiner Venediſcher Theriac, ob er gleich zu Orleans oder zu Paris ver- fertigt worden iſt. Den Theriac von Montpellier be- langend, von dem kan ich verſichern, als der ihn ſelbſt etliche mahl allda be- reitet, daß er mit allem nur moͤglichen Fleiſſe gemachet ſey. Allein, weil die- ſe Waare muß auf die Maͤrckte gefuͤh- ret werden, woſelbſt das Pfund um acht oder zehen Sols gegeben wird, und der- jenige, der ihn bereitet, erſiehet, daß ihm das Pfund auf 38. bis 40. Sols zu ſtehen kommt, die geringern Unko- ſten N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/419
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/419>, abgerufen am 22.11.2024.