Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Spaniern Manaty, das ist, der Fischmit Händen betitelt worden. Von dem Nabel an wird es auf einmahl und jähling kleiner, so daß der übrige Leib, von diesem Theile an zu rechnen, den Schwantz ausmachet, der die Form ei- ner Ofenschauffel hat. Er ist andert- halben Fuß breit, und fünff bis sechs Zoll dicke, auch mit eben einer solchen Haut, als wie der Leib, überzogen, und eitel Fett und Nerven. Dieser Fisch hat keine Schuppen, wie die andern Fische, sondern er ist mit Leder bekleidet, welches dicker ist, als Ochsenleder; Die- se Haut oder Leder sieht als wie brau- ner Schieferstein, und ist gantz spärlich mit braunen Haaren, den Wolffshaa- ren nicht ungleich, besetzet. Sein Fleisch schmeckt wie Kalbfleisch, allein es ist viel härter, und an vielen Orten mit drey oder vier Finger dicken Specke bedecket, damit man spicken, und alles machen kan, was man sonst mit dem schweinen Specke zu machen pflegt. Dieser Speck ist trefflich köstlich. Viele schmeltzen das Schmeer heraus, und essen es an statt der Butter auf Brod gestrichen. Wann das Fleisch dieses Thieres einge- saltzen wird, verliehrt es viel von seinem Geschmack, und wird so harte, wie Holtz: wiewohl ich dafür halte, daß dieses von dem Saltze des Landes herrühre, als welches überaus scharff und beitzend ist. Jn dem Kopfe dieses Thieres wer- Die Nahrung dieses Fisches ist ein Jhrer drey oder viere setzen sich in Alle zusammen sind stockstille, denn Wann nun der Kahn noch drey oder Pferd, P p
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Spaniern Manaty, das iſt, der Fiſchmit Haͤnden betitelt worden. Von dem Nabel an wird es auf einmahl und jaͤhling kleiner, ſo daß der uͤbrige Leib, von dieſem Theile an zu rechnen, den Schwantz ausmachet, der die Form ei- ner Ofenſchauffel hat. Er iſt andert- halben Fuß breit, und fuͤnff bis ſechs Zoll dicke, auch mit eben einer ſolchen Haut, als wie der Leib, uͤberzogen, und eitel Fett und Nerven. Dieſer Fiſch hat keine Schuppen, wie die andern Fiſche, ſondern er iſt mit Leder bekleidet, welches dicker iſt, als Ochſenleder; Die- ſe Haut oder Leder ſieht als wie brau- ner Schieferſtein, und iſt gantz ſpaͤrlich mit braunen Haaren, den Wolffshaa- ren nicht ungleich, beſetzet. Sein Fleiſch ſchmeckt wie Kalbfleiſch, allein es iſt viel haͤrter, und an vielen Orten mit drey oder vier Finger dicken Specke bedecket, damit man ſpicken, und alles machen kan, was man ſonſt mit dem ſchweinen Specke zu machen pflegt. Dieſer Speck iſt trefflich koͤſtlich. Viele ſchmeltzen das Schmeer heraus, und eſſen es an ſtatt der Butter auf Brod geſtrichen. Wann das Fleiſch dieſes Thieres einge- ſaltzen wird, verliehrt es viel von ſeinem Geſchmack, und wird ſo harte, wie Holtz: wiewohl ich dafuͤr halte, daß dieſes von dem Saltze des Landes herruͤhre, als welches uͤberaus ſcharff und beitzend iſt. Jn dem Kopfe dieſes Thieres wer- Die Nahrung dieſes Fiſches iſt ein Jhrer drey oder viere ſetzen ſich in Alle zuſammen ſind ſtockſtille, denn Wann nun der Kahn noch drey oder Pferd, P p
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Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
Spaniern Manaty, das iſt, der Fiſch
mit Haͤnden betitelt worden. Von
dem Nabel an wird es auf einmahl und
jaͤhling kleiner, ſo daß der uͤbrige Leib,
von dieſem Theile an zu rechnen, den
Schwantz ausmachet, der die Form ei-
ner Ofenſchauffel hat. Er iſt andert-
halben Fuß breit, und fuͤnff bis ſechs
Zoll dicke, auch mit eben einer ſolchen
Haut, als wie der Leib, uͤberzogen, und
eitel Fett und Nerven. Dieſer Fiſch
hat keine Schuppen, wie die andern
Fiſche, ſondern er iſt mit Leder bekleidet,
welches dicker iſt, als Ochſenleder; Die-
ſe Haut oder Leder ſieht als wie brau-
ner Schieferſtein, und iſt gantz ſpaͤrlich
mit braunen Haaren, den Wolffshaa-
ren nicht ungleich, beſetzet. Sein Fleiſch
ſchmeckt wie Kalbfleiſch, allein es iſt viel
haͤrter, und an vielen Orten mit drey
oder vier Finger dicken Specke bedecket,
damit man ſpicken, und alles machen
kan, was man ſonſt mit dem ſchweinen
Specke zu machen pflegt. Dieſer Speck
iſt trefflich koͤſtlich. Viele ſchmeltzen
das Schmeer heraus, und eſſen es an
ſtatt der Butter auf Brod geſtrichen.
Wann das Fleiſch dieſes Thieres einge-
ſaltzen wird, verliehrt es viel von ſeinem
Geſchmack, und wird ſo harte, wie Holtz:
wiewohl ich dafuͤr halte, daß dieſes von
dem Saltze des Landes herruͤhre, als
welches uͤberaus ſcharff und beitzend iſt.
Jn dem Kopfe dieſes Thieres wer-
den vier Steine, zwey groſſe und zwey
kleine gefunden, welche die Kraft, den
Blaſenſtein zu zertheilen und den Gries
aus den Nieren zu treiben, haben ſol-
len. Allein ich weiß nicht, ob dieſes
Mittel zu gebrauchen iſt, abſonderlich,
weil es Erbrechen erreget, und dem Ma-
gen zuviel Gewalt anthut.
Die Nahrung dieſes Fiſches iſt ein
kleines Kraut, das im Meere waͤchſt,
und er, als wie die Ochſen das Gras
auf der Wieſe, abweidet: hernach, wenn
er ſatt worden, ſucht er ſuͤß Waſſer, und
traͤnckt ſich des Tages zweymahl.
Wann er ſich dann geſaͤttiget, entſchlaͤft
er, und haͤlt die Schnautze uͤber dem
Waſſer, welches ihn den Fiſchern von
weitem entdecket, die alſofort nach ihm
zu eilen, und auf folgende Art zu ertap-
pen wiſſen.
Jhrer drey oder viere ſetzen ſich in
ein klein Canoes, welches ein kleiner
Nachen iſt, aus einem holen Baume
in einem Stuͤcke gehauen, und in Form
einer Chalupe. Der Fuͤhrer iſt hinten
im Canoes und beweget ſein Ruder im
Waſſer lincks und rechts, regieret der-
geſtalt nicht allein das Canot, ſondern
treibt es auch ſo geſchwinde fort, als ob
es von einem kleinen Winde und mit
halben Segeln fortgetrieben wuͤrde.
Der Harponirer das iſt der das Thier
ſchießt, ſteht aufgericht vorne im Ca-
noes, auf einem Brete, eine Stange
oder Stock, wie eine Pique, in der
Hand haltend, an deſſen Spitze der Har-
pon oder eiſerne Wurfpfeil geſtecket iſt.
Der dritte befindet ſich mitten in dem
Schifflein, und legt die Leine, die an
den Harpon veſte gemachet iſt, zu rechte,
damit er ſie koͤnne fahren oder ſchieſſen
laſſen, wenn das Thier getroffen wor-
den.
Alle zuſammen ſind ſtockſtille, denn
dieſes Thier hat ein dermaſſen ſcharffes
Gehoͤre, daß ein eintziges Wort, oder
das geringſte Anſchlagen des Waſſers
an das Schiffgen, faͤhig iſt das Thier
fliehen, und der Fiſcher ihre Hoffnung
zu ſchanden zu machen. Es iſt eine
rechte Luſt zu ſehen, wie dem Harponi-
rer das Hertz im Leibe klopfet, aus
Furcht, das Thier moͤchte ihm entwi-
ſchen, dabey er ſich dann immerzu ein-
bildet, ſein Fuͤhrer wende nicht die
Helffte ſeiner Kraͤfte an, ob dieſer gleich
alles thut, was ſeine Arme vermoͤgen,
und ſeine Augen nie von der Stange
abwendet, mit deren Spitze ihm der
Harponirer den Weg zeiget, den er
halten muß, wenn er an das Thier, wel-
ches ſchlaffend ihrer erwartet, gelangen
ſoll.
Wann nun der Kahn noch drey oder
vier Schritte davon iſt, ſo thut der Har-
ponirer den Wurff, aus allen Leibes-
kraͤften, und ſchießt dem Thier den Har-
pon zum wenigſten einen halben Fuß
tieff in den Leib. Die Stange faͤllt ins
Waſſer, der Harpon aber verbleibt in
dem Thiere ſtecken, welches alsdann
ſchon halb gefangen iſt. Und nunmehr
verſammlet es, dieweil es ſich heftig
verwundet befindet, alle ſeine Kraͤffte,
und legt ſie zu ſeiner Rettung an: es
ſpringt in die Hoͤhe, wie ein entriſſen
Pferd,
P p
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