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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] gebrauchen. Ob aber gleich das Land
so vortrefflich ist, und, soviel uns be-
kannt, vor allen Ländern an Golde
das reichste, so sind dennoch die Leute in
demselben blutarm, dieweil die Lebens-
mittel über die massen theuer. Es giebt
zwar noch viel Orte, woselbst auch
Gold gefunden wird, iedoch kommt das
meiste aus Peru, indem es daselbst ins-
gemein gefunden, und mit wenigerer
Mühe und Kosten geläutert wird.

Africa/ Asia, und Europa brin-
gen das Gold auf viererley Weise her-
vor. Erstlich in Stücken, von unter-
schiedener Grösse, welches dermassen
weich und reine ist, daß man darein, wie
in das Wachs, was man nur will, mit
einem Petschaft drücken kan. Dieses
Jungfern-
gold.
natürliche Gold wird Jungfrauen-
gold
geheissen.

Das zweyte ist körnicht, das dritte
im Stein, und das vierte wie Sand
Unterschiede-
ne Arten
Gold.
oder Flittern. Diese letztern drey Ar-
ten werden um solche Gegenden gemei-
niglich gefunden, wo bey grossen
Schlag-Regen die Wasserströme durch-
gerissen, ingleichen am Grunde der
Flüsse, sonderlich dererjenigen, welche
über Goldadern hingelauffen, welcher
Art die Flüsse Datzin und Daguira
in Africa sind, woselbst die Schwar-
tzen nichts anders thun, als das Gold
am Grunde der Ströme suchen. Das
meiste Gold, das wir in Franckreich
zu sehen bekommen, kommt aus Peru/
daher es mit den Spanischen Gallio-
nen nach Cadix gebracht wird. Die
Herren der Frantzösischen Compagnie
lassen auch Gold von Senega bringen,
Or an aurilles.welches Or en aurillet genennet wird, da-
rum/ weil es von den Schwartzen ist
verarbeitet worden, die es aus dem Kö-
nigreiche Gualate/ welches an das
Reich Tombut stöst, zu hohlen pflegen.
Auch bringen die Holländer aus Su-
matra/
und andern Jndianischen Or-
[Spaltenumbruch] ten, Gold zugleich mit dem Pfeffer und
andern Waaren heraus.

Es giebt über diese noch eine Gat-
tung Gold, Alchymistisch oder Chy-Chymisches
Gold.

misches Gold genennet, von dem ich
aber, weil es mir unbekannt, nichts
vermelden werde: überlasse es denen-
jenigen, welche Zeit haben sich damit
zu verwirren, und ihrer Geschlechter
und Familien Verderben und Unter-
gang in einem Wercke suchen, dabey
doch die lautere Unmöglichkeit ist, und
will nur dieses gedencken, daß man dem
Golde, weil es unter allen Metallen
das schönste ist, deswegen den Namen
des Königes derer Metallen beygelegetKönig unter
den Metallen.

habe; und daß man, mit Hülfe der Chy-
mie, oder der Feuerkünstlerey (wie sie
einige nennen) allerhand gar nützliche
Dinge, zu des Menschen Leben dienlich,
aus demselben ziehe und bereite. Die
allererste Bereitung, die mit dem Gol-Unterschiede-
ne Arten das
Gold zu läu-
tern.

de vorgenommen wird, ist die Reini-
gung oder Läuterung desselben, und ge-
schicht auf viererley Weise. Erstlich,
durchs Antimonium oder Spiesglas,
welches die allerbeste Art: hernach mit
der Capelle: drittens mit Scheidewas-
ser, und viertens durchs cementiren.
Cupellirt Gold nennt man, welches
mit Bley, ausgelaugter oder auch
Bein-Asche ist geläutert worden, der-
gleichen die Goldschlager zu ihren Gold-
blättlein gebrauchen. Das durchs
Scheidewasser gegangen, heißt geschie-
den Gold: und viertens, cementiret
Gold heißt dasselbige, welches vermit-
telst eines Teiges von Ziegelsteinen, ge-
meinem Saltze, Salmiac, Steinsaltze
und Urin bereitet, gereiniget worden.
Es giebt zwar noch eine, und die fünffte
Art das Gold mit Quecksilber zu läu-
tern, allein diese Sachen alle allhier
anzuführen dürffte zu lange werden;
daher mag man seine Zuflucht zu den
vielen Chymischen Büchern, die davon
handeln, nehmen.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Vom Goldkönig.
[Spaltenumbruch]

REgulus auri heißt das durchs Spies-
glas gegossene Gold, welches her-
nach in einen metallenen Giespuckel,
oder in einen Mörsel geschüttet worden,
[Spaltenumbruch] der eben also geschmieret und gewärmet
ist, als wie derjenige, darein das Spies-
glas selbst geschüttet wird. Es ist aber
diese operation gar wenig im Gebrauch,

weil

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] gebrauchen. Ob aber gleich das Land
ſo vortrefflich iſt, und, ſoviel uns be-
kannt, vor allen Laͤndern an Golde
das reichſte, ſo ſind dennoch die Leute in
demſelben blutarm, dieweil die Lebens-
mittel uͤber die maſſen theuer. Es giebt
zwar noch viel Orte, woſelbſt auch
Gold gefunden wird, iedoch kommt das
meiſte aus Peru, indem es daſelbſt ins-
gemein gefunden, und mit wenigerer
Muͤhe und Koſten gelaͤutert wird.

Africa/ Aſia, und Europa brin-
gen das Gold auf viererley Weiſe her-
vor. Erſtlich in Stuͤcken, von unter-
ſchiedener Groͤſſe, welches dermaſſen
weich und reine iſt, daß man darein, wie
in das Wachs, was man nur will, mit
einem Petſchaft druͤcken kan. Dieſes
Jungfern-
gold.
natuͤrliche Gold wird Jungfrauen-
gold
geheiſſen.

Das zweyte iſt koͤrnicht, das dritte
im Stein, und das vierte wie Sand
Unterſchiede-
ne Arten
Gold.
oder Flittern. Dieſe letztern drey Ar-
ten werden um ſolche Gegenden gemei-
niglich gefunden, wo bey groſſen
Schlag-Regen die Waſſerſtroͤme durch-
geriſſen, ingleichen am Grunde der
Fluͤſſe, ſonderlich dererjenigen, welche
uͤber Goldadern hingelauffen, welcher
Art die Fluͤſſe Datzin und Daguira
in Africa ſind, woſelbſt die Schwar-
tzen nichts anders thun, als das Gold
am Grunde der Stroͤme ſuchen. Das
meiſte Gold, das wir in Franckreich
zu ſehen bekommen, kommt aus Peru/
daher es mit den Spaniſchen Gallio-
nen nach Cadix gebracht wird. Die
Herren der Frantzoͤſiſchen Compagnie
laſſen auch Gold von Senega bringen,
Or an aurilles.welches Or en aurillet genennet wird, da-
rum/ weil es von den Schwartzen iſt
verarbeitet worden, die es aus dem Koͤ-
nigreiche Gualate/ welches an das
Reich Tombut ſtoͤſt, zu hohlen pflegen.
Auch bringen die Hollaͤnder aus Su-
matra/
und andern Jndianiſchen Or-
[Spaltenumbruch] ten, Gold zugleich mit dem Pfeffer und
andern Waaren heraus.

Es giebt uͤber dieſe noch eine Gat-
tung Gold, Alchymiſtiſch oder Chy-Chymiſches
Gold.

miſches Gold genennet, von dem ich
aber, weil es mir unbekannt, nichts
vermelden werde: uͤberlaſſe es denen-
jenigen, welche Zeit haben ſich damit
zu verwirren, und ihrer Geſchlechter
und Familien Verderben und Unter-
gang in einem Wercke ſuchen, dabey
doch die lautere Unmoͤglichkeit iſt, und
will nur dieſes gedencken, daß man dem
Golde, weil es unter allen Metallen
das ſchoͤnſte iſt, deswegen den Namen
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den Metallen.

habe; und daß man, mit Huͤlfe der Chy-
mie, oder der Feuerkuͤnſtlerey (wie ſie
einige nennen) allerhand gar nuͤtzliche
Dinge, zu des Menſchen Leben dienlich,
aus demſelben ziehe und bereite. Die
allererſte Bereitung, die mit dem Gol-Unterſchiede-
ne Arten das
Gold zu laͤu-
tern.

de vorgenommen wird, iſt die Reini-
gung oder Laͤuterung deſſelben, und ge-
ſchicht auf viererley Weiſe. Erſtlich,
durchs Antimonium oder Spiesglas,
welches die allerbeſte Art: hernach mit
der Capelle: drittens mit Scheidewaſ-
ſer, und viertens durchs cementiren.
Cupellirt Gold nennt man, welches
mit Bley, ausgelaugter oder auch
Bein-Aſche iſt gelaͤutert worden, der-
gleichen die Goldſchlager zu ihren Gold-
blaͤttlein gebrauchen. Das durchs
Scheidewaſſer gegangen, heißt geſchie-
den Gold: und viertens, cementiret
Gold heißt daſſelbige, welches vermit-
telſt eines Teiges von Ziegelſteinen, ge-
meinem Saltze, Salmiac, Steinſaltze
und Urin bereitet, gereiniget worden.
Es giebt zwar noch eine, und die fuͤnffte
Art das Gold mit Queckſilber zu laͤu-
tern, allein dieſe Sachen alle allhier
anzufuͤhren duͤrffte zu lange werden;
daher mag man ſeine Zuflucht zu den
vielen Chymiſchen Buͤchern, die davon
handeln, nehmen.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Vom Goldkoͤnig.
[Spaltenumbruch]

REgulus auri heißt das durchs Spies-
glas gegoſſene Gold, welches her-
nach in einen metallenen Giespuckel,
oder in einen Moͤrſel geſchuͤttet worden,
[Spaltenumbruch] der eben alſo geſchmieret und gewaͤrmet
iſt, als wie derjenige, darein das Spies-
glas ſelbſt geſchuͤttet wird. Es iſt aber
dieſe operation gar wenig im Gebrauch,

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[0470] Der Spezereyen und Materialien gebrauchen. Ob aber gleich das Land ſo vortrefflich iſt, und, ſoviel uns be- kannt, vor allen Laͤndern an Golde das reichſte, ſo ſind dennoch die Leute in demſelben blutarm, dieweil die Lebens- mittel uͤber die maſſen theuer. Es giebt zwar noch viel Orte, woſelbſt auch Gold gefunden wird, iedoch kommt das meiſte aus Peru, indem es daſelbſt ins- gemein gefunden, und mit wenigerer Muͤhe und Koſten gelaͤutert wird. Africa/ Aſia, und Europa brin- gen das Gold auf viererley Weiſe her- vor. Erſtlich in Stuͤcken, von unter- ſchiedener Groͤſſe, welches dermaſſen weich und reine iſt, daß man darein, wie in das Wachs, was man nur will, mit einem Petſchaft druͤcken kan. Dieſes natuͤrliche Gold wird Jungfrauen- gold geheiſſen. Jungfern- gold. Das zweyte iſt koͤrnicht, das dritte im Stein, und das vierte wie Sand oder Flittern. Dieſe letztern drey Ar- ten werden um ſolche Gegenden gemei- niglich gefunden, wo bey groſſen Schlag-Regen die Waſſerſtroͤme durch- geriſſen, ingleichen am Grunde der Fluͤſſe, ſonderlich dererjenigen, welche uͤber Goldadern hingelauffen, welcher Art die Fluͤſſe Datzin und Daguira in Africa ſind, woſelbſt die Schwar- tzen nichts anders thun, als das Gold am Grunde der Stroͤme ſuchen. Das meiſte Gold, das wir in Franckreich zu ſehen bekommen, kommt aus Peru/ daher es mit den Spaniſchen Gallio- nen nach Cadix gebracht wird. Die Herren der Frantzoͤſiſchen Compagnie laſſen auch Gold von Senega bringen, welches Or en aurillet genennet wird, da- rum/ weil es von den Schwartzen iſt verarbeitet worden, die es aus dem Koͤ- nigreiche Gualate/ welches an das Reich Tombut ſtoͤſt, zu hohlen pflegen. Auch bringen die Hollaͤnder aus Su- matra/ und andern Jndianiſchen Or- ten, Gold zugleich mit dem Pfeffer und andern Waaren heraus. Unterſchiede- ne Arten Gold. Or an aurilles. Es giebt uͤber dieſe noch eine Gat- tung Gold, Alchymiſtiſch oder Chy- miſches Gold genennet, von dem ich aber, weil es mir unbekannt, nichts vermelden werde: uͤberlaſſe es denen- jenigen, welche Zeit haben ſich damit zu verwirren, und ihrer Geſchlechter und Familien Verderben und Unter- gang in einem Wercke ſuchen, dabey doch die lautere Unmoͤglichkeit iſt, und will nur dieſes gedencken, daß man dem Golde, weil es unter allen Metallen das ſchoͤnſte iſt, deswegen den Namen des Koͤniges derer Metallen beygeleget habe; und daß man, mit Huͤlfe der Chy- mie, oder der Feuerkuͤnſtlerey (wie ſie einige nennen) allerhand gar nuͤtzliche Dinge, zu des Menſchen Leben dienlich, aus demſelben ziehe und bereite. Die allererſte Bereitung, die mit dem Gol- de vorgenommen wird, iſt die Reini- gung oder Laͤuterung deſſelben, und ge- ſchicht auf viererley Weiſe. Erſtlich, durchs Antimonium oder Spiesglas, welches die allerbeſte Art: hernach mit der Capelle: drittens mit Scheidewaſ- ſer, und viertens durchs cementiren. Cupellirt Gold nennt man, welches mit Bley, ausgelaugter oder auch Bein-Aſche iſt gelaͤutert worden, der- gleichen die Goldſchlager zu ihren Gold- blaͤttlein gebrauchen. Das durchs Scheidewaſſer gegangen, heißt geſchie- den Gold: und viertens, cementiret Gold heißt daſſelbige, welches vermit- telſt eines Teiges von Ziegelſteinen, ge- meinem Saltze, Salmiac, Steinſaltze und Urin bereitet, gereiniget worden. Es giebt zwar noch eine, und die fuͤnffte Art das Gold mit Queckſilber zu laͤu- tern, allein dieſe Sachen alle allhier anzufuͤhren duͤrffte zu lange werden; daher mag man ſeine Zuflucht zu den vielen Chymiſchen Buͤchern, die davon handeln, nehmen. Chymiſches Gold. Koͤnig unter den Metallen. Unterſchiede- ne Arten das Gold zu laͤu- tern. Das andere Capitel. Vom Goldkoͤnig. REgulus auri heißt das durchs Spies- glas gegoſſene Gold, welches her- nach in einen metallenen Giespuckel, oder in einen Moͤrſel geſchuͤttet worden, der eben alſo geſchmieret und gewaͤrmet iſt, als wie derjenige, darein das Spies- glas ſelbſt geſchuͤttet wird. Es iſt aber dieſe operation gar wenig im Gebrauch, weil

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/470>, abgerufen am 22.11.2024.