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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] derjenige, der dieselbe dem Herrn Caen
gegeben, solches betheuert hat, sie auch
von den Lateinern terra Japonica genen-
net wird, so fand ich mich gemüßiget,
sie unter die Zahl der Erden zu setzen,
und denenjenigen die Entscheidung zu
überlassen, was sie eigentlich sey, die ih-
rer bessere Kundschaft haben, damit ich
sagen könne, man solle den Cachou er-
wehlen, welcher aussenher roth und
tannetbraun sehe, inwendig aber licht-
roth sey, so gläntzend und soviel nur seyn
kan, nicht verbrannt.

Dieweil aber der Cachou eine Sa-
che ist, die ziemlich bitter und unange-
nehme schmecket, sobald man sie nur in
den Mund genommen hat, deswegen
wird sie zu einem subtilen Pulver ge-
macht, und Ambra drunter gethan,
hernach ein Teig davon gemacht, und
Präparirter
Cachou.
aus diesem kleine Körnlein, welche an
Farbe und Gestalt dem Mäuskoth
gleich sehen. Je kleiner nun diese sind,
ie höher werden sie geachtet.

Der Nutzen des Cachou/ gantz oder
zugerichtet, ist, daß er den Magen stärcke
und den Athem angenehme mache: mit
einem Worte, er ist eine der besten Sa-
chen, die wir haben, die aber heut zu
Tage wenig im Gebrauch, und zwar
nur seit daß der Thee und Coffee so ge-
meine worden, obgleich der Cachou
weit mehrere Kräfte hat, als diese bey-
de letztere.

Weil dann der Cachou einen gar
unangenehmen Geschmack hat, inson-
derheit zu anfangs, wenn man ihn in
den Mund genommen, deshalben ver-
mischen ihrer etliche den Ambra auch
mit Zucker.

Die Japonische Erde oder Cate-
chu
ist ein gummosisch, hartzicht und
hartes Wesen, brauner und dunckel-
schwartzer abgeschossener Farbe, so aus
den Arecafrüchten und den unzeitigen
Schalen eines Jndianischen Baumes
Catechu genannt, gepresset und durch
des Feuers Hitze zu einer Masse gema-
chet wird, schmeckt zu erst herbe und
härtlich, hernach süß und angenehme,
riecht gar nichts oder doch sehr wenig.

Was ihre Kräffte betrifft, so ist sie
temperiret, denn der süsse Geschmack
verbleibt eine Weile, der herbe aber ver-
gehet stracks: bitter ist sie, weil sie aus
[Spaltenumbruch] unreiffen Früchten bereitet wird. Sie
dienet in den Zufällen der Lunge, Hu-
sten und Heiserkeit, wie auch die Flüs-
se des Hauptes zu vertrocknen; zu sol-
chem Ende werden Pillen aus dieser
Massa gemacht, wenn sie vorher in
Wasser zerlassen, und Süßholtzsaft,
Ambra und Mosch dazu gethan wor-
den. Sie werden so lang im Munde
gehalten, bis sie zergehen.

Also aber wird die Japonische Er-
de
bereitet: sie kochen die Areca Früch-
te, und kochen das abgekochte bis es als
Honig dicke worden: damit nun dieses
schwartze decoctum einen lieblichen Ge-
schmack bekomme, so nehmen sie un-
gelöschten Kalch, kochen ihn gleicherge-
stalt und vermischen es mit dem erstern.
Drauf kochen sie die schwartze Rinde
der Acastae nigrae auch ab, und schütten
das gekochte zu dem vorigen. Endlich ko-
chen sie auch das Süßholtz und schütten
es gleichfalls dazu, lassen es hernach so
lange kochen, bis eine Masse draus wird,
aus welcher sie nach diesem ihren Ca-
chou
verfertigen.

Dieweil mir aber diese Beschreibung
des Cachou gar zu dunckel schiene, als
habe ich dienlich erachtet eine andere Be-
schreibung desselbigen allhier mit zuthei-
len, welche der Herr Boudelot/ des
Königs Rath und ordentlicher Medi-
cus, mir zu geben Belieben getragen.

Catechu ist ein Saft der aus Japan
zu uns gebracht wird, meistentheils kug-
licht und dicke, braun von Farbe, und
bekommt seinen Ursprung von dem
Safte eines Baumes, der mit etlichen
Pulvern vermischet, und in der Artzney
oft und vielfältig mit grossen Nutzen ge-
brauchet wird. Diß ist die Beschrei-
bung, welche Hagedorn in seinem Bu-
che, tractatus physico-medicus de terra
Catechu sive terra Japonica in vulgus sic
dicta,
zu Jena in 8. 1679. gedruckt, gege-
ben hat.

Er lencket sich sehr auf die Seite derer-
jenigen, welche vermeinen, der Cachou
sey keine einfache mineralische Erde, son-
dern ein aus dem Arecasaft, Süßholtz-
extract und Callmus zusammengesetz-
ter Saft. Es thun auch etliche das
Korn Bangua noch hinzu, von wel-
chen Clusius im Buche von Gewür-
tzen im 54. Cap. handelt.

Gleich-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] derjenige, der dieſelbe dem Herrn Caen
gegeben, ſolches betheuert hat, ſie auch
von den Lateinern terra Japonica genen-
net wird, ſo fand ich mich gemuͤßiget,
ſie unter die Zahl der Erden zu ſetzen,
und denenjenigen die Entſcheidung zu
uͤberlaſſen, was ſie eigentlich ſey, die ih-
rer beſſere Kundſchaft haben, damit ich
ſagen koͤnne, man ſolle den Cachou er-
wehlen, welcher auſſenher roth und
tannetbraun ſehe, inwendig aber licht-
roth ſey, ſo glaͤntzend und ſoviel nur ſeyn
kan, nicht verbrannt.

Dieweil aber der Cachou eine Sa-
che iſt, die ziemlich bitter und unange-
nehme ſchmecket, ſobald man ſie nur in
den Mund genommen hat, deswegen
wird ſie zu einem ſubtilen Pulver ge-
macht, und Ambra drunter gethan,
hernach ein Teig davon gemacht, und
Praͤparirter
Cachou.
aus dieſem kleine Koͤrnlein, welche an
Farbe und Geſtalt dem Maͤuskoth
gleich ſehen. Je kleiner nun dieſe ſind,
ie hoͤher werden ſie geachtet.

Der Nutzen des Cachou/ gantz oder
zugerichtet, iſt, daß er den Magen ſtaͤrcke
und den Athem angenehme mache: mit
einem Worte, er iſt eine der beſten Sa-
chen, die wir haben, die aber heut zu
Tage wenig im Gebrauch, und zwar
nur ſeit daß der Thee und Coffee ſo ge-
meine worden, obgleich der Cachou
weit mehrere Kraͤfte hat, als dieſe bey-
de letztere.

Weil dann der Cachou einen gar
unangenehmen Geſchmack hat, inſon-
derheit zu anfangs, wenn man ihn in
den Mund genommen, deshalben ver-
miſchen ihrer etliche den Ambra auch
mit Zucker.

Die Japoniſche Erde oder Cate-
chu
iſt ein gummoſiſch, hartzicht und
hartes Weſen, brauner und dunckel-
ſchwartzer abgeſchoſſener Farbe, ſo aus
den Arecafruͤchten und den unzeitigen
Schalen eines Jndianiſchen Baumes
Catechu genannt, gepreſſet und durch
des Feuers Hitze zu einer Maſſe gema-
chet wird, ſchmeckt zu erſt herbe und
haͤrtlich, hernach ſuͤß und angenehme,
riecht gar nichts oder doch ſehr wenig.

Was ihre Kraͤffte betrifft, ſo iſt ſie
temperiret, denn der ſuͤſſe Geſchmack
verbleibt eine Weile, der herbe aber ver-
gehet ſtracks: bitter iſt ſie, weil ſie aus
[Spaltenumbruch] unreiffen Fruͤchten bereitet wird. Sie
dienet in den Zufaͤllen der Lunge, Hu-
ſten und Heiſerkeit, wie auch die Fluͤſ-
ſe des Hauptes zu vertrocknen; zu ſol-
chem Ende werden Pillen aus dieſer
Maſſa gemacht, wenn ſie vorher in
Waſſer zerlaſſen, und Suͤßholtzſaft,
Ambra und Moſch dazu gethan wor-
den. Sie werden ſo lang im Munde
gehalten, bis ſie zergehen.

Alſo aber wird die Japoniſche Er-
de
bereitet: ſie kochen die Areca Fruͤch-
te, und kochen das abgekochte bis es als
Honig dicke worden: damit nun dieſes
ſchwartze decoctum einen lieblichen Ge-
ſchmack bekomme, ſo nehmen ſie un-
geloͤſchten Kalch, kochen ihn gleicherge-
ſtalt und vermiſchen es mit dem erſtern.
Drauf kochen ſie die ſchwartze Rinde
der Acaſtæ nigræ auch ab, und ſchuͤtten
das gekochte zu dem vorigen. Endlich ko-
chen ſie auch das Suͤßholtz und ſchuͤtten
es gleichfalls dazu, laſſen es hernach ſo
lange kochen, bis eine Maſſe draus wird,
aus welcher ſie nach dieſem ihren Ca-
chou
verfertigen.

Dieweil mir aber dieſe Beſchreibung
des Cachou gar zu dunckel ſchiene, als
habe ich dienlich erachtet eine andere Be-
ſchreibung deſſelbigen allhier mit zuthei-
len, welche der Herr Boudelot/ des
Koͤnigs Rath und ordentlicher Medi-
cus, mir zu geben Belieben getragen.

Catechu iſt ein Saft der aus Japan
zu uns gebracht wird, meiſtentheils kug-
licht und dicke, braun von Farbe, und
bekommt ſeinen Urſprung von dem
Safte eines Baumes, der mit etlichen
Pulvern vermiſchet, und in der Artzney
oft und vielfaͤltig mit groſſen Nutzen ge-
brauchet wird. Diß iſt die Beſchrei-
bung, welche Hagedorn in ſeinem Bu-
che, tractatus phyſico-medicus de terra
Catechu ſive terra Japonica in vulgus ſic
dicta,
zu Jena in 8. 1679. gedruckt, gege-
ben hat.

Er lencket ſich ſehr auf die Seite derer-
jenigen, welche vermeinen, der Cachou
ſey keine einfache mineraliſche Erde, ſon-
dern ein aus dem Arecaſaft, Suͤßholtz-
extract und Callmus zuſammengeſetz-
ter Saft. Es thun auch etliche das
Korn Bangua noch hinzu, von wel-
chen Cluſius im Buche von Gewuͤr-
tzen im 54. Cap. handelt.

Gleich-
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/570>, abgerufen am 22.11.2024.