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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Des Autoris Anmerckungen
[Spaltenumbruch] beobachtete, daß zu erst der vollkomme-
ne und lauffende Mercurius vorankam,
darauf folgete ein schwartzer Staub,
wann der gefeuchtet ward, war es eben
so gutes Quecksilber, als wie das vorige.
Das Caput mortuum, oder den zurück-
gebliebenen Rest kleinen sie wiederum,
und verfahren damit, wie zuvor, bis
daß kein Quecksilber mehr heraus zu
bringen. Damit ich aber diese Arbeit
desto deutlicher vorstellen möge, habe ich
zu solchem Ende die Figur N. 1. stechen las-
sen, damit mans um soviel genauer
sehen könne, und die Erklärung hierbey
gesetzt. A bedeutet das Wasser, C B ist
der Lauff, darinne das Wasser fort
läufft, D G E H F I sind die Canäle oder
Rinnen, in denen es beständig aus dem
Lauffe ablaufft, D E F sind drey Siebe,
deren dräterne Böden einer immer en-
ger ist als der andere; G ist der Ort, da-
hin die Erde geschüttet wird, welche
durch das Sieb D gegangen, und dar-
aus sie der andere Mann heraus nimmt:
was nun durch das Sieb E gehet, wird
zu H geschüttet, und solcher gestalt fer-
ner fortgefahren. K L M ist die Trübe,
oder das trübe Wasser, welches derge-
stalt mit des Quecksilbers Kraft ange-
füllet ist, daß es die Krätze und eiternde
Geschwüre heilet.

Auf diese Weise wird das Quecksil-
ber, welches sie das gemeine Quecksilber
zu nennen pflegen, ausgezogen. Dann,
was Mercurius virgineus und Jungfrau-
en Quecksilber geheissen wird, findet sich
allbereits gediegen in dem Ertze, daraus
es durchs waschen gebracht wird: Und
sie halten vielmehr auf dieses, als auf
das andere. Jch fragete etliche Be-
dienten, ob es dann eine sonderbare
Kraft hätte: die gaben mir zum Be-
scheid, wann das Gold mit dergleichen
Quecksilber amalgamiret und in eine
Massa gebracht, hernach aber ins Feuer
gestellet würde, so führete dieser Mercu-
rius
alles Gold mit sich davon, welches
der andere nicht zu thun vermöchte.

Des gemeinen Quecksilbers findet
sich weit mehr, als wohl des Jungfräu-
lichen: dann aus der Rechnung, so die
Beamten dem Käyser übergeben, war
zu ersehen, daß unter sechs mahl hun-
dert und fünff und neuntzig tausend
drey hundert und vier und dreyßig
[Spaltenumbruch] Pfund Quecksilber, welche im Jahr
1661. 1662. und 1663. gegraben wor-
den, 667666. Pfund gemein Quecksilber,
und nur 27668. Pfund jungfräulichs
sich befunden.

Die Machinen und Zeuge, deren sie
bey diesen Bergwercken brauchen, sind
recht unvergleichlich: wie ich denn mein
Lebetage keine so gar grossen Räder
gesehen habe, welche alle durch das Was-
ser getrieben werden, das sie ohne son-
derliche Kosten, von einem drey Meilen
davon entlegenen Berge, darauf gelei-
tet. Das Wasser aber, das aus den
Schachten, vermittelst 52. Personen,
26. auf ieder Seite, gezogen wird, treibt
noch andere Räder, die zu diesem und
jenem Gebrauche dienen müssen.

Die Arbeiter bekommen mehr nicht,
als einen Julier des Tages zum Lohn:
können aber bey dieser Arbeit nicht lang
aushalten. Dann, obgleich keiner nicht
über sechs Stunden unter der Erde blei-
bet, werden sie dannoch allesamt con-
tract, und sterben an der Lungensucht,
einer eher, der andere später.

Wir sahen daselbst einen solchen Ar-
beiter, der etwan vor einem halben Jah-
re dazu gekommen, der war so voller
Quecksilber, daß er kaum ein Stücke
Kupfer in den Mund genommen, oder
es auch wohl nur mit den Fingern rei-
ben durffte, so ward es so weiß als wie
Silber, oder, als ob es mit dem Queck-
silber selbst gerieben worden wäre. Er
war dermassen contract, daß er kein halb-
volles Glas, unverschüttet, zum Mun-
de bringen kunte. Hernach erfuhr ich
in Venedig, daß diejenigen, die mit dem
Spiegel machen umgehen, ebenfalls
der Gicht gar unterworffen wären. Be-
obachtet habe ich gantz nicht, daß die
Leute hätten schwartze Zähne gehabt, so
daß wir vielleicht dem Quecksilber un-
verdienter Weise beymessen, als ob es
die Zähne verderbete, wann es in den
Venuskranckheiten gebrauchet wird.
Es ist zwar wahr, daß ich an diesem Orte
hierauf nicht Acht gegeben; alleine,
weil doch schwartze Zähne an diesen Or-
ten etwas seltsames sind, so würde ich
sie ohn Zweiffel, auch in Acht genom-
men haben, dafern es ihrer daselbst hät-
te gegeben.

Von

Des Autoris Anmerckungen
[Spaltenumbruch] beobachtete, daß zu erſt der vollkomme-
ne und lauffende Mercuꝛius vorankam,
darauf folgete ein ſchwartzer Staub,
wann der gefeuchtet ward, war es eben
ſo gutes Queckſilber, als wie das vorige.
Das Caput mortuum, oder den zuruͤck-
gebliebenen Reſt kleinen ſie wiederum,
und verfahren damit, wie zuvor, bis
daß kein Queckſilber mehr heraus zu
bringen. Damit ich aber dieſe Arbeit
deſto deutlicher vorſtellen moͤge, habe ich
zu ſolchem Ende die Figur N. 1. ſtechen laſ-
ſen, damit mans um ſoviel genauer
ſehen koͤnne, und die Erklaͤrung hierbey
geſetzt. A bedeutet das Waſſer, C B iſt
der Lauff, darinne das Waſſer fort
laͤufft, D G E H F I ſind die Canaͤle oder
Rinnen, in denen es beſtaͤndig aus dem
Lauffe ablaufft, D E F ſind drey Siebe,
deren draͤterne Boͤden einer immer en-
ger iſt als der andere; G iſt der Ort, da-
hin die Erde geſchuͤttet wird, welche
durch das Sieb D gegangen, und dar-
aus ſie der andere Mann heraus nim̃t:
was nun durch das Sieb E gehet, wird
zu H geſchuͤttet, und ſolcher geſtalt fer-
ner fortgefahren. K L M iſt die Truͤbe,
oder das truͤbe Waſſer, welches derge-
ſtalt mit des Queckſilbers Kraft ange-
fuͤllet iſt, daß es die Kraͤtze und eiternde
Geſchwuͤre heilet.

Auf dieſe Weiſe wird das Queckſil-
ber, welches ſie das gemeine Queckſilber
zu nennen pflegen, ausgezogen. Dann,
was Mercurius virgineus und Jungfrau-
en Queckſilber geheiſſen wird, findet ſich
allbereits gediegen in dem Ertze, daraus
es durchs waſchen gebracht wird: Und
ſie halten vielmehr auf dieſes, als auf
das andere. Jch fragete etliche Be-
dienten, ob es dann eine ſonderbare
Kraft haͤtte: die gaben mir zum Be-
ſcheid, wann das Gold mit dergleichen
Queckſilber amalgamiret und in eine
Maſſa gebracht, hernach aber ins Feuer
geſtellet wuͤrde, ſo fuͤhrete dieſer Mercu-
rius
alles Gold mit ſich davon, welches
der andere nicht zu thun vermoͤchte.

Des gemeinen Queckſilbers findet
ſich weit mehr, als wohl des Jungfraͤu-
lichen: dann aus der Rechnung, ſo die
Beamten dem Kaͤyſer uͤbergeben, war
zu erſehen, daß unter ſechs mahl hun-
dert und fuͤnff und neuntzig tauſend
drey hundert und vier und dreyßig
[Spaltenumbruch] Pfund Queckſilber, welche im Jahr
1661. 1662. und 1663. gegraben wor-
den, 667666. Pfund gemein Queckſilber,
und nur 27668. Pfund jungfraͤulichs
ſich befunden.

Die Machinen und Zeuge, deren ſie
bey dieſen Bergwercken brauchen, ſind
recht unvergleichlich: wie ich denn mein
Lebetage keine ſo gar groſſen Raͤder
geſehen habe, welche alle durch das Waſ-
ſer getrieben werden, das ſie ohne ſon-
derliche Koſten, von einem drey Meilen
davon entlegenen Berge, darauf gelei-
tet. Das Waſſer aber, das aus den
Schachten, vermittelſt 52. Perſonen,
26. auf ieder Seite, gezogen wird, treibt
noch andere Raͤder, die zu dieſem und
jenem Gebrauche dienen muͤſſen.

Die Arbeiter bekommen mehr nicht,
als einen Julier des Tages zum Lohn:
koͤnnen aber bey dieſer Arbeit nicht lang
aushalten. Dann, obgleich keiner nicht
uͤber ſechs Stunden unter der Erde blei-
bet, werden ſie dannoch alleſamt con-
tract, und ſterben an der Lungenſucht,
einer eher, der andere ſpaͤter.

Wir ſahen daſelbſt einen ſolchen Ar-
beiter, der etwan vor einem halben Jah-
re dazu gekommen, der war ſo voller
Queckſilber, daß er kaum ein Stuͤcke
Kupfer in den Mund genommen, oder
es auch wohl nur mit den Fingern rei-
ben durffte, ſo ward es ſo weiß als wie
Silber, oder, als ob es mit dem Queck-
ſilber ſelbſt gerieben worden waͤre. Er
war dermaſſen contract, daß er kein halb-
volles Glas, unverſchuͤttet, zum Mun-
de bringen kunte. Hernach erfuhr ich
in Venedig, daß diejenigen, die mit dem
Spiegel machen umgehen, ebenfalls
der Gicht gar unterworffen waͤren. Be-
obachtet habe ich gantz nicht, daß die
Leute haͤtten ſchwartze Zaͤhne gehabt, ſo
daß wir vielleicht dem Queckſilber un-
verdienter Weiſe beymeſſen, als ob es
die Zaͤhne verderbete, wann es in den
Venuskranckheiten gebrauchet wird.
Es iſt zwar wahr, daß ich an dieſem Orte
hierauf nicht Acht gegeben; alleine,
weil doch ſchwartze Zaͤhne an dieſen Or-
ten etwas ſeltſames ſind, ſo wuͤrde ich
ſie ohn Zweiffel, auch in Acht genom-
men haben, dafern es ihrer daſelbſt haͤt-
te gegeben.

Von
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/578>, abgerufen am 22.11.2024.