Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.über ein und andere Gewächse, Thiere etc. [Spaltenumbruch]
minder, wider die Winde und Blähun-gen, wider die Wassersucht und häuffi- ge Galle, verderbtes Geblüte und ver- lohrnen Appetit. Willisius hält ihn vor allen hoch we- Von den Schlangensteinen. Siehe Fig. 6.Der von der Schlange, welche die Diese Begebenheit wird durch einen Man legte ihn noch einmahl auf die Als er das dritte mahl aufgeleget wur- Tache- J i i 3
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc. [Spaltenumbruch]
minder, wider die Winde und Blaͤhun-gen, wider die Waſſerſucht und haͤuffi- ge Galle, verderbtes Gebluͤte und ver- lohrnen Appetit. Williſius haͤlt ihn vor allen hoch we- Von den Schlangenſteinen. Siehe Fig. 6.Der von der Schlange, welche die Dieſe Begebenheit wird durch einen Man legte ihn noch einmahl auf die Als er das dritte mahl aufgeleget wur- Tache- J i i 3
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Alle dieſe verwun-<lb/> derſame Wirckungen ſchreibet <hi rendition="#aq">Williſius</hi><lb/> der Kraft dieſer Fruͤchte zu, als deren<lb/> Schale warm im erſten Grad und tro-<lb/> cken in dem andern iſt. Der Kern hin-<lb/> gegen iſt nur temperirt. Und dennoch<lb/> trocknet er allezeit, dahero kommt es<lb/> auch, daß diejenigen, die ihn gar zu<lb/> haͤuffig brauchen, mager werden.<lb/> Wann nun der Mißbrauch ſchaͤdlich iſt,<lb/> ſo weiſet hingegen die Erfahrung, daß<lb/> dieſer Tranck, fruͤh nuͤchtern und zu<lb/> rechter Zeit, mit etwas Zucker gebrau-<lb/> chet, der Geſundheit gar vortraͤglich iſt.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von den Schlangenſteinen.</hi> </head><lb/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 6.</note> <p>Der von der Schlange, welche die<lb/> Portugieſen <hi rendition="#aq">Cobra de Capelos</hi> nennen<lb/><note place="left">Brillen-<lb/> ſchlange heiſt<lb/> ſie darum,<lb/> dieweil auf<lb/> dieſer ihrer<lb/> Muͤtze eine<lb/> Figur wie ei-<lb/> ne Brille ſich<lb/> zeiget.</note>(in Teutſchen wird ſie die Brillenſchlan-<lb/> ge genannt) findet ſich in dem Kopfe ei-<lb/> ner Schlange, welche darum ſo genennt<lb/> iſt worden, weil ſie auf dem Kopfe et-<lb/> was erhabenes fuͤhret, das als wie eine<lb/> Muͤtze ſieht. Man ſagt, es ſey nichts<lb/> beſſers noch vortrefflichers wider den<lb/> Stich und Biß vergifter Thiere. Dann,<lb/> wann er auf die Wunde geleget wird, ſo<lb/> haͤnget er ſich veſte dran, und ziehet das<lb/> Gift heraus. Hat er ſich vollgezogen,<lb/> ſo faͤllt er von ſich ſelbſten ab, weil er kei-<lb/> ne Macht mehr hat: wird er aber in<lb/> Milch geworffen, legt er darinne das<lb/> angezogene Gift von ſich, und bekommt<lb/> ſeine vorige Kraft wieder. Der <hi rendition="#aq">P. Kir-<lb/> cher</hi> meldet, wie er ſolches eine geraume<lb/> Zeit nicht glauben wollen, unerachtet<lb/> gar viel Scribenten, denen gar wohl<lb/> Glauben zuzuſtellen, es fuͤr eine gantz<lb/> gewiſſe Sache angegeben: bis daß er<lb/><cb n="872"/> endlich durch die Erfahrung und ange-<lb/> ſtellte Probe deſſen uͤberzeugt ſeyn muͤſ-<lb/> ſen, die er in Gegenwart vieler Perſo-<lb/> nen an einem Hunde, der von einer Ot-<lb/> ter ſey gebiſſen worden, habe angeſtellt.</p><lb/> <p>Dieſe Begebenheit wird durch einen<lb/> Bericht beſtaͤtiget, welcher dem Her-<lb/> tzog von Braunſchweig und Luͤneburg<lb/> Johann Friedrichen, ſey zugeſendet<lb/> worden, als welchem alle Gelehrten von<lb/> demjenigen, was ſie neues erfahren,<lb/> Nachricht ertheilet, nicht nur weil er ein<lb/> groſſer Liebhaber ſolcher Dinge, ſon-<lb/> dern auch in den allermeiſten Wiſſen-<lb/> ſchaften vortrefflich wohl erfahren iſt ge-<lb/> weſen. <hi rendition="#aq">Tachenius</hi> meldet in einem<lb/> Schreiben an ermeldten Printz, wie<lb/> daß er einen ſolchen Stein, den ein Arme-<lb/> nier nach Venedig gebracht, geſehen, und<lb/> deſſen Kraft probiren wollen, habe des-<lb/> halben einen Hund von einer Otter in<lb/> den Schenckel beiſſen laſſen: eine halbe<lb/> Stunde drauf, als man aus dem Win-<lb/> ſeln des Hundes, und daß ihm das Bein<lb/> ſtarck aufgelauffen, verſpuͤret, der Gift<lb/> wuͤrde ſich nunmehro durch die Adern<lb/> ausgebreitet haben, und ihm die groſſen<lb/> Schmertzen verurſachen, habe der Graf<lb/> Schlick, bey dem dieſe Probe angeſtellet<lb/> worden, den Stein auf die Wunde ge-<lb/> halten, der ſich in dem Augenblick ſo veſte<lb/> dran gehangen, daß man ihn nicht her-<lb/> unter reiſſen moͤgen, das Thier habe<lb/> auch zu winſeln nachgelaſſen. 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Dann,<lb/> da dieſer Bericht geſchrieben worden,<lb/> waren allbereits drey Tage verſtrichen,<lb/> da ein Hund dieſe Milch geſoffen, der<lb/> dannoch noch lebete, und wie ſie verhoff-<lb/> ten, beym Leben bleiben wuͤrde.</p><lb/> <p>Als er das dritte mahl aufgeleget wur-<lb/> de, wolte er gar nicht dran kleben blei-<lb/> ben, dieweil kein Gift nicht mehr vor-<lb/> handen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i i 3</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Tache-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </back> </text> </TEI> [0589]
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
minder, wider die Winde und Blaͤhun-
gen, wider die Waſſerſucht und haͤuffi-
ge Galle, verderbtes Gebluͤte und ver-
lohrnen Appetit.
Williſius haͤlt ihn vor allen hoch we-
gen ſeiner Kraft das Kopfweh zu ver-
treiben, und hat ſich ſeiner ſo oft, und
mit ſo gutem Erfolg dazu bedienet, daß
er geſtehet, wider dergleichen Beſchwe-
rung gebrauche er kein ander Mittel.
Er ſchlaͤget die Duͤnſte nieder, die ſon-
ſten in das Haupt zu ſteigen pflegen, und
erſetzet den Schlaf auf ſolche Weiſe, daß
einer, welcher alle Abende ein Glas voll
zu ſich nimmt, viel Naͤchte hinter ein-
ander, ohne ſeine Beſchwerung, wird
wachen koͤnnen. Alle dieſe verwun-
derſame Wirckungen ſchreibet Williſius
der Kraft dieſer Fruͤchte zu, als deren
Schale warm im erſten Grad und tro-
cken in dem andern iſt. Der Kern hin-
gegen iſt nur temperirt. Und dennoch
trocknet er allezeit, dahero kommt es
auch, daß diejenigen, die ihn gar zu
haͤuffig brauchen, mager werden.
Wann nun der Mißbrauch ſchaͤdlich iſt,
ſo weiſet hingegen die Erfahrung, daß
dieſer Tranck, fruͤh nuͤchtern und zu
rechter Zeit, mit etwas Zucker gebrau-
chet, der Geſundheit gar vortraͤglich iſt.
Von den Schlangenſteinen.
Der von der Schlange, welche die
Portugieſen Cobra de Capelos nennen
(in Teutſchen wird ſie die Brillenſchlan-
ge genannt) findet ſich in dem Kopfe ei-
ner Schlange, welche darum ſo genennt
iſt worden, weil ſie auf dem Kopfe et-
was erhabenes fuͤhret, das als wie eine
Muͤtze ſieht. Man ſagt, es ſey nichts
beſſers noch vortrefflichers wider den
Stich und Biß vergifter Thiere. Dann,
wann er auf die Wunde geleget wird, ſo
haͤnget er ſich veſte dran, und ziehet das
Gift heraus. Hat er ſich vollgezogen,
ſo faͤllt er von ſich ſelbſten ab, weil er kei-
ne Macht mehr hat: wird er aber in
Milch geworffen, legt er darinne das
angezogene Gift von ſich, und bekommt
ſeine vorige Kraft wieder. Der P. Kir-
cher meldet, wie er ſolches eine geraume
Zeit nicht glauben wollen, unerachtet
gar viel Scribenten, denen gar wohl
Glauben zuzuſtellen, es fuͤr eine gantz
gewiſſe Sache angegeben: bis daß er
endlich durch die Erfahrung und ange-
ſtellte Probe deſſen uͤberzeugt ſeyn muͤſ-
ſen, die er in Gegenwart vieler Perſo-
nen an einem Hunde, der von einer Ot-
ter ſey gebiſſen worden, habe angeſtellt.
Brillen-
ſchlange heiſt
ſie darum,
dieweil auf
dieſer ihrer
Muͤtze eine
Figur wie ei-
ne Brille ſich
zeiget.
Dieſe Begebenheit wird durch einen
Bericht beſtaͤtiget, welcher dem Her-
tzog von Braunſchweig und Luͤneburg
Johann Friedrichen, ſey zugeſendet
worden, als welchem alle Gelehrten von
demjenigen, was ſie neues erfahren,
Nachricht ertheilet, nicht nur weil er ein
groſſer Liebhaber ſolcher Dinge, ſon-
dern auch in den allermeiſten Wiſſen-
ſchaften vortrefflich wohl erfahren iſt ge-
weſen. Tachenius meldet in einem
Schreiben an ermeldten Printz, wie
daß er einen ſolchen Stein, den ein Arme-
nier nach Venedig gebracht, geſehen, und
deſſen Kraft probiren wollen, habe des-
halben einen Hund von einer Otter in
den Schenckel beiſſen laſſen: eine halbe
Stunde drauf, als man aus dem Win-
ſeln des Hundes, und daß ihm das Bein
ſtarck aufgelauffen, verſpuͤret, der Gift
wuͤrde ſich nunmehro durch die Adern
ausgebreitet haben, und ihm die groſſen
Schmertzen verurſachen, habe der Graf
Schlick, bey dem dieſe Probe angeſtellet
worden, den Stein auf die Wunde ge-
halten, der ſich in dem Augenblick ſo veſte
dran gehangen, daß man ihn nicht her-
unter reiſſen moͤgen, das Thier habe
auch zu winſeln nachgelaſſen. Er waͤ-
re zwey Stunden lang dran hangen
blieben, nach deren Verlauff er von ſich
ſelbſten abgefallen, da habe man ihn in
Milch geleget, welche er dergeſtalt ver-
giftet, daß ein Hund, der davon geſof-
fen, in ſelbiger Nacht geſtorben.
Man legte ihn noch einmahl auf die
Wunde, und er bliebe auch noch daran
behangen, fiel aber eine halbe Stunde
drauf herunter; und da er in andere
Milch geleget worden, ward dieſelbige
nicht ſo ſtarck dadurch vergiftet. Dann,
da dieſer Bericht geſchrieben worden,
waren allbereits drey Tage verſtrichen,
da ein Hund dieſe Milch geſoffen, der
dannoch noch lebete, und wie ſie verhoff-
ten, beym Leben bleiben wuͤrde.
Als er das dritte mahl aufgeleget wur-
de, wolte er gar nicht dran kleben blei-
ben, dieweil kein Gift nicht mehr vor-
handen.
Tache-
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