Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
Tachenius füget hinzu, dieser Stein Es giebet aber zweyerley Schlan- Es giebet einen Stein, der wird Diese Steine werden bey keinen an- Jetztgemeldeter Autor spricht auch, Nachdem ich nun die Schätzbarkeit Das wäre also der gar beruffene Ausser obangeführete beyde Nach- Endlich will ich auch noch des Schlan- sam-
Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
Tachenius fuͤget hinzu, dieſer Stein Es giebet aber zweyerley Schlan- Es giebet einen Stein, der wird Dieſe Steine werden bey keinen an- Jetztgemeldeter Autor ſpricht auch, Nachdem ich nun die Schaͤtzbarkeit Das waͤre alſo der gar beruffene Auſſer obangefuͤhrete beyde Nach- Endlich will ich auch noch des Schlan- ſam-
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Dieweil ich aber keinen einigen na-<lb/> tuͤrlichen Schlangenſtein antreffen koͤn-<lb/> nen, ſo will ich allhier anfuͤhren, was Ta-<lb/> vernier davon veꝛmeldet, welcher der ein-<lb/> tzige iſt, der am weitlaͤufftigſten von die-<lb/> ſem Steine geſchrieben.</p><lb/> <p>Es giebet einen Stein, der wird<lb/> Stein von der gehaubeten Schlange ge-<lb/> nennet. Dieſe iſt eine Schlangenart,<lb/> welche in der That hinten an dem Ko-<lb/> pfe, als wie eine herunter hangende<lb/> Haube oder Kappe hat: und hinter die-<lb/> ſer Haube findet ſich der Stein, der zum<lb/> wenigſten ſo groß iſt, als ein Huͤnerey.</p><lb/> <p>Dieſe Steine werden bey keinen an-<lb/> dern Schlangen nicht gefunden, ohne<lb/> die zum mindeſten zwey Fuß lang ſind.<lb/> Wofern ſie nun mit dem Thier zugleich<lb/> anwachſen, ſo muß es wuͤrcklich ziemlich<lb/> groſſe geben, indem in Aſien und in Afri-<lb/> ca ſolche Schlangen gefunden werden,<lb/> die bis auf fuͤnff und zwantzig Fuß lang<lb/> ſind, dergleichen die geweſen, deren Fell<lb/> zu Batavia verwahrlich aufbehalten<lb/> wird, und ein achtzehenjaͤhriges Weibs-<lb/> bild eingeſchlucket hatte.</p><lb/> <p>Jetztgemeldeter Autor ſpricht auch,<lb/> dieſer Stein ſey gar nicht hart; dann<lb/> wann er gegen einen andern Stein ge-<lb/> rieben wuͤrde, ſo gaͤbe er einen gewiſſen<lb/> Schleim: wann dieſer mit Waſſer zer-<lb/> trieben, und von einer Perſon einge-<lb/> truncken wuͤrde, welche Gift im Leibe<lb/> haͤtte, haͤtte er die Kraft denſelbigen im<lb/> Augenblick heraus zu treiben. Man<lb/> koͤnte dieſe Steine anders nicht bekom-<lb/> men, als durch Vermittelung der Por-<lb/> tugieſiſchen Soldaten und Matroſen,<lb/> die von Mozambique zuruͤcke kaͤmen.<lb/> Jm uͤbrigen iſt dieſer Stein nicht von<lb/> derjenigen Art, die ich allhier weitlaͤuff-<lb/><cb n="874"/> tig zu beſchreiben vorgenommen, ſon-<lb/> dern es iſt derjenige, davon ſo viel Ge-<lb/> ſchrey und Weſens unter den Leuten iſt<lb/> gemachet worden, dem man auch ſoviel<lb/> und ſonderliche Kraͤfte beygeleget, und<lb/> den die allermeiſten fuͤr natuͤrlich hal-<lb/> ten, ob er gleich nur gemachet iſt, gleich-<lb/> wie ich in nachgehenden erweiſen werde.</p><lb/> <p>Nachdem ich nun die Schaͤtzbarkeit<lb/> dieſes Steines, und die unterſchiedenen<lb/> Meinungen von demſelbigen gewieſen,<lb/> ſo muß ich ſagen, daß man durchaus<lb/> nicht glauben duͤrffe, als ob dieſer Stein<lb/> natuͤrlich ſey; ſondern, er ſey nur nach-<lb/> gemachet und gekuͤnſtelt. Dieſes zu er-<lb/> weiſen, will ich hieſelbſt erzehlen, wor-<lb/> aus er zuſammen geſetzet iſt, damit ihn<lb/> ein ieder, deme es beliebig, machen koͤn-<lb/> ne: wie ich dann ihrer mehr als einen<lb/> bey mir verwahre. Derowegen neh-<lb/> met von dem Frantzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">Bezoar ani-<lb/> mali</hi> eine Untze, Pulver von Kroͤten<lb/><hi rendition="#et">von Krebſen, ſo alle-</hi><lb/> ſamt im Julius iſt bereitet worden, von<lb/> ieden eine halbe Untze,<lb/> Siegelerde die mit der Wurtzel von der<lb/><hi rendition="#aq">Scorzonera,</hi> (Haberwurtz) und <hi rendition="#aq">Con-<lb/> trayerva</hi> <hi rendition="#et">iſt ab-</hi><lb/> gekochet und zubereitet oder praͤpariret<lb/> worden, eine Untze, gegraben Einhorn<lb/> eine Untze. Aus dieſen allen machet<lb/> Kuͤchlein in Groͤſſe und Dicke eines<lb/> Pfennigs, groͤſſer oder kleiner, nach-<lb/> dem es gefaͤllig, laſſet ſie im Schatten<lb/> trocknen, und hebet ſie auf, bis ihr deren<lb/> noͤthig habt. 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Des Autoris Anmerckungen
Tachenius fuͤget hinzu, dieſer Stein
ſey rund, ſchwartz, und ſo groß als ein
Sol, aber viermahl ſo dicke geweſen:
es habe auch der Armenier gemeldet,
wie daß eꝛ nicht nur gleichergeſtalt raſen-
der Hunde und aller andern giftigen
Thiere Biſſe zu heilen vermoͤchte, ſon-
dern ſey auch noch darzu ein gantz un-
fehlbares Mittel wider die Peſt.
Es giebet aber zweyerley Schlan-
genſteine, natuͤrliche und nachgekuͤnſtel-
te: jene werden in dem Kopfe einer groſ-
ſen dicken Schlange gefunden, welche
auf der Kuͤſte von Melinde nicht ſeltſam
iſt. Dieweil ich aber keinen einigen na-
tuͤrlichen Schlangenſtein antreffen koͤn-
nen, ſo will ich allhier anfuͤhren, was Ta-
vernier davon veꝛmeldet, welcher der ein-
tzige iſt, der am weitlaͤufftigſten von die-
ſem Steine geſchrieben.
Es giebet einen Stein, der wird
Stein von der gehaubeten Schlange ge-
nennet. Dieſe iſt eine Schlangenart,
welche in der That hinten an dem Ko-
pfe, als wie eine herunter hangende
Haube oder Kappe hat: und hinter die-
ſer Haube findet ſich der Stein, der zum
wenigſten ſo groß iſt, als ein Huͤnerey.
Dieſe Steine werden bey keinen an-
dern Schlangen nicht gefunden, ohne
die zum mindeſten zwey Fuß lang ſind.
Wofern ſie nun mit dem Thier zugleich
anwachſen, ſo muß es wuͤrcklich ziemlich
groſſe geben, indem in Aſien und in Afri-
ca ſolche Schlangen gefunden werden,
die bis auf fuͤnff und zwantzig Fuß lang
ſind, dergleichen die geweſen, deren Fell
zu Batavia verwahrlich aufbehalten
wird, und ein achtzehenjaͤhriges Weibs-
bild eingeſchlucket hatte.
Jetztgemeldeter Autor ſpricht auch,
dieſer Stein ſey gar nicht hart; dann
wann er gegen einen andern Stein ge-
rieben wuͤrde, ſo gaͤbe er einen gewiſſen
Schleim: wann dieſer mit Waſſer zer-
trieben, und von einer Perſon einge-
truncken wuͤrde, welche Gift im Leibe
haͤtte, haͤtte er die Kraft denſelbigen im
Augenblick heraus zu treiben. Man
koͤnte dieſe Steine anders nicht bekom-
men, als durch Vermittelung der Por-
tugieſiſchen Soldaten und Matroſen,
die von Mozambique zuruͤcke kaͤmen.
Jm uͤbrigen iſt dieſer Stein nicht von
derjenigen Art, die ich allhier weitlaͤuff-
tig zu beſchreiben vorgenommen, ſon-
dern es iſt derjenige, davon ſo viel Ge-
ſchrey und Weſens unter den Leuten iſt
gemachet worden, dem man auch ſoviel
und ſonderliche Kraͤfte beygeleget, und
den die allermeiſten fuͤr natuͤrlich hal-
ten, ob er gleich nur gemachet iſt, gleich-
wie ich in nachgehenden erweiſen werde.
Nachdem ich nun die Schaͤtzbarkeit
dieſes Steines, und die unterſchiedenen
Meinungen von demſelbigen gewieſen,
ſo muß ich ſagen, daß man durchaus
nicht glauben duͤrffe, als ob dieſer Stein
natuͤrlich ſey; ſondern, er ſey nur nach-
gemachet und gekuͤnſtelt. Dieſes zu er-
weiſen, will ich hieſelbſt erzehlen, wor-
aus er zuſammen geſetzet iſt, damit ihn
ein ieder, deme es beliebig, machen koͤn-
ne: wie ich dann ihrer mehr als einen
bey mir verwahre. Derowegen neh-
met von dem Frantzoͤſiſchen Bezoar ani-
mali eine Untze, Pulver von Kroͤten
von Krebſen, ſo alle-
ſamt im Julius iſt bereitet worden, von
ieden eine halbe Untze,
Siegelerde die mit der Wurtzel von der
Scorzonera, (Haberwurtz) und Con-
trayerva iſt ab-
gekochet und zubereitet oder praͤpariret
worden, eine Untze, gegraben Einhorn
eine Untze. Aus dieſen allen machet
Kuͤchlein in Groͤſſe und Dicke eines
Pfennigs, groͤſſer oder kleiner, nach-
dem es gefaͤllig, laſſet ſie im Schatten
trocknen, und hebet ſie auf, bis ihr deren
noͤthig habt. Die Jndianer machen
ſie insgemein ſo groß und dicke, als ein
Frantzoͤſiſcher Liard oder Double iſt.
Das waͤre alſo der gar beruffene
Schlangenſtein.
Auſſer obangefuͤhrete beyde Nach-
richten hat Tavernier annoch folgendes
davon vermeldet.
Endlich will ich auch noch des Schlan-
genſteins gedencken, welcher bey nahe
ſo groß iſt, als ein Frantzoͤſiſcher Double,
und deren einige in etwas laͤnglicht rund
oder oval ſind, in der Mitten dicke, und
an dem Rande duͤnne. Die Jndianer
ſprechen, er werde auf den Koͤpfen ge-
wiſſer Schlangen formiret: ich aber
wolte viel eher glauben, daß ihnen ihre
Goͤtzenpfaffen ſolches glauben machen,
und daß dieſer Stein vielmehr aus ein
und andern Materialien von ihnen zu-
ſam-
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