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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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über ein und andere Gewächse, Thiere etc.
[Spaltenumbruch] sammengesetzet und bereitet werde.
Dem sey nun wie ihm wolle, er hat
dennoch eine sonderliche und vortreff-
liche Kraft den Gift auszuziehen, wann
jemand von einem oder andern giftigen
Thiere ist gebissen worden. Wofern
das Glied, darein der Biß gegangen,
nicht wund ist, so muß ein Schnitt dar-
ein gemachet werden, daß das Blut her-
aus gehe; wann dann der Stein dar-
auf geleget wird, so fällt der Stein nicht
eher ab, als bis der Gift alle mit einan-
der ausgezogen, welches sich darum he-
rum zusammen zeucht. Will man
ihn wieder davon saubern, so nimmt
man Weibermilch, oder in deren Er-
mangelung, nur Kuhmilch; wann er
dann zehen bis zwölff Stunden drinn
gelegen, so bekommt die Milch, welche
alles Gift an sich zeucht, eine Farbe, wie
Geschwüre. Als ich eines Tages bey
dem Ertzbischoff von Goa des Mittags
zur Mahlzeit war, führete er mich in
sein Raritäten-Cabinet, in dem er aller-
hand rare und curieuse Dinge hatte.
Unter andern zeigete er mir einen sol-
chen Stein, und da er mir von dessen
Kraft und Tugend allerley erzehlet,
versicherte er mich, daß er ihn nur vor
wenig Tagen probiret hätte, worauf
er mir denselbigen verehrete. Als er
auf der Jnsel Salsette, auf welcher
Goa lieget, zoge, und sich auf ein Land-
gut begeben wolte, wurde einer von
denen, die seinen Pallekin, oder Trage-
sessel trugen, welche Leute schier gantz
nackend sind, von einer Schlange ge-
bissen, und zu gleicher Zeit durch diesen
Stein geheilet. Jch habe ihrer unter-
schiedliche gekauffet, iedoch hat niemand
nicht dieselben zu verkauffen, als die
Braminen, daher ich urtheile, daß sie
dieselbigen auch machen. Man bedie-
net sich zweyerley Art zu probiren, ob
dieser Schlangenstein gut sey, und kein
Betrug dahinter. Dann erstlich, nimmt
man ihn in den Mund: ist nun der
Stein gerecht und gut, so fährt er in
die Höhe, und hänget sich stracks an den
Gaumen an. Fürs andre legt man
ihn in ein Glas voll Wasser, da dann das-
selbe alsobald, in Fall der Stein unver-
fälschet ist, anhebt als wie zu sieden, und
kleine Blasen steigen von dem Steine,
[Spaltenumbruch] der auf dem Grunde liegt, bis oben auf
das Wasser in die Höhe.

[Ende Spaltensatz]
Vom gegrabenen Einhorn.

Die Jndianer nehmen diesen Stein
nicht ohne Ursache unter diejenigen Din-
ge, aus denen sie den Schlangenstein be-
reiten wollen. Dieweil er nun ein sol-
ches Material ist, welches eben nicht so
gar bekannt, und von wenig Scriben-
ten beschrieben wird, deshalben will
ich hier anführen, was Wormius in
seinem Musaeo davon berichtet, damitSiehe Fig. 7.
ihn die Herren Medici auch gebrauchen
können.

Cornu fossile, das gegrabene Horn
oder Einhorn, welches beym Gesnero
Ceratites,
Hornstein, beym Clusio Ebur
fossile,
gegraben Einhorn, beym Caesal-
pino Lapis Arabicus,
der Arabische Stein,
und bey andern dens Elephanti petrefa-
ctus,
versteinter oder zu Stein gewor-
dener Elephantenzahn genennet wird,
desgleichen Lithomarga alba, weisses
Steinmarck; welche unterschiedliche
Benennungen es von wegen seiner
mancherley Gestalt, unter der wir es zu
sehen bekommen, bey den Scribenten
erhalten hat.

Dieses hat mit andern Arten Osteo-
colla,
des Beinleims oder Beinwelle, ei-
ne gar grosse Verwandtschaft: daher es
auch von ihrer etlichen unter die weichen
Steine gerechnet wird. Es ist aber ein
steinichtes Wesen, so an Farbe, Glätte
und Gestalt bisweilen einem Horne
ziemlich ähnlich kommt: zuweilen ist es
härter, zuweilen weicher, mit einer har-
ten, gelblichten, schwartzen oder aschfar-
benen Rinde überzogen, das Marck ist
weich, weiß, leicht, zerbrechlich, dicht
und ohne Löchlein, anziehend, austrock-
nend, und hänget sich vest an die Zunge,
hat auch einen angenehmen Geruch.
Es wird sowohl in Jtalien, als auch in
Teutschland gefunden, bey Elbingero-
de im Hartz, bey Heydelberg und Hil-
desheim, in Mähren, Schlesien und in
Sachsen.

Die Materie, auch auf was Weise es
erzielet werde, beschreibet Anshelmus
Boetius a Boot
mit folgenden Worten:
Jch erachte, daß die allermeiste Materie
zur Erzielung dieser Hörner sey ein

Mergel

uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
[Spaltenumbruch] ſammengeſetzet und bereitet werde.
Dem ſey nun wie ihm wolle, er hat
dennoch eine ſonderliche und vortreff-
liche Kraft den Gift auszuziehen, wann
jemand von einem oder andern giftigen
Thiere iſt gebiſſen worden. Wofern
das Glied, darein der Biß gegangen,
nicht wund iſt, ſo muß ein Schnitt dar-
ein gemachet werden, daß das Blut her-
aus gehe; wann dann der Stein dar-
auf geleget wird, ſo faͤllt der Stein nicht
eher ab, als bis der Gift alle mit einan-
der ausgezogen, welches ſich darum he-
rum zuſammen zeucht. Will man
ihn wieder davon ſaubern, ſo nimmt
man Weibermilch, oder in deren Er-
mangelung, nur Kuhmilch; wann er
dann zehen bis zwoͤlff Stunden drinn
gelegen, ſo bekommt die Milch, welche
alles Gift an ſich zeucht, eine Farbe, wie
Geſchwuͤre. Als ich eines Tages bey
dem Ertzbiſchoff von Goa des Mittags
zur Mahlzeit war, fuͤhrete er mich in
ſein Raritaͤten-Cabinet, in dem er aller-
hand rare und curieuſe Dinge hatte.
Unter andern zeigete er mir einen ſol-
chen Stein, und da er mir von deſſen
Kraft und Tugend allerley erzehlet,
verſicherte er mich, daß er ihn nur vor
wenig Tagen probiret haͤtte, worauf
er mir denſelbigen verehrete. Als er
auf der Jnſel Salſette, auf welcher
Goa lieget, zoge, und ſich auf ein Land-
gut begeben wolte, wurde einer von
denen, die ſeinen Pallekin, oder Trage-
ſeſſel trugen, welche Leute ſchier gantz
nackend ſind, von einer Schlange ge-
biſſen, und zu gleicher Zeit durch dieſen
Stein geheilet. Jch habe ihrer unter-
ſchiedliche gekauffet, iedoch hat niemand
nicht dieſelben zu verkauffen, als die
Braminen, daher ich urtheile, daß ſie
dieſelbigen auch machen. Man bedie-
net ſich zweyerley Art zu probiren, ob
dieſer Schlangenſtein gut ſey, und kein
Betrug dahinter. Dann erſtlich, nimmt
man ihn in den Mund: iſt nun der
Stein gerecht und gut, ſo faͤhrt er in
die Hoͤhe, und haͤnget ſich ſtracks an den
Gaumen an. Fuͤrs andre legt man
ihn in ein Glas voll Waſſer, da dann daſ-
ſelbe alſobald, in Fall der Stein unver-
faͤlſchet iſt, anhebt als wie zu ſieden, und
kleine Blaſen ſteigen von dem Steine,
[Spaltenumbruch] der auf dem Grunde liegt, bis oben auf
das Waſſer in die Hoͤhe.

[Ende Spaltensatz]
Vom gegrabenen Einhorn.

Die Jndianer nehmen dieſen Stein
nicht ohne Urſache unter diejenigen Din-
ge, aus denen ſie den Schlangenſtein be-
reiten wollen. Dieweil er nun ein ſol-
ches Material iſt, welches eben nicht ſo
gar bekannt, und von wenig Scriben-
ten beſchrieben wird, deshalben will
ich hier anfuͤhren, was Wormius in
ſeinem Muſæo davon berichtet, damitSiehe Fig. 7.
ihn die Herren Medici auch gebrauchen
koͤnnen.

Cornu foſſile, das gegrabene Horn
oder Einhorn, welches beym Geſnero
Ceratites,
Hornſtein, beym Cluſio Ebur
foſſile,
gegraben Einhorn, beym Cæſal-
pino Lapis Arabicus,
der Arabiſche Stein,
und bey andern dens Elephanti petrefa-
ctus,
verſteinter oder zu Stein gewor-
dener Elephantenzahn genennet wird,
desgleichen Lithomarga alba, weiſſes
Steinmarck; welche unterſchiedliche
Benennungen es von wegen ſeiner
mancherley Geſtalt, unter der wir es zu
ſehen bekommen, bey den Scribenten
erhalten hat.

Dieſes hat mit andern Arten Oſteo-
colla,
des Beinleims oder Beinwelle, ei-
ne gar groſſe Verwandtſchaft: daher es
auch von ihrer etlichen unter die weichen
Steine gerechnet wird. Es iſt aber ein
ſteinichtes Weſen, ſo an Farbe, Glaͤtte
und Geſtalt bisweilen einem Horne
ziemlich aͤhnlich kommt: zuweilen iſt es
haͤrter, zuweilen weicher, mit einer har-
ten, gelblichten, ſchwartzen oder aſchfar-
benen Rinde uͤberzogen, das Marck iſt
weich, weiß, leicht, zerbrechlich, dicht
und ohne Loͤchlein, anziehend, austrock-
nend, und haͤnget ſich veſt an die Zunge,
hat auch einen angenehmen Geruch.
Es wird ſowohl in Jtalien, als auch in
Teutſchland gefunden, bey Elbingero-
de im Hartz, bey Heydelberg und Hil-
desheim, in Maͤhren, Schleſien und in
Sachſen.

Die Materie, auch auf was Weiſe es
erzielet werde, beſchreibet Anshelmus
Boëtius â Boot
mit folgenden Worten:
Jch erachte, daß die allermeiſte Materie
zur Erzielung dieſer Hoͤrner ſey ein

Mergel
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/591>, abgerufen am 22.11.2024.