Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

gepflastert, und mit einer niedrigen Mauer um-
geben.

Was die innere Gestalt und Einrichtung
der Häuser betrifft; so muß man bemerken,
daß die schönsten Häuser gemeiniglich zwey bis
vier Fuß über das erste Stockwerk erhöhet sind,
und aus vier kleinen Hauptgebäuden bestehen,
die den vier Winden entgegen gesetzt sind.
Rund ums Gebäude herum geht ein steinern
Geländer, sieben bis acht Fuß breit. Man
findet inwendig einen großen Saal, und neben
diesem noch vier andere kleine Säle, und denn
noch verschiedene niedrige Zimmer und Appar-
tements, die aber in den Winkeln des Gebäu-
des angebracht sind. Die kleinen Säle for-
miren gewöhnlich einen gewölbten Gang, und
sind von dem großen Saale durch Aufschiebe-
fenster abgesondert. Die Zimmer und Cabi-
netter sind mit Mauern ohne Fenster umgeben,
so daß das Licht nur durch die Thüren, die ge-
wöhnlich weit sind, und zusammen gelegt wer-
den können, hinein fallen kann.

Eine Schönheit der persischen Häuser be-
stehet auch mit darinn, daß sie von oben bis
unten offen sind, so daß man, wenn man im
Hause sitzt, eben die Luft verspürt, als wenn
man draußen ist. Diese Bauart ist für Per-
sien gut, weil sie nicht einen so strengen Winter
haben, wie wir in Europa. Für uns würden
dergleichen Gebäude sehr unbequem und von kei-
nem langen Bestande seyn. -- Die Perser

brin-
H 4

gepflaſtert, und mit einer niedrigen Mauer um-
geben.

Was die innere Geſtalt und Einrichtung
der Haͤuſer betrifft; ſo muß man bemerken,
daß die ſchoͤnſten Haͤuſer gemeiniglich zwey bis
vier Fuß uͤber das erſte Stockwerk erhoͤhet ſind,
und aus vier kleinen Hauptgebaͤuden beſtehen,
die den vier Winden entgegen geſetzt ſind.
Rund ums Gebaͤude herum geht ein ſteinern
Gelaͤnder, ſieben bis acht Fuß breit. Man
findet inwendig einen großen Saal, und neben
dieſem noch vier andere kleine Saͤle, und denn
noch verſchiedene niedrige Zimmer und Appar-
tements, die aber in den Winkeln des Gebaͤu-
des angebracht ſind. Die kleinen Saͤle for-
miren gewoͤhnlich einen gewoͤlbten Gang, und
ſind von dem großen Saale durch Aufſchiebe-
fenſter abgeſondert. Die Zimmer und Cabi-
netter ſind mit Mauern ohne Fenſter umgeben,
ſo daß das Licht nur durch die Thuͤren, die ge-
woͤhnlich weit ſind, und zuſammen gelegt wer-
den koͤnnen, hinein fallen kann.

Eine Schoͤnheit der perſiſchen Haͤuſer be-
ſtehet auch mit darinn, daß ſie von oben bis
unten offen ſind, ſo daß man, wenn man im
Hauſe ſitzt, eben die Luft verſpuͤrt, als wenn
man draußen iſt. Dieſe Bauart iſt fuͤr Per-
ſien gut, weil ſie nicht einen ſo ſtrengen Winter
haben, wie wir in Europa. Fuͤr uns wuͤrden
dergleichen Gebaͤude ſehr unbequem und von kei-
nem langen Beſtande ſeyn. — Die Perſer

brin-
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="119"/>
gepfla&#x017F;tert, und mit einer niedrigen Mauer um-<lb/>
geben.</p><lb/>
          <p>Was die innere Ge&#x017F;talt und Einrichtung<lb/>
der Ha&#x0364;u&#x017F;er betrifft; &#x017F;o muß man bemerken,<lb/>
daß die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Ha&#x0364;u&#x017F;er gemeiniglich zwey bis<lb/>
vier Fuß u&#x0364;ber das er&#x017F;te Stockwerk erho&#x0364;het &#x017F;ind,<lb/>
und aus vier kleinen Hauptgeba&#x0364;uden be&#x017F;tehen,<lb/>
die den vier Winden entgegen ge&#x017F;etzt &#x017F;ind.<lb/>
Rund ums Geba&#x0364;ude herum geht ein &#x017F;teinern<lb/>
Gela&#x0364;nder, &#x017F;ieben bis acht Fuß breit. Man<lb/>
findet inwendig einen großen Saal, und neben<lb/>
die&#x017F;em noch vier andere kleine Sa&#x0364;le, und denn<lb/>
noch ver&#x017F;chiedene niedrige Zimmer und Appar-<lb/>
tements, die aber in den Winkeln des Geba&#x0364;u-<lb/>
des angebracht &#x017F;ind. Die kleinen Sa&#x0364;le for-<lb/>
miren gewo&#x0364;hnlich einen gewo&#x0364;lbten Gang, und<lb/>
&#x017F;ind von dem großen Saale durch Auf&#x017F;chiebe-<lb/>
fen&#x017F;ter abge&#x017F;ondert. Die Zimmer und Cabi-<lb/>
netter &#x017F;ind mit Mauern ohne Fen&#x017F;ter umgeben,<lb/>
&#x017F;o daß das Licht nur durch die Thu&#x0364;ren, die ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich weit &#x017F;ind, und zu&#x017F;ammen gelegt wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen, hinein fallen kann.</p><lb/>
          <p>Eine Scho&#x0364;nheit der per&#x017F;i&#x017F;chen Ha&#x0364;u&#x017F;er be-<lb/>
&#x017F;tehet auch mit darinn, daß &#x017F;ie von oben bis<lb/>
unten offen &#x017F;ind, &#x017F;o daß man, wenn man im<lb/>
Hau&#x017F;e &#x017F;itzt, eben die Luft ver&#x017F;pu&#x0364;rt, als wenn<lb/>
man draußen i&#x017F;t. Die&#x017F;e Bauart i&#x017F;t fu&#x0364;r Per-<lb/>
&#x017F;ien gut, weil &#x017F;ie nicht einen &#x017F;o &#x017F;trengen Winter<lb/>
haben, wie wir in Europa. Fu&#x0364;r uns wu&#x0364;rden<lb/>
dergleichen Geba&#x0364;ude &#x017F;ehr unbequem und von kei-<lb/>
nem langen Be&#x017F;tande &#x017F;eyn. &#x2014; Die Per&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">brin-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0139] gepflaſtert, und mit einer niedrigen Mauer um- geben. Was die innere Geſtalt und Einrichtung der Haͤuſer betrifft; ſo muß man bemerken, daß die ſchoͤnſten Haͤuſer gemeiniglich zwey bis vier Fuß uͤber das erſte Stockwerk erhoͤhet ſind, und aus vier kleinen Hauptgebaͤuden beſtehen, die den vier Winden entgegen geſetzt ſind. Rund ums Gebaͤude herum geht ein ſteinern Gelaͤnder, ſieben bis acht Fuß breit. Man findet inwendig einen großen Saal, und neben dieſem noch vier andere kleine Saͤle, und denn noch verſchiedene niedrige Zimmer und Appar- tements, die aber in den Winkeln des Gebaͤu- des angebracht ſind. Die kleinen Saͤle for- miren gewoͤhnlich einen gewoͤlbten Gang, und ſind von dem großen Saale durch Aufſchiebe- fenſter abgeſondert. Die Zimmer und Cabi- netter ſind mit Mauern ohne Fenſter umgeben, ſo daß das Licht nur durch die Thuͤren, die ge- woͤhnlich weit ſind, und zuſammen gelegt wer- den koͤnnen, hinein fallen kann. Eine Schoͤnheit der perſiſchen Haͤuſer be- ſtehet auch mit darinn, daß ſie von oben bis unten offen ſind, ſo daß man, wenn man im Hauſe ſitzt, eben die Luft verſpuͤrt, als wenn man draußen iſt. Dieſe Bauart iſt fuͤr Per- ſien gut, weil ſie nicht einen ſo ſtrengen Winter haben, wie wir in Europa. Fuͤr uns wuͤrden dergleichen Gebaͤude ſehr unbequem und von kei- nem langen Beſtande ſeyn. — Die Perſer brin- H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/139
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/139>, abgerufen am 24.11.2024.