bey Zeiten eine Sclavinn oder eine Beyschläfe- rinn giebt, in der Hoffnung, daß er sie hey- rathen werde. Da alle Heyrathen bey den Per- sern gültig sind; so sind auch alle Kinder recht- mäßig, sie mögen nun entweder vor oder nach der Verheyrathung gebohren seyn, sie mögen von einer würklich angetrauten Frau oder einer Selavinn gebohren seyn. Man findet in die- sem Lande gar keine Hurkinder. Der Erstge- bohrne ist Erbe, wenn er auch gleich ein Sohn von einer Sclavinn ist.
Die Kinder eines Vaters haben auf das väterliche Vermögen, so lange er lebt, gar kei- ne Ansprüche. Aber nach dessen Tode nimmt der älteste Sohn zwey Drittheile des Vermö- gens, und das eine Drittheil wird unter die übrigen Kinder vertheilt, und zwar so, daß ein Mägdchen immer die Hälfte von dem erhält, was ein Junge ganz bekommt. Dieß verlangt das Gesetz, und der Gebrauch bringt es mit sich. Da inzwischen das größeste Vermögen in Per- sien gewöhnlich aus Mobilien bestehet; so giebt der Vater seinen Kindern, wenn er zur Thei- lung noch Kräfte und Zeit hat, einem jeden das, was ihm gut zu seyn scheint. Es ist zu bemerken, daß ein Testament, wenn es gültig seyn soll, vierzig Tage vor dem Absterben muß aufgesetzt seyn, sonst ist es ungültig.
Das Gesetz declarirt die Töchter im zwölf- ten Jahre, und die Knaben im sechzehnten Jahre für frey, und sie sind nicht mehr unter der
Vor-
bey Zeiten eine Sclavinn oder eine Beyſchlaͤfe- rinn giebt, in der Hoffnung, daß er ſie hey- rathen werde. Da alle Heyrathen bey den Per- ſern guͤltig ſind; ſo ſind auch alle Kinder recht- maͤßig, ſie moͤgen nun entweder vor oder nach der Verheyrathung gebohren ſeyn, ſie moͤgen von einer wuͤrklich angetrauten Frau oder einer Selavinn gebohren ſeyn. Man findet in die- ſem Lande gar keine Hurkinder. Der Erſtge- bohrne iſt Erbe, wenn er auch gleich ein Sohn von einer Sclavinn iſt.
Die Kinder eines Vaters haben auf das vaͤterliche Vermoͤgen, ſo lange er lebt, gar kei- ne Anſpruͤche. Aber nach deſſen Tode nimmt der aͤlteſte Sohn zwey Drittheile des Vermoͤ- gens, und das eine Drittheil wird unter die uͤbrigen Kinder vertheilt, und zwar ſo, daß ein Maͤgdchen immer die Haͤlfte von dem erhaͤlt, was ein Junge ganz bekommt. Dieß verlangt das Geſetz, und der Gebrauch bringt es mit ſich. Da inzwiſchen das groͤßeſte Vermoͤgen in Per- ſien gewoͤhnlich aus Mobilien beſtehet; ſo giebt der Vater ſeinen Kindern, wenn er zur Thei- lung noch Kraͤfte und Zeit hat, einem jeden das, was ihm gut zu ſeyn ſcheint. Es iſt zu bemerken, daß ein Teſtament, wenn es guͤltig ſeyn ſoll, vierzig Tage vor dem Abſterben muß aufgeſetzt ſeyn, ſonſt iſt es unguͤltig.
Das Geſetz declarirt die Toͤchter im zwoͤlf- ten Jahre, und die Knaben im ſechzehnten Jahre fuͤr frey, und ſie ſind nicht mehr unter der
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bey Zeiten eine Sclavinn oder eine Beyſchlaͤfe-
rinn giebt, in der Hoffnung, daß er ſie hey-
rathen werde. Da alle Heyrathen bey den Per-
ſern guͤltig ſind; ſo ſind auch alle Kinder recht-
maͤßig, ſie moͤgen nun entweder vor oder nach
der Verheyrathung gebohren ſeyn, ſie moͤgen
von einer wuͤrklich angetrauten Frau oder einer
Selavinn gebohren ſeyn. Man findet in die-
ſem Lande gar keine Hurkinder. Der Erſtge-
bohrne iſt Erbe, wenn er auch gleich ein Sohn
von einer Sclavinn iſt.
Die Kinder eines Vaters haben auf das
vaͤterliche Vermoͤgen, ſo lange er lebt, gar kei-
ne Anſpruͤche. Aber nach deſſen Tode nimmt
der aͤlteſte Sohn zwey Drittheile des Vermoͤ-
gens, und das eine Drittheil wird unter die
uͤbrigen Kinder vertheilt, und zwar ſo, daß ein
Maͤgdchen immer die Haͤlfte von dem erhaͤlt,
was ein Junge ganz bekommt. Dieß verlangt
das Geſetz, und der Gebrauch bringt es mit ſich.
Da inzwiſchen das groͤßeſte Vermoͤgen in Per-
ſien gewoͤhnlich aus Mobilien beſtehet; ſo giebt
der Vater ſeinen Kindern, wenn er zur Thei-
lung noch Kraͤfte und Zeit hat, einem jeden
das, was ihm gut zu ſeyn ſcheint. Es iſt zu
bemerken, daß ein Teſtament, wenn es guͤltig
ſeyn ſoll, vierzig Tage vor dem Abſterben muß
aufgeſetzt ſeyn, ſonſt iſt es unguͤltig.
Das Geſetz declarirt die Toͤchter im zwoͤlf-
ten Jahre, und die Knaben im ſechzehnten
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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