[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.seyn, von wem es will. Eine zwiefache Ehe Chardin hat bey diesem alten Volke kei- Char- *) Hierinn stimmen mehrere Reisebeschreiber über-
ein. Allein, im Fall der Unfruchtbarkeit in den ersten neun Jahren ihrer Verheyrathung, kön- nen sie, neben der ersten, noch eine zweyte Frau nehmen. ſeyn, von wem es will. Eine zwiefache Ehe Chardin hat bey dieſem alten Volke kei- Char- *) Hierinn ſtimmen mehrere Reiſebeſchreiber uͤber-
ein. Allein, im Fall der Unfruchtbarkeit in den erſten neun Jahren ihrer Verheyrathung, koͤn- nen ſie, neben der erſten, noch eine zweyte Frau nehmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="156"/> ſeyn, von wem es will. Eine zwiefache Ehe<lb/> und die Eheſcheidung <note place="foot" n="*)">Hierinn ſtimmen mehrere Reiſebeſchreiber uͤber-<lb/> ein. Allein, im Fall der Unfruchtbarkeit in den<lb/> erſten neun Jahren ihrer Verheyrathung, koͤn-<lb/> nen ſie, neben der erſten, noch eine zweyte Frau<lb/> nehmen.</note>, wird, vermoͤge ihrer Re-<lb/> ligion, nicht geſtattet, und ſie duͤrfen ſich<lb/> auch nicht mit Perſern verheyrathen, wel-<lb/> che ihrer Religion nicht zugethan ſind.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Chardin</hi> hat bey dieſem alten Volke kei-<lb/> nen Gelehrten, ſondern lauter Unwiſſende an-<lb/> getroffen. Er ſagt, daß die ganze Gelehr-<lb/> ſamkeit ihrer Prieſter in einer geringen Kennt-<lb/> niß der Aſtrologie, des Mohammedanismus<lb/> und in einer ſehr unvollkommnen Kenntniß<lb/> ihrer eigenen Religion beſtaͤnde, ſo daß ſie<lb/> von ihrem eigenen Glauben keinen Grund an-<lb/> zugeben wuͤßten. — Man muß ſich auch<lb/> hieruͤber nicht wundern, weil ſie ſeit mehr<lb/> denn tauſend Jahren in der Unterdruͤckung<lb/> und Niedrigkeit leben. Man ſagt gemeinig-<lb/> lich, daß ſie ein beruͤhmtes Buch haͤtten, wel-<lb/> ches ihre Religion und ihre Geſchichte in ſich<lb/> faßte und <hi rendition="#fr">Zend Paſend Voſta</hi> hieße. Bis<lb/> itzt aber hat noch niemand das Geringſte von<lb/> dieſem vorgegebenen Werke ſehen koͤnnen.<lb/> Und dieß iſt denn auch die Urſache, daß wir<lb/> keine ganz wahre und richtige Beſchreibung<lb/> von der Religion der alten Guebers haben.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Char-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0176]
ſeyn, von wem es will. Eine zwiefache Ehe
und die Eheſcheidung *), wird, vermoͤge ihrer Re-
ligion, nicht geſtattet, und ſie duͤrfen ſich
auch nicht mit Perſern verheyrathen, wel-
che ihrer Religion nicht zugethan ſind.
Chardin hat bey dieſem alten Volke kei-
nen Gelehrten, ſondern lauter Unwiſſende an-
getroffen. Er ſagt, daß die ganze Gelehr-
ſamkeit ihrer Prieſter in einer geringen Kennt-
niß der Aſtrologie, des Mohammedanismus
und in einer ſehr unvollkommnen Kenntniß
ihrer eigenen Religion beſtaͤnde, ſo daß ſie
von ihrem eigenen Glauben keinen Grund an-
zugeben wuͤßten. — Man muß ſich auch
hieruͤber nicht wundern, weil ſie ſeit mehr
denn tauſend Jahren in der Unterdruͤckung
und Niedrigkeit leben. Man ſagt gemeinig-
lich, daß ſie ein beruͤhmtes Buch haͤtten, wel-
ches ihre Religion und ihre Geſchichte in ſich
faßte und Zend Paſend Voſta hieße. Bis
itzt aber hat noch niemand das Geringſte von
dieſem vorgegebenen Werke ſehen koͤnnen.
Und dieß iſt denn auch die Urſache, daß wir
keine ganz wahre und richtige Beſchreibung
von der Religion der alten Guebers haben.
Char-
*) Hierinn ſtimmen mehrere Reiſebeſchreiber uͤber-
ein. Allein, im Fall der Unfruchtbarkeit in den
erſten neun Jahren ihrer Verheyrathung, koͤn-
nen ſie, neben der erſten, noch eine zweyte Frau
nehmen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |