nach Medina, das Grabmal des Mohammeds zu besuchen. Dieß geschieht aber nur bloß aus Hochachtung gegen Mohammed. Es ist ihnen gar nicht befohlen diese Reise zu thun: es giebt so gar einige berühmte Lehrer unter ihnen, wel- che daran zweifeln, ob es erlaubt sey nach Me- dina zu wallfarthen, und wollen dieses aus einer Stelle des Korans erklären. Indessen kehren sich doch die Pilgrimme hieran nicht. -- Von Medina nehmen die persischen Pilgrimme ihren Weg gegen Bagdad, und besuchen un- ter Wegens die Grabmale ihrer Imans, wel- che zu Bakie', Helle' und zu Kerbella nahe bey Bagdad zu sehen sind.
Wenn sie von der Reise wieder zurück ge- kommen sind; so empfinden sie so wohl als ihre Anverwandten ein großes Vergnügen darüber: es vergehen einige Wochen, ehe sie mit ihrem Besuch ablegen und annehmen fertig sind. -- Das Wallfarthen hat eigentlich nicht den ge- ringsten Nutzen: sie werden dadurch auf keine Art gebessert; man bemerkt im Gegentheil, daß sie entweder als Heuchler oder mit den schlechtesten Gesinuungen zurückkommen.
Wir finden dies für hinlänglich, um im Stande zu seyn, sich von der Religion der Perser einige richtige Begriffe zu machen.
Chine-
nach Medina, das Grabmal des Mohammeds zu beſuchen. Dieß geſchieht aber nur bloß aus Hochachtung gegen Mohammed. Es iſt ihnen gar nicht befohlen dieſe Reiſe zu thun: es giebt ſo gar einige beruͤhmte Lehrer unter ihnen, wel- che daran zweifeln, ob es erlaubt ſey nach Me- dina zu wallfarthen, und wollen dieſes aus einer Stelle des Korans erklaͤren. Indeſſen kehren ſich doch die Pilgrimme hieran nicht. — Von Medina nehmen die perſiſchen Pilgrimme ihren Weg gegen Bagdad, und beſuchen un- ter Wegens die Grabmale ihrer Imans, wel- che zu Bakie’, Helle’ und zu Kerbella nahe bey Bagdad zu ſehen ſind.
Wenn ſie von der Reiſe wieder zuruͤck ge- kommen ſind; ſo empfinden ſie ſo wohl als ihre Anverwandten ein großes Vergnuͤgen daruͤber: es vergehen einige Wochen, ehe ſie mit ihrem Beſuch ablegen und annehmen fertig ſind. — Das Wallfarthen hat eigentlich nicht den ge- ringſten Nutzen: ſie werden dadurch auf keine Art gebeſſert; man bemerkt im Gegentheil, daß ſie entweder als Heuchler oder mit den ſchlechteſten Geſinuungen zuruͤckkommen.
Wir finden dies fuͤr hinlaͤnglich, um im Stande zu ſeyn, ſich von der Religion der Perſer einige richtige Begriffe zu machen.
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nach Medina, das Grabmal des Mohammeds
zu beſuchen. Dieß geſchieht aber nur bloß aus
Hochachtung gegen Mohammed. Es iſt ihnen
gar nicht befohlen dieſe Reiſe zu thun: es giebt
ſo gar einige beruͤhmte Lehrer unter ihnen, wel-
che daran zweifeln, ob es erlaubt ſey nach Me-
dina zu wallfarthen, und wollen dieſes aus
einer Stelle des Korans erklaͤren. Indeſſen
kehren ſich doch die Pilgrimme hieran nicht. —
Von Medina nehmen die perſiſchen Pilgrimme
ihren Weg gegen Bagdad, und beſuchen un-
ter Wegens die Grabmale ihrer Imans, wel-
che zu Bakie’, Helle’ und zu Kerbella nahe bey
Bagdad zu ſehen ſind.
Wenn ſie von der Reiſe wieder zuruͤck ge-
kommen ſind; ſo empfinden ſie ſo wohl als ihre
Anverwandten ein großes Vergnuͤgen daruͤber:
es vergehen einige Wochen, ehe ſie mit ihrem
Beſuch ablegen und annehmen fertig ſind. —
Das Wallfarthen hat eigentlich nicht den ge-
ringſten Nutzen: ſie werden dadurch auf keine
Art gebeſſert; man bemerkt im Gegentheil, daß
ſie entweder als Heuchler oder mit den ſchlechteſten
Geſinuungen zuruͤckkommen.
Wir finden dies fuͤr hinlaͤnglich, um im
Stande zu ſeyn, ſich von der Religion der
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/210>, abgerufen am 22.11.2024.
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