[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.ten, die übrigen Erdbewohner mit so scheußlichen Man *) Wollte man hieraus die Folgerung machen,
als wenn die Denkart und die Verfeinerung der Sitten der chinesischen Nation durch die Bekanntschaft mit den Europäern ihre Rich- tung bekommen habe; so würde man mich nicht verstehen. Es ist bekannt genug, daß Europa weit später, als Asien cultivirt geworden ist. Allein die Chineser glaubten, daß kein Volk, außer sie, Menschenverstand besäße: und da sie das Gegentheil an den Europäern bemerkten; so mußte dieß natürlicherweise große Revolu- tionen in ihren Gesinnungen verursachen. ten, die uͤbrigen Erdbewohner mit ſo ſcheußlichen Man *) Wollte man hieraus die Folgerung machen,
als wenn die Denkart und die Verfeinerung der Sitten der chineſiſchen Nation durch die Bekanntſchaft mit den Europaͤern ihre Rich- tung bekommen habe; ſo wuͤrde man mich nicht verſtehen. Es iſt bekannt genug, daß Europa weit ſpaͤter, als Aſien cultivirt geworden iſt. Allein die Chineſer glaubten, daß kein Volk, außer ſie, Menſchenverſtand beſaͤße: und da ſie das Gegentheil an den Europaͤern bemerkten; ſo mußte dieß natuͤrlicherweiſe große Revolu- tionen in ihren Geſinnungen verurſachen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="194"/> ten, die uͤbrigen Erdbewohner mit ſo ſcheußlichen<lb/> Farben characteriſirt, daß ihrer Nation aller-<lb/> dings dadurch ein Ekel und Verachtung gegen<lb/> andere haͤtte bengebracht werden muͤſſen. Zu<lb/> dieſer uͤbertriebenen Meynung von ſich ſelbſt, trug<lb/> fuͤrnehmlich auch die gar zu große Hochachtung,<lb/> welche die Tatarn, Indianer, Perſer gegen die<lb/> Chineſer bewieſen, und dann auch die Unbe-<lb/> kanntſchaft mit den von ihnen weit entfernten<lb/> Nationen ſehr viel bey. Es kam ihnen an-<lb/> fangs auch auffallend genug vor, in den zu ih-<lb/> nen kommenden Europaͤern, Menſchen zu er-<lb/> kennen, die ihnen an Politeſſe, Cultur des Gei-<lb/> ſtes wenig oder nichts nachgaben. Und man<lb/> kann auch wirklich behaupten, daß die Chine-<lb/> ſer, nachdem ſie mit den Europaͤern genauer<lb/> bekannt wurden, einen ſehr großen Theil von<lb/> ihrem Eigenduͤnkel abgelegt haben. <note place="foot" n="*)">Wollte man hieraus die Folgerung machen,<lb/> als wenn die Denkart und die Verfeinerung<lb/> der Sitten der chineſiſchen Nation durch die<lb/> Bekanntſchaft mit den Europaͤern ihre Rich-<lb/> tung bekommen habe; ſo wuͤrde man mich nicht<lb/> verſtehen. Es iſt bekannt genug, daß Europa<lb/> weit ſpaͤter, als Aſien cultivirt geworden iſt.<lb/> Allein die Chineſer glaubten, daß kein Volk,<lb/> außer ſie, Menſchenverſtand beſaͤße: und da ſie<lb/> das Gegentheil an den Europaͤern bemerkten;<lb/> ſo mußte dieß natuͤrlicherweiſe große Revolu-<lb/> tionen in ihren Geſinnungen verurſachen.</note></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0214]
ten, die uͤbrigen Erdbewohner mit ſo ſcheußlichen
Farben characteriſirt, daß ihrer Nation aller-
dings dadurch ein Ekel und Verachtung gegen
andere haͤtte bengebracht werden muͤſſen. Zu
dieſer uͤbertriebenen Meynung von ſich ſelbſt, trug
fuͤrnehmlich auch die gar zu große Hochachtung,
welche die Tatarn, Indianer, Perſer gegen die
Chineſer bewieſen, und dann auch die Unbe-
kanntſchaft mit den von ihnen weit entfernten
Nationen ſehr viel bey. Es kam ihnen an-
fangs auch auffallend genug vor, in den zu ih-
nen kommenden Europaͤern, Menſchen zu er-
kennen, die ihnen an Politeſſe, Cultur des Gei-
ſtes wenig oder nichts nachgaben. Und man
kann auch wirklich behaupten, daß die Chine-
ſer, nachdem ſie mit den Europaͤern genauer
bekannt wurden, einen ſehr großen Theil von
ihrem Eigenduͤnkel abgelegt haben. *)
Man
*) Wollte man hieraus die Folgerung machen,
als wenn die Denkart und die Verfeinerung
der Sitten der chineſiſchen Nation durch die
Bekanntſchaft mit den Europaͤern ihre Rich-
tung bekommen habe; ſo wuͤrde man mich nicht
verſtehen. Es iſt bekannt genug, daß Europa
weit ſpaͤter, als Aſien cultivirt geworden iſt.
Allein die Chineſer glaubten, daß kein Volk,
außer ſie, Menſchenverſtand beſaͤße: und da ſie
das Gegentheil an den Europaͤern bemerkten;
ſo mußte dieß natuͤrlicherweiſe große Revolu-
tionen in ihren Geſinnungen verurſachen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |