[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.schwerlich, und sehen es sehr ungerne, nehmen es Die Höflichkeit und das Komplimenten- Alle Komplimenten, die wir für lächerlich, in N 4
ſchwerlich, und ſehen es ſehr ungerne, nehmen es Die Hoͤflichkeit und das Komplimenten- Alle Komplimenten, die wir fuͤr laͤcherlich, in N 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0219" n="199"/> ſchwerlich, und ſehen es ſehr ungerne, nehmen es<lb/> auch wohl gar uͤbel, wenn in den Komplimenten<lb/> irgend etwas verſehen wird. Doch wirds un-<lb/> ter guten Freunden ſo genau nicht genommen.<lb/> Bey feierlichen und foͤrmlichen Beſuchen, wo<lb/> viele Perſonen ſich verſammlet haben, muß ein<lb/> Freund dem andern die gehoͤrigen Reverenzen<lb/> machen.</p><lb/> <p>Die Hoͤflichkeit und das Komplimenten-<lb/> machen, beſchaͤfftigt den groͤßten Theil ihrer Er-<lb/> ziehung. — Sie haben beſondere Buͤcher,<lb/> die in einer deutlichen und guten Ordnung alle<lb/> Stuͤcke der Hoͤflichkeit nach einem jeden Stan-<lb/> de in ſich enthalten: ſo daß ein jeder hierinn weiß,<lb/> was er zu thun oder zu laſſen habe. – Dem<lb/> Auslaͤnder. pflegt man es eben nicht ſo uͤbel<lb/> zu nehmen, wenn er in ſeinen Komplimenten<lb/> den rechten Punkt verfehlt. Angenehmer und<lb/> der Geſellſchaft willkommener iſt er aber, wenn<lb/> er ſich in dieſem Stuͤcke ihren Sitten ſo ſehr<lb/> naͤhert, als er nur kann. Daher pflegen ſich<lb/> die auslaͤndiſchen Geſandten, ehe ſie ſich oͤffent-<lb/> lich ſehen laſſen, einen Cerimonienmeiſter anzu-<lb/> nehmen, und ſich in allen noͤthigen Stuͤcken un-<lb/> terrichten zu laſſen: und ſollte es der Cerimo-<lb/> nienmeiſter etwa, auch nur in dem geringſten<lb/> Stuͤcke, verſehen haben; ſo laͤuft er Gefahr<lb/> von dem Cerimonien-Tribunale ernſtlich geſtraft<lb/> zu werden.</p><lb/> <p>Alle Komplimenten, die wir fuͤr laͤcherlich,<lb/> verdrießlich und unnuͤtz halten, ſtehen bey ihnen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0219]
ſchwerlich, und ſehen es ſehr ungerne, nehmen es
auch wohl gar uͤbel, wenn in den Komplimenten
irgend etwas verſehen wird. Doch wirds un-
ter guten Freunden ſo genau nicht genommen.
Bey feierlichen und foͤrmlichen Beſuchen, wo
viele Perſonen ſich verſammlet haben, muß ein
Freund dem andern die gehoͤrigen Reverenzen
machen.
Die Hoͤflichkeit und das Komplimenten-
machen, beſchaͤfftigt den groͤßten Theil ihrer Er-
ziehung. — Sie haben beſondere Buͤcher,
die in einer deutlichen und guten Ordnung alle
Stuͤcke der Hoͤflichkeit nach einem jeden Stan-
de in ſich enthalten: ſo daß ein jeder hierinn weiß,
was er zu thun oder zu laſſen habe. – Dem
Auslaͤnder. pflegt man es eben nicht ſo uͤbel
zu nehmen, wenn er in ſeinen Komplimenten
den rechten Punkt verfehlt. Angenehmer und
der Geſellſchaft willkommener iſt er aber, wenn
er ſich in dieſem Stuͤcke ihren Sitten ſo ſehr
naͤhert, als er nur kann. Daher pflegen ſich
die auslaͤndiſchen Geſandten, ehe ſie ſich oͤffent-
lich ſehen laſſen, einen Cerimonienmeiſter anzu-
nehmen, und ſich in allen noͤthigen Stuͤcken un-
terrichten zu laſſen: und ſollte es der Cerimo-
nienmeiſter etwa, auch nur in dem geringſten
Stuͤcke, verſehen haben; ſo laͤuft er Gefahr
von dem Cerimonien-Tribunale ernſtlich geſtraft
zu werden.
Alle Komplimenten, die wir fuͤr laͤcherlich,
verdrießlich und unnuͤtz halten, ſtehen bey ihnen
in
N 4
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