[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.gungen und Ceremonien: sind aber in ihren Aber diese Komplimentir sucht erstreckt sich beschwer- *) Du Halde meldet uns, daß es unter den Chi-
nesern gebräuchlich sey, demjenigen, welchen man besuchen wolle, vorher einen Zeddul zu über- schicken. Ein solcher Zeddul bestehe gemeinig- lich aus einem Bogen Pappier, hier und da mit schlechten Blumen bemalt. Er giebt ein Anmeldungsschreiben, wie es Personen einzu- richten pflegten, die mit dem, welchen sie besu- chen wollten, nicht sehr bekannt sind. So schreiben sie, z. E. der zärtliche und aufrichtige Freund eurer Herrlichkeit, und der beständige Schüler eurer Gelehrsamkeit entbietet sich, als solcher, euch bis auf die Erde seine Schuldig- keit und Ergebenheit zu bezeigen. gungen und Ceremonien: ſind aber in ihren Aber dieſe Komplimentir ſucht erſtreckt ſich beſchwer- *) Du Halde meldet uns, daß es unter den Chi-
neſern gebraͤuchlich ſey, demjenigen, welchen man beſuchen wolle, vorher einen Zeddul zu uͤber- ſchicken. Ein ſolcher Zeddul beſtehe gemeinig- lich aus einem Bogen Pappier, hier und da mit ſchlechten Blumen bemalt. Er giebt ein Anmeldungsſchreiben, wie es Perſonen einzu- richten pflegten, die mit dem, welchen ſie beſu- chen wollten, nicht ſehr bekannt ſind. So ſchreiben ſie, z. E. der zaͤrtliche und aufrichtige Freund eurer Herrlichkeit, und der beſtaͤndige Schuͤler eurer Gelehrſamkeit entbietet ſich, als ſolcher, euch bis auf die Erde ſeine Schuldig- keit und Ergebenheit zu bezeigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0218" n="198"/> gungen und Ceremonien: ſind aber in ihren<lb/> Anreden und Komplimenten ziemlich lako-<lb/> niſch.</p><lb/> <p>Aber dieſe Komplimentir ſucht erſtreckt ſich<lb/> nicht bloß auf Fremde und Vornehme, ſon-<lb/> dern auch auf Anverwandte und Freunde. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">Du Halde</hi> meldet uns, daß es unter den Chi-<lb/> neſern gebraͤuchlich ſey, demjenigen, welchen man<lb/> beſuchen wolle, vorher einen Zeddul zu uͤber-<lb/> ſchicken. Ein ſolcher Zeddul beſtehe gemeinig-<lb/> lich aus einem Bogen Pappier, hier und da<lb/> mit ſchlechten Blumen bemalt. Er giebt ein<lb/> Anmeldungsſchreiben, wie es Perſonen einzu-<lb/> richten pflegten, die mit dem, welchen ſie beſu-<lb/> chen wollten, nicht ſehr bekannt ſind. So<lb/> ſchreiben ſie, z. E. der zaͤrtliche und aufrichtige<lb/> Freund eurer Herrlichkeit, und der beſtaͤndige<lb/> Schuͤler eurer Gelehrſamkeit entbietet ſich, als<lb/> ſolcher, euch bis auf die Erde ſeine Schuldig-<lb/> keit und Ergebenheit zu bezeigen.</note><lb/> — Das erſte, was der Wirth ſeinen Gaͤſten<lb/> vorſetzt, pflegt der Thee zu ſeyn, bey deſſen Ein-<lb/> gießen, Ueberreichen u. ſ. w. die gehoͤrigen Ce-<lb/> rimonien nie vergeſſen werden. Eben dieſe wer-<lb/> den auch alsdann beobachtet, wenn man ſeine<lb/> Gaͤſte mit einer Pfeife Taback tractirt. Am<lb/> allerbeſchwerlichſten und zugleich auch am ab-<lb/> geſchmackteſten ſind die Komplimente, welche<lb/> ſowohl beym Empfang, als beym Abſchieds-<lb/> nehmen beobachtet werden. Allein alle dieſe<lb/> Umſtaͤnde fallen den Chineſern gar nicht be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">beſchwer-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0218]
gungen und Ceremonien: ſind aber in ihren
Anreden und Komplimenten ziemlich lako-
niſch.
Aber dieſe Komplimentir ſucht erſtreckt ſich
nicht bloß auf Fremde und Vornehme, ſon-
dern auch auf Anverwandte und Freunde. *)
— Das erſte, was der Wirth ſeinen Gaͤſten
vorſetzt, pflegt der Thee zu ſeyn, bey deſſen Ein-
gießen, Ueberreichen u. ſ. w. die gehoͤrigen Ce-
rimonien nie vergeſſen werden. Eben dieſe wer-
den auch alsdann beobachtet, wenn man ſeine
Gaͤſte mit einer Pfeife Taback tractirt. Am
allerbeſchwerlichſten und zugleich auch am ab-
geſchmackteſten ſind die Komplimente, welche
ſowohl beym Empfang, als beym Abſchieds-
nehmen beobachtet werden. Allein alle dieſe
Umſtaͤnde fallen den Chineſern gar nicht be-
beſchwer-
*) Du Halde meldet uns, daß es unter den Chi-
neſern gebraͤuchlich ſey, demjenigen, welchen man
beſuchen wolle, vorher einen Zeddul zu uͤber-
ſchicken. Ein ſolcher Zeddul beſtehe gemeinig-
lich aus einem Bogen Pappier, hier und da
mit ſchlechten Blumen bemalt. Er giebt ein
Anmeldungsſchreiben, wie es Perſonen einzu-
richten pflegten, die mit dem, welchen ſie beſu-
chen wollten, nicht ſehr bekannt ſind. So
ſchreiben ſie, z. E. der zaͤrtliche und aufrichtige
Freund eurer Herrlichkeit, und der beſtaͤndige
Schuͤler eurer Gelehrſamkeit entbietet ſich, als
ſolcher, euch bis auf die Erde ſeine Schuldig-
keit und Ergebenheit zu bezeigen.
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