deres Volk. Dieß zeigt der glückliche Fort- gang, den sie, seitdem sie mit andern Völkern in nähere Bekanntschaft gekommen sind, in ei- nigen Theilen der Gelehrsamkeit gemacht ha- ben. Es gereichet allerdings ihrem Verstande zur Ehre, daß sie mit so vieler Begierde den Unterricht der Ausländer angenommen und nach ihrer Anweisung bearbeitet haben. Wir wissen, aus den Berichten des Le Compte und dü Halde, mit welchem Erstaunen sie die Einsich- ten der Europäer in der Mathematik, Statik, Pneumatik u. s. w. bewunderten: mit wie vie- ler Unzufriedenheit über ihre Unwissenheit sie sich angelegen seyn ließen die Theorien der Euro- päer selbst in Ausübung zu bringen. -- Die- se erste und nähere Bekanntschaft der Chineser mit den höhern Wissenschaften haben sie ohn- streitig den Missionarien zu danken, von denen sie aber auch freylich manche unrichtige Vor- stellungen zugleich mit überkommen haben.
Wir wollen sehen, was die Chineser von einigen Wissenschaften für Kenntnisse gehabt haben, ehe sie mit andern Völkern in nähere Bekanntschaft gekommen sind. -- Unter den ältesten Wissenschaften, die von den Chinesern am meisten bearbeitet wurden, verdient vorzü- glich die Astronomie bemerkt zu werden. Man weiß aus zuverläßigen Nachrichten, daß die Chineser, seit dem Anfange ihrer Monarchie, auf den Lauf des Himmels sorgfältig geachtet haben: daß so gar diejenigen, denen die Beobach-
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deres Volk. Dieß zeigt der gluͤckliche Fort- gang, den ſie, ſeitdem ſie mit andern Voͤlkern in naͤhere Bekanntſchaft gekommen ſind, in ei- nigen Theilen der Gelehrſamkeit gemacht ha- ben. Es gereichet allerdings ihrem Verſtande zur Ehre, daß ſie mit ſo vieler Begierde den Unterricht der Auslaͤnder angenommen und nach ihrer Anweiſung bearbeitet haben. Wir wiſſen, aus den Berichten des Le Compte und duͤ Halde, mit welchem Erſtaunen ſie die Einſich- ten der Europaͤer in der Mathematik, Statik, Pneumatik u. ſ. w. bewunderten: mit wie vie- ler Unzufriedenheit uͤber ihre Unwiſſenheit ſie ſich angelegen ſeyn ließen die Theorien der Euro- paͤer ſelbſt in Ausuͤbung zu bringen. — Die- ſe erſte und naͤhere Bekanntſchaft der Chineſer mit den hoͤhern Wiſſenſchaften haben ſie ohn- ſtreitig den Miſſionarien zu danken, von denen ſie aber auch freylich manche unrichtige Vor- ſtellungen zugleich mit uͤberkommen haben.
Wir wollen ſehen, was die Chineſer von einigen Wiſſenſchaften fuͤr Kenntniſſe gehabt haben, ehe ſie mit andern Voͤlkern in naͤhere Bekanntſchaft gekommen ſind. — Unter den aͤlteſten Wiſſenſchaften, die von den Chineſern am meiſten bearbeitet wurden, verdient vorzuͤ- glich die Aſtronomie bemerkt zu werden. Man weiß aus zuverlaͤßigen Nachrichten, daß die Chineſer, ſeit dem Anfange ihrer Monarchie, auf den Lauf des Himmels ſorgfaͤltig geachtet haben: daß ſo gar diejenigen, denen die Beobach-
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deres Volk. Dieß zeigt der gluͤckliche Fort-
gang, den ſie, ſeitdem ſie mit andern Voͤlkern
in naͤhere Bekanntſchaft gekommen ſind, in ei-
nigen Theilen der Gelehrſamkeit gemacht ha-
ben. Es gereichet allerdings ihrem Verſtande
zur Ehre, daß ſie mit ſo vieler Begierde den
Unterricht der Auslaͤnder angenommen und nach
ihrer Anweiſung bearbeitet haben. Wir wiſſen,
aus den Berichten des Le Compte und duͤ
Halde, mit welchem Erſtaunen ſie die Einſich-
ten der Europaͤer in der Mathematik, Statik,
Pneumatik u. ſ. w. bewunderten: mit wie vie-
ler Unzufriedenheit uͤber ihre Unwiſſenheit ſie
ſich angelegen ſeyn ließen die Theorien der Euro-
paͤer ſelbſt in Ausuͤbung zu bringen. — Die-
ſe erſte und naͤhere Bekanntſchaft der Chineſer
mit den hoͤhern Wiſſenſchaften haben ſie ohn-
ſtreitig den Miſſionarien zu danken, von denen
ſie aber auch freylich manche unrichtige Vor-
ſtellungen zugleich mit uͤberkommen haben.
Wir wollen ſehen, was die Chineſer von
einigen Wiſſenſchaften fuͤr Kenntniſſe gehabt
haben, ehe ſie mit andern Voͤlkern in naͤhere
Bekanntſchaft gekommen ſind. — Unter den
aͤlteſten Wiſſenſchaften, die von den Chineſern
am meiſten bearbeitet wurden, verdient vorzuͤ-
glich die Aſtronomie bemerkt zu werden. Man
weiß aus zuverlaͤßigen Nachrichten, daß die
Chineſer, ſeit dem Anfange ihrer Monarchie,
auf den Lauf des Himmels ſorgfaͤltig geachtet
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/232>, abgerufen am 22.11.2024.
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