tung der Gestirne aufgetragen war, am Leben gestraft wurden, wenn sie in diesem Stücke ei- nige Versehen machten. Es läßt sich aber jetzt schwerlich von ihren Beobachtungen etwas her- ausbringen, so, daß man kaum mit Zuver- läßigkeit sagen kann, was sie für Progressen in diesem Fache gemacht haben. So viel scheint wohl sehr wahrscheinlich zu seyn, daß sie, ohn- geachtet ihres großen Fleißes, doch nicht weit gekommen sind. Die Monden- und Sonnen- monate, scheinen sie ziemlich genau ausgerech- net zu haben, doch aber wollen einige Reisebe- schreiber versichern, daß auch diese Rechnung bey einer genauen Untersuchung die Probe nicht aushalten dürfte. -- Es scheint also, um Vieles mit einem Worte zusammenzufassen, daß die Chineser in der Astronomie nicht weit gekommen sind.
Es läßt sich überdem auch noch daraus schließen, daß die chinesische Nation keine große Geschicklichkeit in der Astronomie besitzen konn- te, weil sie für die Astrologie eine gar zu aber- gläubige Hochachtung hegte. Und diese Hoch- achtung gegen die Sterndeuterey behalten die Chineser noch bis auf den jetzigen Tag bey. Sie meinen, eine jede Constellation, jeder Pla- net, habe auf alles, entweder einen guten oder bösen Einfluß: ferner, es sey möglich, ver- schiedene Begebenheiten voraus zu wissen, wenn man nur auf die Bewegungen und den Lauf der
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tung der Geſtirne aufgetragen war, am Leben geſtraft wurden, wenn ſie in dieſem Stuͤcke ei- nige Verſehen machten. Es laͤßt ſich aber jetzt ſchwerlich von ihren Beobachtungen etwas her- ausbringen, ſo, daß man kaum mit Zuver- laͤßigkeit ſagen kann, was ſie fuͤr Progreſſen in dieſem Fache gemacht haben. So viel ſcheint wohl ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, daß ſie, ohn- geachtet ihres großen Fleißes, doch nicht weit gekommen ſind. Die Monden- und Sonnen- monate, ſcheinen ſie ziemlich genau ausgerech- net zu haben, doch aber wollen einige Reiſebe- ſchreiber verſichern, daß auch dieſe Rechnung bey einer genauen Unterſuchung die Probe nicht aushalten duͤrfte. — Es ſcheint alſo, um Vieles mit einem Worte zuſammenzufaſſen, daß die Chineſer in der Aſtronomie nicht weit gekommen ſind.
Es laͤßt ſich uͤberdem auch noch daraus ſchließen, daß die chineſiſche Nation keine große Geſchicklichkeit in der Aſtronomie beſitzen konn- te, weil ſie fuͤr die Aſtrologie eine gar zu aber- glaͤubige Hochachtung hegte. Und dieſe Hoch- achtung gegen die Sterndeuterey behalten die Chineſer noch bis auf den jetzigen Tag bey. Sie meinen, eine jede Conſtellation, jeder Pla- net, habe auf alles, entweder einen guten oder boͤſen Einfluß: ferner, es ſey moͤglich, ver- ſchiedene Begebenheiten voraus zu wiſſen, wenn man nur auf die Bewegungen und den Lauf der
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tung der Geſtirne aufgetragen war, am Leben
geſtraft wurden, wenn ſie in dieſem Stuͤcke ei-
nige Verſehen machten. Es laͤßt ſich aber jetzt
ſchwerlich von ihren Beobachtungen etwas her-
ausbringen, ſo, daß man kaum mit Zuver-
laͤßigkeit ſagen kann, was ſie fuͤr Progreſſen
in dieſem Fache gemacht haben. So viel ſcheint
wohl ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, daß ſie, ohn-
geachtet ihres großen Fleißes, doch nicht weit
gekommen ſind. Die Monden- und Sonnen-
monate, ſcheinen ſie ziemlich genau ausgerech-
net zu haben, doch aber wollen einige Reiſebe-
ſchreiber verſichern, daß auch dieſe Rechnung
bey einer genauen Unterſuchung die Probe nicht
aushalten duͤrfte. — Es ſcheint alſo, um
Vieles mit einem Worte zuſammenzufaſſen,
daß die Chineſer in der Aſtronomie nicht weit
gekommen ſind.
Es laͤßt ſich uͤberdem auch noch daraus
ſchließen, daß die chineſiſche Nation keine große
Geſchicklichkeit in der Aſtronomie beſitzen konn-
te, weil ſie fuͤr die Aſtrologie eine gar zu aber-
glaͤubige Hochachtung hegte. Und dieſe Hoch-
achtung gegen die Sterndeuterey behalten die
Chineſer noch bis auf den jetzigen Tag bey.
Sie meinen, eine jede Conſtellation, jeder Pla-
net, habe auf alles, entweder einen guten oder
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/233>, abgerufen am 22.11.2024.
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