Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Dagegen aber ist die Hitze in den mittäglichen
Gegenden, besonders gegen dem persischen Meer-
busen, nicht allein unausstehlich heiß, sondern
auch zu gewissen Zeiten oft tödlich. Die Ein-
wohner dieser Gegenden wissen ohngefähr die
Zeit, wenn die Hitze bringenden Winde zu
wehen anfangen. Alsdenn verlassen sie ihre
Felder und alles, was sie haben, und begeben
sich auf die höchsten Berge. Vom October
bis zum May trift man an den Küsten des
Caspischen Meers, hauptsächlich aber in Me-
zand an
und Chilan Oerter an, die zugleich
heiß und feuchte, und folglich sehr ungesund
sind. Diese beyden Provinzen sind von Na-
tur die schönsten Länder. Die Perser nennen
sie deswegen auch das Paradieß, weil sich kei-
ne angenehmere und zugleich erquickendere Luft
denken läßt, als man hier einige Monathe
hindurch verspürt. Wer die Einwohner die-
ses Landes ansieht, der wird auch gleich an ih-
rer Gestalt und Farbe merken, daß in den an-
dern Monathen des Jahrs die ungesundeste
Luft seyn müsse, die sie aber einigermaßen ge-
wohnt zu seyn scheinen.

Indessen findet man doch in ganz Persien
kein Land, daß an unerträglicher Hitze mit den
vorherbeschriebenen könnte verglichen werden.
Und wenn man gleich überall eine trockene und
heiße Luft antrift; so muß man dieß dem Man-
gel an Regen zuschreiben, welches übrigens
auf die Natur der Einwohner weiter keinen

schäd-

Dagegen aber iſt die Hitze in den mittaͤglichen
Gegenden, beſonders gegen dem perſiſchen Meer-
buſen, nicht allein unausſtehlich heiß, ſondern
auch zu gewiſſen Zeiten oft toͤdlich. Die Ein-
wohner dieſer Gegenden wiſſen ohngefaͤhr die
Zeit, wenn die Hitze bringenden Winde zu
wehen anfangen. Alsdenn verlaſſen ſie ihre
Felder und alles, was ſie haben, und begeben
ſich auf die hoͤchſten Berge. Vom October
bis zum May trift man an den Kuͤſten des
Caſpiſchen Meers, hauptſaͤchlich aber in Me-
zand an
und Chilan Oerter an, die zugleich
heiß und feuchte, und folglich ſehr ungeſund
ſind. Dieſe beyden Provinzen ſind von Na-
tur die ſchoͤnſten Laͤnder. Die Perſer nennen
ſie deswegen auch das Paradieß, weil ſich kei-
ne angenehmere und zugleich erquickendere Luft
denken laͤßt, als man hier einige Monathe
hindurch verſpuͤrt. Wer die Einwohner die-
ſes Landes anſieht, der wird auch gleich an ih-
rer Geſtalt und Farbe merken, daß in den an-
dern Monathen des Jahrs die ungeſundeſte
Luft ſeyn muͤſſe, die ſie aber einigermaßen ge-
wohnt zu ſeyn ſcheinen.

Indeſſen findet man doch in ganz Perſien
kein Land, daß an unertraͤglicher Hitze mit den
vorherbeſchriebenen koͤnnte verglichen werden.
Und wenn man gleich uͤberall eine trockene und
heiße Luft antrift; ſo muß man dieß dem Man-
gel an Regen zuſchreiben, welches uͤbrigens
auf die Natur der Einwohner weiter keinen

ſchaͤd-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="6"/>
Dagegen aber i&#x017F;t die Hitze in den mitta&#x0364;glichen<lb/>
Gegenden, be&#x017F;onders gegen dem per&#x017F;i&#x017F;chen Meer-<lb/>
bu&#x017F;en, nicht allein unaus&#x017F;tehlich heiß, &#x017F;ondern<lb/>
auch zu gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten oft to&#x0364;dlich. Die Ein-<lb/>
wohner die&#x017F;er Gegenden wi&#x017F;&#x017F;en ohngefa&#x0364;hr die<lb/>
Zeit, wenn die Hitze bringenden Winde zu<lb/>
wehen anfangen. Alsdenn verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihre<lb/>
Felder und alles, was &#x017F;ie haben, und begeben<lb/>
&#x017F;ich auf die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Berge. Vom October<lb/>
bis zum May trift man an den Ku&#x0364;&#x017F;ten des<lb/>
Ca&#x017F;pi&#x017F;chen Meers, haupt&#x017F;a&#x0364;chlich aber in <hi rendition="#fr">Me-<lb/>
zand an</hi> und <hi rendition="#fr">Chilan</hi> Oerter an, die zugleich<lb/>
heiß und feuchte, und folglich &#x017F;ehr unge&#x017F;und<lb/>
&#x017F;ind. Die&#x017F;e beyden Provinzen &#x017F;ind von Na-<lb/>
tur die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten La&#x0364;nder. Die Per&#x017F;er nennen<lb/>
&#x017F;ie deswegen auch das Paradieß, weil &#x017F;ich kei-<lb/>
ne angenehmere und zugleich erquickendere Luft<lb/>
denken la&#x0364;ßt, als man hier einige Monathe<lb/>
hindurch ver&#x017F;pu&#x0364;rt. Wer die Einwohner die-<lb/>
&#x017F;es Landes an&#x017F;ieht, der wird auch gleich an ih-<lb/>
rer Ge&#x017F;talt und Farbe merken, daß in den an-<lb/>
dern Monathen des Jahrs die unge&#x017F;unde&#x017F;te<lb/>
Luft &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die &#x017F;ie aber einigermaßen ge-<lb/>
wohnt zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinen.</p><lb/>
          <p>Inde&#x017F;&#x017F;en findet man doch in ganz Per&#x017F;ien<lb/>
kein Land, daß an unertra&#x0364;glicher Hitze mit den<lb/>
vorherbe&#x017F;chriebenen ko&#x0364;nnte verglichen werden.<lb/>
Und wenn man gleich u&#x0364;berall eine trockene und<lb/>
heiße Luft antrift; &#x017F;o muß man dieß dem Man-<lb/>
gel an Regen zu&#x017F;chreiben, welches u&#x0364;brigens<lb/>
auf die Natur der Einwohner weiter keinen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cha&#x0364;d-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0026] Dagegen aber iſt die Hitze in den mittaͤglichen Gegenden, beſonders gegen dem perſiſchen Meer- buſen, nicht allein unausſtehlich heiß, ſondern auch zu gewiſſen Zeiten oft toͤdlich. Die Ein- wohner dieſer Gegenden wiſſen ohngefaͤhr die Zeit, wenn die Hitze bringenden Winde zu wehen anfangen. Alsdenn verlaſſen ſie ihre Felder und alles, was ſie haben, und begeben ſich auf die hoͤchſten Berge. Vom October bis zum May trift man an den Kuͤſten des Caſpiſchen Meers, hauptſaͤchlich aber in Me- zand an und Chilan Oerter an, die zugleich heiß und feuchte, und folglich ſehr ungeſund ſind. Dieſe beyden Provinzen ſind von Na- tur die ſchoͤnſten Laͤnder. Die Perſer nennen ſie deswegen auch das Paradieß, weil ſich kei- ne angenehmere und zugleich erquickendere Luft denken laͤßt, als man hier einige Monathe hindurch verſpuͤrt. Wer die Einwohner die- ſes Landes anſieht, der wird auch gleich an ih- rer Geſtalt und Farbe merken, daß in den an- dern Monathen des Jahrs die ungeſundeſte Luft ſeyn muͤſſe, die ſie aber einigermaßen ge- wohnt zu ſeyn ſcheinen. Indeſſen findet man doch in ganz Perſien kein Land, daß an unertraͤglicher Hitze mit den vorherbeſchriebenen koͤnnte verglichen werden. Und wenn man gleich uͤberall eine trockene und heiße Luft antrift; ſo muß man dieß dem Man- gel an Regen zuſchreiben, welches uͤbrigens auf die Natur der Einwohner weiter keinen ſchaͤd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/26
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/26>, abgerufen am 21.11.2024.