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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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wenn man sie als das Volk ansähe, welchem
alle andere Nationen des Morgenlandes die
Verfeinerung ihrer Sitten zu danken haben.
-- Der französirende Sineser hat sonder Zwei-
fel seine Höflichkeit dem Perser zu verdanken;
nur das Unnatürliche in der Höflichkeit und dem
Complimentenmachen bey dieser Nation kann
man den Persern nicht anrechnen. Die Sineser
sind gegen Fremde zu übertrieben höflich, und
übertreffen hierin den sonst unnatürlichen Klein-
meister
unter den Franzosen unendlich weit.
Die Perser sind gleichfalls gegen Fremde über-
aus höflich und bescheiden. Man könnte daher
die Perser, in Ansehung ihrer Höflichkeit, bey-
nahe mit den Deutschen und die Sineser mit
den Franzosen vergleichen.

Die Perser sind, ihrer Leibesgestalt nach,
ursprünglich häßlich und übelgebildet. Ihre Haut
ist grob und von fahler Couleur. Dieß findet
man auch an den Guebers, (die ein Ueber-
bleibsel der alten Perser sind, von welchen un-
ten weitläuftiger soll gehandelt werden) und an
den Einwohnern der Provinzen, die an Indien
gränzen, wo die Menschen eben so häßlich und
übelgebildet sind als die Guebers, weil sich
diese gemeiniglich mit einander zu verbinden pfle-
gen. Im Innern des persischen Reichs aber,
findet man diese Mängel in Absicht der äußern
Bildung des Körpers nicht. Der Grund
hiervon liegt in ihrer Vermischung mit den
Circassierinnen und Georgianerinnen, wel-

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A 5

wenn man ſie als das Volk anſaͤhe, welchem
alle andere Nationen des Morgenlandes die
Verfeinerung ihrer Sitten zu danken haben.
— Der franzoͤſirende Sineſer hat ſonder Zwei-
fel ſeine Hoͤflichkeit dem Perſer zu verdanken;
nur das Unnatuͤrliche in der Hoͤflichkeit und dem
Complimentenmachen bey dieſer Nation kann
man den Perſern nicht anrechnen. Die Sineſer
ſind gegen Fremde zu uͤbertrieben hoͤflich, und
uͤbertreffen hierin den ſonſt unnatuͤrlichen Klein-
meiſter
unter den Franzoſen unendlich weit.
Die Perſer ſind gleichfalls gegen Fremde uͤber-
aus hoͤflich und beſcheiden. Man koͤnnte daher
die Perſer, in Anſehung ihrer Hoͤflichkeit, bey-
nahe mit den Deutſchen und die Sineſer mit
den Franzoſen vergleichen.

Die Perſer ſind, ihrer Leibesgeſtalt nach,
urſpruͤnglich haͤßlich und uͤbelgebildet. Ihre Haut
iſt grob und von fahler Couleur. Dieß findet
man auch an den Guebers, (die ein Ueber-
bleibſel der alten Perſer ſind, von welchen un-
ten weitlaͤuftiger ſoll gehandelt werden) und an
den Einwohnern der Provinzen, die an Indien
graͤnzen, wo die Menſchen eben ſo haͤßlich und
uͤbelgebildet ſind als die Guebers, weil ſich
dieſe gemeiniglich mit einander zu verbinden pfle-
gen. Im Innern des perſiſchen Reichs aber,
findet man dieſe Maͤngel in Abſicht der aͤußern
Bildung des Koͤrpers nicht. Der Grund
hiervon liegt in ihrer Vermiſchung mit den
Circaſſierinnen und Georgianerinnen, wel-

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[9/0029] wenn man ſie als das Volk anſaͤhe, welchem alle andere Nationen des Morgenlandes die Verfeinerung ihrer Sitten zu danken haben. — Der franzoͤſirende Sineſer hat ſonder Zwei- fel ſeine Hoͤflichkeit dem Perſer zu verdanken; nur das Unnatuͤrliche in der Hoͤflichkeit und dem Complimentenmachen bey dieſer Nation kann man den Perſern nicht anrechnen. Die Sineſer ſind gegen Fremde zu uͤbertrieben hoͤflich, und uͤbertreffen hierin den ſonſt unnatuͤrlichen Klein- meiſter unter den Franzoſen unendlich weit. Die Perſer ſind gleichfalls gegen Fremde uͤber- aus hoͤflich und beſcheiden. Man koͤnnte daher die Perſer, in Anſehung ihrer Hoͤflichkeit, bey- nahe mit den Deutſchen und die Sineſer mit den Franzoſen vergleichen. Die Perſer ſind, ihrer Leibesgeſtalt nach, urſpruͤnglich haͤßlich und uͤbelgebildet. Ihre Haut iſt grob und von fahler Couleur. Dieß findet man auch an den Guebers, (die ein Ueber- bleibſel der alten Perſer ſind, von welchen un- ten weitlaͤuftiger ſoll gehandelt werden) und an den Einwohnern der Provinzen, die an Indien graͤnzen, wo die Menſchen eben ſo haͤßlich und uͤbelgebildet ſind als die Guebers, weil ſich dieſe gemeiniglich mit einander zu verbinden pfle- gen. Im Innern des perſiſchen Reichs aber, findet man dieſe Maͤngel in Abſicht der aͤußern Bildung des Koͤrpers nicht. Der Grund hiervon liegt in ihrer Vermiſchung mit den Circaſſierinnen und Georgianerinnen, wel- che A 5

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/29>, abgerufen am 21.11.2024.