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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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che die Natur sonder Zweifel mit den schön-
sten, reitzendsten und wohlgestaltesten Körpern
versehen hat. Man findet in Persien fast kei-
ne Person von Stande, die nicht von einer
circassischen oder georgianischen Mutter geboh-
ren wäre. Durch diese Vermischung, die nun
schon über zweyhundert Jahre lang gedauert
hat, sind die Perser, und sonderlich die Stan-
despersonen, vorzüglich schön gebildet worden.
Die Mannspersonen sind gewöhnlich groß, gera-
de, muthig, von guter Mine. Hierzu trägt
das gute Clima und die Mäßigkeit, worin sie
erzogen werden, ungemein viel bey.

Außer dieser vorzüglich schönen Bildung
des Körpers besitzen sie auch fürtrefliche Gaben
des Geistes: ihre Einbildungskraft ist lebhaft,
prompt und fruchtbar, ihr Gedächtniß leicht
und stark. Sie haben sowohl zu den freyen
als mechanischen Künsten viele Neigung, und
haben einige derselben bis zu einem hohen Grad
der Vollkommenheit gebracht, wenn gleich eini-
ge derselben -- wie man in dem Kapitel, das
von den freien und mechanischen Künsten han-
delt, sehen wird -- aus Ursachen wenig oder gar
nicht bearbeitet werden. Ihre Neigung zum Krieg
ist gleichfalls stark, weil sie überaus ruhmbe-
gierig sind. Ihr Naturell ist biegsam und ge-
schmeidig und ihr Verstand scharf, durchdrin-
gend. Sie sind galant, höflich, artig und
guterzogen. Aber ihr natürlicher Hang zur
Ausschweifung in der Wollust, Pracht, Auf-

wande

che die Natur ſonder Zweifel mit den ſchoͤn-
ſten, reitzendſten und wohlgeſtalteſten Koͤrpern
verſehen hat. Man findet in Perſien faſt kei-
ne Perſon von Stande, die nicht von einer
circaſſiſchen oder georgianiſchen Mutter geboh-
ren waͤre. Durch dieſe Vermiſchung, die nun
ſchon uͤber zweyhundert Jahre lang gedauert
hat, ſind die Perſer, und ſonderlich die Stan-
desperſonen, vorzuͤglich ſchoͤn gebildet worden.
Die Mannsperſonen ſind gewoͤhnlich groß, gera-
de, muthig, von guter Mine. Hierzu traͤgt
das gute Clima und die Maͤßigkeit, worin ſie
erzogen werden, ungemein viel bey.

Außer dieſer vorzuͤglich ſchoͤnen Bildung
des Koͤrpers beſitzen ſie auch fuͤrtrefliche Gaben
des Geiſtes: ihre Einbildungskraft iſt lebhaft,
prompt und fruchtbar, ihr Gedaͤchtniß leicht
und ſtark. Sie haben ſowohl zu den freyen
als mechaniſchen Kuͤnſten viele Neigung, und
haben einige derſelben bis zu einem hohen Grad
der Vollkommenheit gebracht, wenn gleich eini-
ge derſelben — wie man in dem Kapitel, das
von den freien und mechaniſchen Kuͤnſten han-
delt, ſehen wird — aus Urſachen wenig oder gar
nicht bearbeitet werden. Ihre Neigung zum Krieg
iſt gleichfalls ſtark, weil ſie uͤberaus ruhmbe-
gierig ſind. Ihr Naturell iſt biegſam und ge-
ſchmeidig und ihr Verſtand ſcharf, durchdrin-
gend. Sie ſind galant, hoͤflich, artig und
guterzogen. Aber ihr natuͤrlicher Hang zur
Ausſchweifung in der Wolluſt, Pracht, Auf-

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[10/0030] che die Natur ſonder Zweifel mit den ſchoͤn- ſten, reitzendſten und wohlgeſtalteſten Koͤrpern verſehen hat. Man findet in Perſien faſt kei- ne Perſon von Stande, die nicht von einer circaſſiſchen oder georgianiſchen Mutter geboh- ren waͤre. Durch dieſe Vermiſchung, die nun ſchon uͤber zweyhundert Jahre lang gedauert hat, ſind die Perſer, und ſonderlich die Stan- desperſonen, vorzuͤglich ſchoͤn gebildet worden. Die Mannsperſonen ſind gewoͤhnlich groß, gera- de, muthig, von guter Mine. Hierzu traͤgt das gute Clima und die Maͤßigkeit, worin ſie erzogen werden, ungemein viel bey. Außer dieſer vorzuͤglich ſchoͤnen Bildung des Koͤrpers beſitzen ſie auch fuͤrtrefliche Gaben des Geiſtes: ihre Einbildungskraft iſt lebhaft, prompt und fruchtbar, ihr Gedaͤchtniß leicht und ſtark. Sie haben ſowohl zu den freyen als mechaniſchen Kuͤnſten viele Neigung, und haben einige derſelben bis zu einem hohen Grad der Vollkommenheit gebracht, wenn gleich eini- ge derſelben — wie man in dem Kapitel, das von den freien und mechaniſchen Kuͤnſten han- delt, ſehen wird — aus Urſachen wenig oder gar nicht bearbeitet werden. Ihre Neigung zum Krieg iſt gleichfalls ſtark, weil ſie uͤberaus ruhmbe- gierig ſind. Ihr Naturell iſt biegſam und ge- ſchmeidig und ihr Verſtand ſcharf, durchdrin- gend. Sie ſind galant, hoͤflich, artig und guterzogen. Aber ihr natuͤrlicher Hang zur Ausſchweifung in der Wolluſt, Pracht, Auf- wande

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/30>, abgerufen am 21.11.2024.