im Ueberflusse. Wenn sie alle speisen; so kön- nen sie unter sich so viel reden, wie sie wollen. -- Das Gefängniß für Weibspersonen ist von dem der Männer, durch ein Gitter abgesondert. Ihre Bedürfnisse erhalten sie durch die Hände ihres Geschlechts.
Wenn ein Mensch wegen eines Hauptverbre- chens angeklagt wird; so geht sein Proceß durch fünf bis sechs Gerichtshöfe; keiner aber darf ein endliches Urtheil sprechen, es sey dann, daß eine schleunige Bestrafung ganz nothwendig wä- re, z. E. bey Gelegenheit eines Aufruhrs und dergl. Sonst müssen alle Crimminalprocesse, wie bereits erinnert, vom Kayser selbst unter- schrieben seyn, und kein Todesurtheil wird ohne des Kaysers Unterschrift vollzogen.
Unter die allergröbsten Verbrechen, die zugleich auch am härtesten bestraft werden, ge- hören Aufruhr und Todtschlag. Der Mis- sethäter wird nemlich in viele tausend Stücke zerhackt, welches nach dü Haldes Berichte auf folgende Art geschieht: der Scharfrichter bindet den armen Sünder an einen Pfahl und lößt ihm erstlich die Haut von der Stirne und dem Kopfe ab, läßt beydes von den Augen her- unter hangen, damit der Uebelthäter nicht sehe, wie man mit den übrigen Theilen seines Körpers umgehe. Hierauf schneidet er ihm einige Riemen des Körpers ab, bis endlich alles Fleisch nach und nach abgelößt ist, worauf der Scharfrich- ter den Rest des zerschnittenen Körpers der
Wuth
im Ueberfluſſe. Wenn ſie alle ſpeiſen; ſo koͤn- nen ſie unter ſich ſo viel reden, wie ſie wollen. — Das Gefaͤngniß fuͤr Weibsperſonen iſt von dem der Maͤnner, durch ein Gitter abgeſondert. Ihre Beduͤrfniſſe erhalten ſie durch die Haͤnde ihres Geſchlechts.
Wenn ein Menſch wegen eines Hauptverbre- chens angeklagt wird; ſo geht ſein Proceß durch fuͤnf bis ſechs Gerichtshoͤfe; keiner aber darf ein endliches Urtheil ſprechen, es ſey dann, daß eine ſchleunige Beſtrafung ganz nothwendig waͤ- re, z. E. bey Gelegenheit eines Aufruhrs und dergl. Sonſt muͤſſen alle Crimminalproceſſe, wie bereits erinnert, vom Kayſer ſelbſt unter- ſchrieben ſeyn, und kein Todesurtheil wird ohne des Kayſers Unterſchrift vollzogen.
Unter die allergroͤbſten Verbrechen, die zugleich auch am haͤrteſten beſtraft werden, ge- hoͤren Aufruhr und Todtſchlag. Der Miſ- ſethaͤter wird nemlich in viele tauſend Stuͤcke zerhackt, welches nach duͤ Haldes Berichte auf folgende Art geſchieht: der Scharfrichter bindet den armen Suͤnder an einen Pfahl und loͤßt ihm erſtlich die Haut von der Stirne und dem Kopfe ab, laͤßt beydes von den Augen her- unter hangen, damit der Uebelthaͤter nicht ſehe, wie man mit den uͤbrigen Theilen ſeines Koͤrpers umgehe. Hierauf ſchneidet er ihm einige Riemen des Koͤrpers ab, bis endlich alles Fleiſch nach und nach abgeloͤßt iſt, worauf der Scharfrich- ter den Reſt des zerſchnittenen Koͤrpers der
Wuth
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im Ueberfluſſe. Wenn ſie alle ſpeiſen; ſo koͤn-
nen ſie unter ſich ſo viel reden, wie ſie wollen. —
Das Gefaͤngniß fuͤr Weibsperſonen iſt von dem
der Maͤnner, durch ein Gitter abgeſondert.
Ihre Beduͤrfniſſe erhalten ſie durch die Haͤnde
ihres Geſchlechts.
Wenn ein Menſch wegen eines Hauptverbre-
chens angeklagt wird; ſo geht ſein Proceß durch
fuͤnf bis ſechs Gerichtshoͤfe; keiner aber darf ein
endliches Urtheil ſprechen, es ſey dann, daß
eine ſchleunige Beſtrafung ganz nothwendig waͤ-
re, z. E. bey Gelegenheit eines Aufruhrs und
dergl. Sonſt muͤſſen alle Crimminalproceſſe,
wie bereits erinnert, vom Kayſer ſelbſt unter-
ſchrieben ſeyn, und kein Todesurtheil wird ohne
des Kayſers Unterſchrift vollzogen.
Unter die allergroͤbſten Verbrechen, die
zugleich auch am haͤrteſten beſtraft werden, ge-
hoͤren Aufruhr und Todtſchlag. Der Miſ-
ſethaͤter wird nemlich in viele tauſend Stuͤcke
zerhackt, welches nach duͤ Haldes Berichte
auf folgende Art geſchieht: der Scharfrichter
bindet den armen Suͤnder an einen Pfahl und
loͤßt ihm erſtlich die Haut von der Stirne und
dem Kopfe ab, laͤßt beydes von den Augen her-
unter hangen, damit der Uebelthaͤter nicht ſehe,
wie man mit den uͤbrigen Theilen ſeines Koͤrpers
umgehe. Hierauf ſchneidet er ihm einige Riemen
des Koͤrpers ab, bis endlich alles Fleiſch nach
und nach abgeloͤßt iſt, worauf der Scharfrich-
ter den Reſt des zerſchnittenen Koͤrpers der
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/291>, abgerufen am 16.06.2024.
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