cherheit seinen Weg verfolgen kann, als Per- sien, wenn gleich, wie ich schon gesagt habe, die ganze Nation eine natürliche Abneigung gegen das Reisen hat. -- Das Reisen in diesem Lan- de verursachet auch nicht viel Kosten; wozu die vielen öffentlichen Gebäude, die bloß der Be- quemlichkeit und des Nutzens der Reisenden und der Carawanen wegen aufgeführt sind, vie- les beytragen. In einem solchen öffentlichen Gebäude wohnt man ohne das geringste dafür zu bezahlen.
Die Namen, welche die Perser führen, wer- den ihnen entweder beygelegt, wenn sie geboh- ren oder auch wenn sie beschnitten werden. Diese Namen sind entweder von berühmten Personen ihrer Religion oder des Alten Testa- ments, oder auch aus ihrer Geschichte entlehnt. Denn ein jeder giebt sich einen Namen, welchen er will; sie haben aber keine Zunamen oder Fa- milien- und Geschlechtsnamen. Sie nehmen Ehrenhalber oft den Zunamen des Vaters oder des Sohns an, z. E. Abraham der Sohn Jacobs, Mohammed der Sohn des Aly. Es ist auch unter ihnen sehr gebräuchlich, ver- schiedene Zunamen anzunehmen, als z. E. den Namen des Vaters und des Sohns. Oft ge- brauchen sie auch ihre Profession statt eines Zu- namens; z. E. Mohammed Cajan, d. h. Mohammed der Schneider; Soliman Atari, d. h. Soliman der Materialist; Jouaeri, d. h. der Jubelirer; Stamboli,
d. h.
cherheit ſeinen Weg verfolgen kann, als Per- ſien, wenn gleich, wie ich ſchon geſagt habe, die ganze Nation eine natuͤrliche Abneigung gegen das Reiſen hat. — Das Reiſen in dieſem Lan- de verurſachet auch nicht viel Koſten; wozu die vielen oͤffentlichen Gebaͤude, die bloß der Be- quemlichkeit und des Nutzens der Reiſenden und der Carawanen wegen aufgefuͤhrt ſind, vie- les beytragen. In einem ſolchen oͤffentlichen Gebaͤude wohnt man ohne das geringſte dafuͤr zu bezahlen.
Die Namen, welche die Perſer fuͤhren, wer- den ihnen entweder beygelegt, wenn ſie geboh- ren oder auch wenn ſie beſchnitten werden. Dieſe Namen ſind entweder von beruͤhmten Perſonen ihrer Religion oder des Alten Teſta- ments, oder auch aus ihrer Geſchichte entlehnt. Denn ein jeder giebt ſich einen Namen, welchen er will; ſie haben aber keine Zunamen oder Fa- milien- und Geſchlechtsnamen. Sie nehmen Ehrenhalber oft den Zunamen des Vaters oder des Sohns an, z. E. Abraham der Sohn Jacobs, Mohammed der Sohn des Aly. Es iſt auch unter ihnen ſehr gebraͤuchlich, ver- ſchiedene Zunamen anzunehmen, als z. E. den Namen des Vaters und des Sohns. Oft ge- brauchen ſie auch ihre Profeſſion ſtatt eines Zu- namens; z. E. Mohammed Cajan, d. h. Mohammed der Schneider; Soliman Atari, d. h. Soliman der Materialiſt; Jouaeri, d. h. der Jubelirer; Stamboli,
d. h.
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[29/0049]
cherheit ſeinen Weg verfolgen kann, als Per-
ſien, wenn gleich, wie ich ſchon geſagt habe, die
ganze Nation eine natuͤrliche Abneigung gegen
das Reiſen hat. — Das Reiſen in dieſem Lan-
de verurſachet auch nicht viel Koſten; wozu die
vielen oͤffentlichen Gebaͤude, die bloß der Be-
quemlichkeit und des Nutzens der Reiſenden
und der Carawanen wegen aufgefuͤhrt ſind, vie-
les beytragen. In einem ſolchen oͤffentlichen
Gebaͤude wohnt man ohne das geringſte dafuͤr
zu bezahlen.
Die Namen, welche die Perſer fuͤhren, wer-
den ihnen entweder beygelegt, wenn ſie geboh-
ren oder auch wenn ſie beſchnitten werden.
Dieſe Namen ſind entweder von beruͤhmten
Perſonen ihrer Religion oder des Alten Teſta-
ments, oder auch aus ihrer Geſchichte entlehnt.
Denn ein jeder giebt ſich einen Namen, welchen
er will; ſie haben aber keine Zunamen oder Fa-
milien- und Geſchlechtsnamen. Sie nehmen
Ehrenhalber oft den Zunamen des Vaters oder
des Sohns an, z. E. Abraham der Sohn
Jacobs, Mohammed der Sohn des Aly.
Es iſt auch unter ihnen ſehr gebraͤuchlich, ver-
ſchiedene Zunamen anzunehmen, als z. E. den
Namen des Vaters und des Sohns. Oft ge-
brauchen ſie auch ihre Profeſſion ſtatt eines Zu-
namens; z. E. Mohammed Cajan, d. h.
Mohammed der Schneider; Soliman
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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