deckt, worüber ein, und wenn der Saal groß ist, zwey schöne Teppiche liegen. Es giebt ei- nige von diesen Teppichen, die an sechzig Fuß lang sind, und von zwey Menschen kaum kön- nen getragen werden. Ueber diesen Teppichen sieht man an der Wand rund um den Saal kleine Matrazen, welche ohngefähr drey Fuß lang, und mit einer Decke von baumwollenem mit Seide durchwürktem Zeuge belegt sind. Auf dem Rande dieser Decke stehen große sil- berne Spuckkasten, welche, vermöge ihrer Schwere, die Decke zugleich mithalten. An der Wand herunter sieht man gemeiniglich von den Matrazen große mit Sammt überzogene Polster, an welche man sich beym Sitzen an- lehnt. -- Man findet sonst keine andere Meubles in den Zimmern der Perser. Sie haben darinn keine Betten, Stühle, wie wir, keine Spiegel, Tische und Gemählde. -- Die Perser sitzen auf den Teppichen sehr bequem, ja, wie Chardin versichert, weit bequemer wie wir auf unsern Stühlen. Für sie ist diese Art zu sitzen sehr gesund. Wollte man es aber in unserm feuchtern und kältern Clima nachah- men; (welches ohnehin nicht zu befürchten ist) so würden wir uns dadurch viele Uebel zu- ziehen.
Die Betten sind bey ihnen so simpel, wie alle ihre übrigen Meublen. Sie bestehen in einer Matraze, welche man des Abends auf den Teppich des Zimmers legt, in einem Tu-
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deckt, woruͤber ein, und wenn der Saal groß iſt, zwey ſchoͤne Teppiche liegen. Es giebt ei- nige von dieſen Teppichen, die an ſechzig Fuß lang ſind, und von zwey Menſchen kaum koͤn- nen getragen werden. Ueber dieſen Teppichen ſieht man an der Wand rund um den Saal kleine Matrazen, welche ohngefaͤhr drey Fuß lang, und mit einer Decke von baumwollenem mit Seide durchwuͤrktem Zeuge belegt ſind. Auf dem Rande dieſer Decke ſtehen große ſil- berne Spuckkaſten, welche, vermoͤge ihrer Schwere, die Decke zugleich mithalten. An der Wand herunter ſieht man gemeiniglich von den Matrazen große mit Sammt uͤberzogene Polſter, an welche man ſich beym Sitzen an- lehnt. — Man findet ſonſt keine andere Meubles in den Zimmern der Perſer. Sie haben darinn keine Betten, Stuͤhle, wie wir, keine Spiegel, Tiſche und Gemaͤhlde. — Die Perſer ſitzen auf den Teppichen ſehr bequem, ja, wie Chardin verſichert, weit bequemer wie wir auf unſern Stuͤhlen. Fuͤr ſie iſt dieſe Art zu ſitzen ſehr geſund. Wollte man es aber in unſerm feuchtern und kaͤltern Clima nachah- men; (welches ohnehin nicht zu befuͤrchten iſt) ſo wuͤrden wir uns dadurch viele Uebel zu- ziehen.
Die Betten ſind bey ihnen ſo ſimpel, wie alle ihre uͤbrigen Meublen. Sie beſtehen in einer Matraze, welche man des Abends auf den Teppich des Zimmers legt, in einem Tu-
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[42/0062]
deckt, woruͤber ein, und wenn der Saal groß
iſt, zwey ſchoͤne Teppiche liegen. Es giebt ei-
nige von dieſen Teppichen, die an ſechzig Fuß
lang ſind, und von zwey Menſchen kaum koͤn-
nen getragen werden. Ueber dieſen Teppichen
ſieht man an der Wand rund um den Saal
kleine Matrazen, welche ohngefaͤhr drey Fuß
lang, und mit einer Decke von baumwollenem
mit Seide durchwuͤrktem Zeuge belegt ſind.
Auf dem Rande dieſer Decke ſtehen große ſil-
berne Spuckkaſten, welche, vermoͤge ihrer
Schwere, die Decke zugleich mithalten. An
der Wand herunter ſieht man gemeiniglich von
den Matrazen große mit Sammt uͤberzogene
Polſter, an welche man ſich beym Sitzen an-
lehnt. — Man findet ſonſt keine andere
Meubles in den Zimmern der Perſer. Sie
haben darinn keine Betten, Stuͤhle, wie wir,
keine Spiegel, Tiſche und Gemaͤhlde. — Die
Perſer ſitzen auf den Teppichen ſehr bequem,
ja, wie Chardin verſichert, weit bequemer wie
wir auf unſern Stuͤhlen. Fuͤr ſie iſt dieſe Art
zu ſitzen ſehr geſund. Wollte man es aber in
unſerm feuchtern und kaͤltern Clima nachah-
men; (welches ohnehin nicht zu befuͤrchten iſt)
ſo wuͤrden wir uns dadurch viele Uebel zu-
ziehen.
Die Betten ſind bey ihnen ſo ſimpel, wie
alle ihre uͤbrigen Meublen. Sie beſtehen in
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/62>, abgerufen am 24.11.2024.
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